Beiträge zur Küstenbeschreibung von Kaiser Wilhelms-Land.
Die gestrichelten Linien bedeuten nicht die Grenzen einer bestimmten
Wassertiefe, sondern zeigen nur an, dafs innerhalb derselben sich Stellen be-
finden, welche ein Schiff von etwa 4m (13 Fufs engl.) Tiefgang nicht passiren
kann. Möglicherweise befinden sich auch noch aufserhalb der Linien solche
Stellen, welche bei der Vermessung wegen der kurzen darauf verwendbaren
Zeit nicht entdeckt wurden; doch sind dies jedenfalls nur Korallenbänke von
sehr geringer Ausdehnung, die rundum genügende Wassertiefe haben und die
man von der Höhe eines Schiffes genügend weit sehen und deshalb leicht ver-
meiden kann.
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Beiträge zur Küstenbeschreibung von Kaiser Wilhelms-Land. ©)
Aus den Berichten von Dr. Hollrung („Nachrichten über Kaiser Wilhelms-
Land und den Bismarck-Archipel“, Heft IV, 1887) über seine im November 1886
und Januar 1887 von MHatzfeldthafen und Konstantinhafen aus ausgeführten
Forschungen entnehmen wir im Folgenden einige sich auf die Beschreibung der
Küste und die Schiffahrt an derselben beziehende Angaben.
Oestlich des das Hinterland im Süden von Hatzfeldthafen abschliefsenden
Bergzuges (ulum baebi, Regenberg) resp. dessen beiden Ausläufern breitet sich
eine gröfsere Ebene aus, welche im Norden bis an das Meer reicht. Die Küste,
welche diese Ebene begrenzt, besitzt eine sehr einfache Bildung, indem sie nur
drei äufserst flache Einbuchtungen von je ca 1!/akm Länge besitzt. Der Strand
ist flach und sandig, mit Ausnahme der nur wenig hervortretenden Huk, wo
Korallenbildungen auf ganz kurze Strecken zu Tage treten; stellenweise geht
er ohne sichtbare Grenze in das eigentliche Uferland über, andererseits deutet
gine stufenartige Ueberhöhung des Strandes den Beginn des von der Brandung
ınberührt gelassenen Geländes an. Am Westende der Ebene und zugleich der
arsten Einbuchtung liegt das Dorf Tombenam, am Ostende der Bucht dagegen
das Dorf Kaiten. Weiter nach Osten trifft man in der folgenden Bucht auf
keine Ansiedelung von Eingeborenen, dagegen am Ostende der folgenden dritten
Einbuchtung auf das Dorf Mbudsib. Auf der genannten Küstenstrecke münden
vier Flüsse: der Dodo wenige Hundert Meter westlich von Tombenam mit
iagunenartiger Mündung, vor welcher eine breite, zeitweise von der Brandung
überspülte oder vom Flusse bei Anschwellung infolge starker Regengüsse durch-
brochene Sandbarre liegt; der Bub an der Stelle, wo auf der Kartenskizze von
Finsch Samoahuk bezeichnet ist; der Dsudsur, 0,5km östlich vom Bub; der
Bololab etwas westlich vom Dorfe Mbudsib. Der Dodo, Bub und Bololab sind
Bäche mit kurzem Lauf, der Dsudsur allein besitzt eine, wenn auch schmale,
3twa 1m tiefe, ziemlich stark strömende Ausmündung und geht allem Anschein
aach eine gröfsere Strecke in das Innere. Vor der Mündung hat er sich zu
einer gegen 100m breiten Lagune erweitert, hinter dieser landeinwärts ist sein
Bett etwa 20—30m breit. In der Nähe der Mündung ist der Dsudsur für
Ruderboote befahrbar, es konnte aber nicht ausgemacht werden, bis auf welche
Entfernung, da die vor dem Flusse stehende Brandung es unmöglich machte,
ein Boot auf den Flufs zu bringen, und derselbe von den Eingeborenen nicht
befahren wird.
Die Küste westlich von Hatzfeldthafen unterscheidet sich wesentlich in
Form und Beschaffenheit von derjenigen im Osten der Station. Im Osten
äufserst flache, kaum als solche zu erkennende Einbuchtungen, im Westen tief
eingeschnittene Buchten, dort Sandstrand vorherrschend, hier Korallen sehr
häufig, dort Riffe fehlend, hier jeder Huk ein Riff vorgelagert, dort vielfach
Gras bis an den Strand, hier allenthalben ein breiter Waldsaum am Ufer ent-
lang. Die erste der westwärts von Hatzfeldthafen gelegenen Buchten, nach
dem in ihrem Grunde befindlichen Dorfe Tugumor benannt, ist sehr geräumig,
aber wenig geschützt; sie hat die Form eines Quadrates, dessen östliche Seite
') Siehe auch Annalen 1887. Heft V. S. 181.