Kleine Notizen.
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Pfropfen auf dasselbe gesetzt werden darf, weil hierdurch die Entzündung der
Bombe verhindert werden würde. Wir legten daher die Segel nieder und
ankerten in 12m Wasser. Das Boot arbeitete von jetzt ab ruhiger, so dafs
wir ohne Schwierigkeit laden konnten. Zwei Bomben, welche je '/ kg Thran
enthielten,, wurden über den Bug in der Kielrichtung abgeschossen, beide ex-
plodirten 50—60 m vor dem Boot, etwa 6m über Wasser und ölten je eine
zusammenhängende Fläche von vielleicht 50 qm. Der starke nördliche Strom
liefs die Oelschicht schnell hinter das Boot treiben, wo dieselbe noch lange
gesehen wurde. Soweit das Oel die Oberfläche des Wassers bedeckte, waren
die weißen Köpfe der Wellen verschwunden, und blieb dort nur die Dünung
zurück, Ein weiterer Beweis dafür, dafs Oel auf tiefem Wasser eine regelmäfsig
laufende See beruhigt.
Nachdem wir uns somit überzeugt hatten, dafs die Explosion der Bomben
gut von Statten ging, wurden die Versuche auf dem Watt eingestellt und am
nächsten Morgen mit dem Rettungsboote zum Aufsenstrande gelahren, wo ver-
schiedene Oelsorten auf ihre Wirkung in der Brandung erprobt werden sollten.
Vormittags 9'/% Uhr, am 14. April, erreichten wir bei anfangs mäfsiger
nördlicher Briese, welche nach und nach mehr abflaute, die nördlichste Spitze
der Insel. Daselbst stand noch eine mäfsige Brandung, die von dem in der
verflossenen Nacht herrschenden stärkeren Nordwestwinde herrührte. Wir
nahmen hier die Versuche vom Lande aus vor, da aus den schon angegebenen
Gründen in der Brandung weder Raketen noch Bomben vom Boote aus ab-
gefeuert werden können,
Zunächst feuerten wir 9 Raketen ab, von gleicher Gröfse, wie solche bei
den Versuchen in Cuxhaven angewandt worden sind. Von denselben waren
einige mit Rüböl, andere mit Thran und wieder andere mit gekochtem Leinöl
gefüllt, Bei mehreren dieser Raketen beobachteten wir deutlich das Einschlagen
in die Brandung resp. Krepiren derselben in der Luft über der Brandung, ohne
jedoch eine beruhigende Wirkung des Oels auf dieselbe zu bemerken.
Ein Versuch mit einer grofsen, 5cm im Durchmesser haltenden Rakete,
welche 1kg Oel mitführte, mifsglückte, da die Hinterbeschwerung nicht grofs
genug war.
Nunmehr wurden noch 6 Oelbomben in kurzen Intervallen abgefeuert.
Alle explodirten dicht über dem Wasser in der Brandung, doch war ebenfalls
keine beruhigende Wirkung auf dieselbe wahrzunehmen. Das Oel war in der
Brandung überhaupt nicht sichtbar, sondern machte sich erst weiter östlich,
wohin es von der Strömung getrieben worden war und woselbst das Rettungs-
boot in verhältnismäßig ruhigem Wasser verankert lag, in handgrofsen und
kleineren Fleckechen kemerkbar, welche in grofsen Zwischenräumen auf der
Wasserfläche vertheilt waren und nur bei genauer Beobachtung gesehen werden
konnten.
Es steht nach diesen Versuchen unzweifelhaft fest, dafs das Oel in Bran-
dung am flachen Strande oder auf Sandbänken keine zusammenhängende Fläche
bildet, wie dies auf tiefem Wasser selbst bei hochlaufender See der Fall ist,
sondern durch das Durcheinanderwühlen des Wassers in viele kleine Körper
zerstreut wird und dadurch seine Wirkung verliert,
Bei allen bisher gemachten Versuchen war die Brandung in solcher Höhe,
dafs ein Rettungsboot ohne grofse Schwierigkeit dieselbe passiren konnte.
Nach unseren Beobachtungen übte das Oel nur bei ganz geringer Brandung eine
bemerkbar beruhigende Wirkung auf dieselbe aus und . verlor sich schon bei
mäfsiger Brandung ganz. In Fällen daher, wo die Brandung so stark ist, dals
Schwierigkeiten für ein Rettungsboot entstehen, dieselbe zu passiren, wird nach
den gemachten Erfahrungen das Oel orst recht nicht wirken.
Nach diesen und den früheren Versuchen ist nicht zu bezweifeln, dafs
sowohl die Raketen wie auch die Bomben auf hoher See, beim Abfahren vom
Schiffe oder Anlegen an ein solches, grofse Dienste leisten können, Auch auf
Feuerschiffen werden sich dieselben gut bewähren; ebenso beim Passiren von
Barren und in anderen Fällen.“