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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 16 (1888)

Kleine Notizen. 
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Pfropfen auf dasselbe gesetzt werden darf, weil hierdurch die Entzündung der 
Bombe verhindert werden würde. Wir legten daher die Segel nieder und 
ankerten in 12m Wasser. Das Boot arbeitete von jetzt ab ruhiger, so dafs 
wir ohne Schwierigkeit laden konnten. Zwei Bomben, welche je '/ kg Thran 
enthielten,, wurden über den Bug in der Kielrichtung abgeschossen, beide ex- 
plodirten 50—60 m vor dem Boot, etwa 6m über Wasser und ölten je eine 
zusammenhängende Fläche von vielleicht 50 qm. Der starke nördliche Strom 
liefs die Oelschicht schnell hinter das Boot treiben, wo dieselbe noch lange 
gesehen wurde. Soweit das Oel die Oberfläche des Wassers bedeckte, waren 
die weißen Köpfe der Wellen verschwunden, und blieb dort nur die Dünung 
zurück, Ein weiterer Beweis dafür, dafs Oel auf tiefem Wasser eine regelmäfsig 
laufende See beruhigt. 
Nachdem wir uns somit überzeugt hatten, dafs die Explosion der Bomben 
gut von Statten ging, wurden die Versuche auf dem Watt eingestellt und am 
nächsten Morgen mit dem Rettungsboote zum Aufsenstrande gelahren, wo ver- 
schiedene Oelsorten auf ihre Wirkung in der Brandung erprobt werden sollten. 
Vormittags 9'/% Uhr, am 14. April, erreichten wir bei anfangs mäfsiger 
nördlicher Briese, welche nach und nach mehr abflaute, die nördlichste Spitze 
der Insel. Daselbst stand noch eine mäfsige Brandung, die von dem in der 
verflossenen Nacht herrschenden stärkeren Nordwestwinde herrührte. Wir 
nahmen hier die Versuche vom Lande aus vor, da aus den schon angegebenen 
Gründen in der Brandung weder Raketen noch Bomben vom Boote aus ab- 
gefeuert werden können, 
Zunächst feuerten wir 9 Raketen ab, von gleicher Gröfse, wie solche bei 
den Versuchen in Cuxhaven angewandt worden sind. Von denselben waren 
einige mit Rüböl, andere mit Thran und wieder andere mit gekochtem Leinöl 
gefüllt, Bei mehreren dieser Raketen beobachteten wir deutlich das Einschlagen 
in die Brandung resp. Krepiren derselben in der Luft über der Brandung, ohne 
jedoch eine beruhigende Wirkung des Oels auf dieselbe zu bemerken. 
Ein Versuch mit einer grofsen, 5cm im Durchmesser haltenden Rakete, 
welche 1kg Oel mitführte, mifsglückte, da die Hinterbeschwerung nicht grofs 
genug war. 
Nunmehr wurden noch 6 Oelbomben in kurzen Intervallen abgefeuert. 
Alle explodirten dicht über dem Wasser in der Brandung, doch war ebenfalls 
keine beruhigende Wirkung auf dieselbe wahrzunehmen. Das Oel war in der 
Brandung überhaupt nicht sichtbar, sondern machte sich erst weiter östlich, 
wohin es von der Strömung getrieben worden war und woselbst das Rettungs- 
boot in verhältnismäßig ruhigem Wasser verankert lag, in handgrofsen und 
kleineren Fleckechen kemerkbar, welche in grofsen Zwischenräumen auf der 
Wasserfläche vertheilt waren und nur bei genauer Beobachtung gesehen werden 
konnten. 
Es steht nach diesen Versuchen unzweifelhaft fest, dafs das Oel in Bran- 
dung am flachen Strande oder auf Sandbänken keine zusammenhängende Fläche 
bildet, wie dies auf tiefem Wasser selbst bei hochlaufender See der Fall ist, 
sondern durch das Durcheinanderwühlen des Wassers in viele kleine Körper 
zerstreut wird und dadurch seine Wirkung verliert, 
Bei allen bisher gemachten Versuchen war die Brandung in solcher Höhe, 
dafs ein Rettungsboot ohne grofse Schwierigkeit dieselbe passiren konnte. 
Nach unseren Beobachtungen übte das Oel nur bei ganz geringer Brandung eine 
bemerkbar beruhigende Wirkung auf dieselbe aus und . verlor sich schon bei 
mäfsiger Brandung ganz. In Fällen daher, wo die Brandung so stark ist, dals 
Schwierigkeiten für ein Rettungsboot entstehen, dieselbe zu passiren, wird nach 
den gemachten Erfahrungen das Oel orst recht nicht wirken. 
Nach diesen und den früheren Versuchen ist nicht zu bezweifeln, dafs 
sowohl die Raketen wie auch die Bomben auf hoher See, beim Abfahren vom 
Schiffe oder Anlegen an ein solches, grofse Dienste leisten können, Auch auf 
Feuerschiffen werden sich dieselben gut bewähren; ebenso beim Passiren von 
Barren und in anderen Fällen.“
	        
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