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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 16 (1888)

Vierteljahrs-Wetter-Rundschau der Deutschen Seewarte, 
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Stärke 9—10 einfallender Wind, Luft etwas aufhellend; gegen 1/2 a kam dann 
der Wind aus NW mit ebensolcher Stärke, wurde dann aber wieder flauer; von 
3 bis 4a nahm er wieder bis zum Sturme zu. Wilde unregelmäfsige See. Auf 
8. 86 erreichte das Barometer erst um Mittag am 25. seinen tiefsten Stand und 
holte der Wind gegen 3p in einer schweren Böe (10) plötzlich nach NW und 
flaute ab. Regen in Strömen; um 8p NW 4. 
Die Ausbildung eines Theilminimums, welches sich am 24. im SW- 
Quadranten der nordischen Depression bei Island gebildet hatte, zu einem 
mächtigen Wirbel im Norwegischen Meere leitet den neuen Zeitabschnitt 
vom 26.—30, Oktober ein, welcher sich durch sehr niedrigen Druck und 
unruhiges Wetter im nordwestlichen Europa auszeichnet, Wie so oft schon 
beschrieben, wiederholte sich auch in diesem Falle die. Knospung an der SW- 
Seite der Depression noch zweimal, und pflanzten sich ein drittes und viertes 
Minimum, jeweils weiter in das Gebiet höheren Druckes einschneidend, am Süd- 
rande des grofsen Gebietes niederen Druckes fort; die starke Entwickelung und 
rasche Fortpflanzung des vierten machte dabei dem Leben des dritten ein 
rasches Ende, dessen Spur in Lappland am 28. verschwand, während am 29, 
das vierte mit aufserordentlicher Tiefe an der Südwestspitze Finnlands lag. Die 
Tage vom 26.—29, Oktober, namentlich aber die letzte Nacht vom 28./29., 
brachten auch der deutschen Küste schwere Stürme, welche eingehend diskutirt 
worden sind von Herrn Dr. van Bebber in den „Ann. d. Hydr. etc.“, 1884, 
Heft XII, S. 676 ff., unter Beigabe von Wetterkarten und ausführlichem Beob- 
achtungsmaterial. Zu der Heftigkeit dieser Stürme hat der Umstand wesentlich 
mitgewirkt, dafs gleichzeitig das Maximum vom Ocean, unter Zusammen- 
schrumpfen im Süden und Abnahme an Höhe, doch für Europa an Wirksamkeit 
gewonnen hatte durch Ausdehnung auf den SW des Erdtheiles. Ueber dem 
westlichen Theile des Oceans pflanzte sich unterdessen eine schwache Depression 
fort, der ein starkes Maximum auf dem Fufse folgte. ; 
Nach dem Vorübergange der grofsen Depression stieg vom 29, zum 30. 
der Luftdruck in Centraleuropa bedeutend, und das Hochdruckgebiet, welches 
sich so entwickelte, wanderte während des folgenden Zeitabschnittes vom 
31. Oktober bis 8. November langsam ostwärts, am 1. und 2, mit Baro- 
meterständen über 780 mm in seinem Mittelpunkt. Gleichzeitig entwickelte sich 
aus dem, durch einen von Bermuda kommenden Wirbel zerschnittenen Maximum 
bei Neufundland ein stationäres, mäfsiges Hochdruckgebiet in der normalen 
Lage SW von den Azoren, das, am 4. von einem neuen, von Amerika kommen- 
den absorbirt wurde. Die Bewegung der barometrischen Minima bietet in 
diesem Zeitraum ein aufserordentlich einfaches Bild (vgl. Karte VI), nämlich 
vier Bahnen, welche von der Hudsonsbai, vom Mississippi, vom Golfstrom und 
von den Azoren kommend, fächerförmig nach dem KEuropäischen Eismeer 
konvergiren, während das europäische Festland ganz frei von solchen bleibt. 
Die drei westlicheren von diesen Wirbelu waren ziemlich intensiv und traten 
in Begleitung bedeutender Stürme auf; doch bieten die Schiffsjournale wenig 
Besonderes aus dieser Zeit dar. 
83. November. S. 91. Um Oh a. m. orkanartiger Sturm aus W; niedrigster Luftdruck 
== 748,3. — D. 31. Um 9p schwaches Nordlicht. — D. 46: Um 8p Blitzen im NW, Wind 
NW 8, Bar. 745,0. — D. 52. Um 8p Wind WSW 8, Bar. 743,0. 
5. November. S. 33 (61° W). Um 8p niedrigster Luftdruck = 758,3, bei SWzS 10. — 
D. 39. Um 8p Bar. 773,2, Wind W232. 
Der Zeitabschnitt schliefst mit der Annäherung einer neuen schwachen 
Depression auf der grofsen Zugstrafse längs der Nordgrenze der Vereinigten 
Staaten; am 9. entwickelt sich diese, wie es so oft der Fall, in der Nähe von 
Neufundland mächtig und absorbirt die nordöstlich von ihr auf. dem Ocean 
liegende grofse Depression. Dieses häufige Verhalten der amerikanischen 
Depressionen dürfte nur ein Specialfall der in dieser Rundschau und anderwärts 
von uns so oft betonten Regel sein, nach welcher das jeweils nach SW zu 
liegende Minimum eines Paares das wachsende und sich rasch fortpflanzende, 
das nach NE zu liegende das absterbende und langsam, oft auch westwärts, 
sich bewegende zu sein pflegt. Allerdings wirkt in diesem Falle vermuthlich
	        
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