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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 16 (1888)

Aus dem Reisebericht der deutschen Brigg „Bertha“, 
DR 
weifsgetünchte Häuser von Deck aus 6—7 Sm weit sichtbar sind, WSW peilt, 
man also auf einer diese beiden verbindenden Linie steht; dann gerade auf die 
Stadt zu. Recht voraus ist eine Lücke im Riff, welche (in SO—NW-Richtung) 
sine Weite von ca 0,4 Sm hat. Der die Einfahrt im NW begrenzende Theil 
des Riffes ist etwa 4,5m (15 Fuß) hoch mit Korallen, Steinen und Baumstämmen 
bedeckt und daher sehr leicht auszumachen, da in der Nachbarschaft mindestens 
auf 5 Sm keine solche Bildung vorhanden ist. Der südöstliche Theil ist, wie das 
Riff im Allgemeinen, nur wenig über dem Wasser erhaben, nur an wenigen 
Stellen ragt er 0,3—0,6 m (1—2 Fufs) über dasselbe hervor. Die Riffe sind 
auf weite Entfernungen an der Farbe der Meeresoberfläche erkennbar; die Seo 
bricht sich an der Aufsenkante und man kann auf 1 Kablig. oder gar noch 
päher ohne Gefahr an dieselben hinangehen. Ich habe wenigstens aufserhalb 
des Riffes, bei flauer Briese kreuzend, keine abgetrennten Untiefen bemerkt, 
und ein Gleiches wurde mir auch von den Lootsen versichert. Auch die Kin- 
fahrt ist nach dem NW-Riff vollständig rein, doch hat man sich zu hüten, dem 
SO-Riff zu nahe zu kommen, weil sich dort einige Korallenbänke mit nur 3,3 m 
(11 Fuß) Wasser befinden. Fast ganz am Ende des letztgenannten Riffes liegen 
einige Steine, die 0,3—0,6 m (1—2 Fufs) über. Wasser sind und von denen aus 
die erwähnten Korallenbänke sich etwa 1! Kabllg. nach NW erstrecken. Hier 
stiefs ein Englischer Schoner auf, der übrigens einen Lootsen an Bord hatte. 
Ganz nahe dabei sind 4,8 m (16 Fufs) und noch etwas weiter schon 13,5—15 m 
(45—50 Fuß) Wasser. Man steuert ungefähr recht in der Mitte, etwas näher 
dem SO-Riff, ein und kann dann eben innerhalb des letzteren, auf einer Wasser- 
tiefe von 4,8—6,0 m (16—20 Fuß), woselbst man Schutz gegen eine östliche 
Dünung hat, ankern. Bis hier kann man ganz gut ohne einen Lootsen kommen. 
Um Ladung einzunehmen, hat man aber nach dem innern Ankerplatz zu gehen, 
was ohne Lootsen nicht geschehen kann. Man kann zwar von der Einfahrt in 
gerader Linie auf ein rothes Haus am Strande und damit auf den innern Anker- 
platz zusteuern; allein es liegen so viele kleine Korallenbänke umher, dafs die 
geringste Abweichung von dem Kurse nach der einen oder der andern Seite 
das Schiff auf den Grund bringt, weil Bojen oder andere Merkzeichen zur An- 
deutung der Fahrrinne nicht vorhanden sind. Nur bei dem Ankerplatz ist auf 
eginem kleinen Riff ein Pfahl von 2,1 m (7 Fufs) Höhe eingerammt, an dessen 
Spitze ein Stück Blech von 0,9m (3 Fufs) Länge und 0,3m (1 Fulfs) Breite 
nach Art eines Wegweisers befestigt ist. Diese Bake ist aber nur in einer sehr 
geringen Entfernung zu erkennen, Der Lootse steht beim Einsegeln vorne, und 
wenn er eine flache Stelle sieht, giebt er seine Anordnung danach. Gewöhnlich 
ist das Wasser klar genug, um auf 5,4—6 m (18—20 Fuls) den Grund erkennen 
zu können; zuweilen ist es jedoch trübe. Auf das Bergen der Segel vor dem 
Zuankergehen hat der Kapitän selber zu achten, indem der Lootse sich hierum 
nicht bekümmert. Ich sah, wie ein einkommendes Schiff, dessen Kapitän mit 
den Gewohnheiten des Lootsen nicht bekannt war, unter allen Segeln und mit 
einer Fahrt von 4 Kn den Anker fallen lassen mufste. Uebrigens thut man 
gut, wenn. man sich auch hinsichtlich des Vermeidens der seichten Stellen im 
Fahrwasser nicht allein auf den Lootsen verläfßst. 
Der Wind ist von 9 oder 10 Uhr Vormittags an den ganzen Tag SE 
bis ESE, also raum zum Einsegeln, weshalb man mit kleinen Segeln manövriren 
kann, Wenn man sich dem Ankerplatz, der durch die erwähnte Bake gekenn- 
zeichnet ist, nähert, ist es rathsam, die Fahrt des Schiffes durch das Back- 
brassen des stehengebliebenen Marssegels zu stoppen, weil zum Anluven kein 
Platz vorhanden ist. Dicht bei der Bake läfst man den Anker fallen, und. zwar 
NW bis W von derselben, nicht wie mein Lootse, den ich von St. Domingo 
mitgebracht hatte, es that, südlich von derselben, wo wir auf 2,1 m (7 Fuls) 
Tiefe den Grund berührten. Das Riff, auf dem die Bake steht, fällt nach N 
and NW ganz steil ab, indem die Wassertiefe fast plötzlich von 0,3 m (1 Fufs) 
auf 4,8 m (16 Fufs) zunimmt, die gröfste Tiefe, die auf dem’ innern Ankerplatz 
überhaupt vorkommt. Zum Schwaien ist mit 81m (45 Fad.) Kette aus kein 
Platz vorhanden; man vertäut deshalb das Schiff vom Heck aus mit einem 
Wurfanker oder macht die Leine an einem Baume fest. Ein leichter Wurfanker 
achteraus ist genügend, da der Ankergrund, wie schon bemerkt, ausgezeichnet 
hält und die Landbriese, welche von des Abends 7 Uhr bis des Morgens 7 Uhr 
Ann. d. Hydr. otc., 1888, Heft I.
	        
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