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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 16 (1888)

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Tocopilla und Duendes. 
Copper-Mining and Smelting Co.“ nach Coronel und Lota gesandt, um dort 
geschmolzen und als Kupfer nach Europa verschifft zu werden, In der Um- 
gebung von Tocopilla und Duendes sind sehr viele, mehr oder weniger ergiebige 
Kupferminen, welche sich in den Händen kleiner Unternehmer befinden, die das 
Erz an die eben genannte Gesellschaft verkaufen. Die Güte des Erzes varlirt 
in den verschiedenen Minen von 11 bis 30%, ja in einigen Fällen bis 35% 
Kupfer Gehalt. Reich sind, soviel ich weils und gehört habe, hier noch keine 
Minenarbeiter geworden; sie führen im Gegentheil meistens nur ein trauriges 
Leben. Die ganze Woche hindurch arbeiten diese Leute in den ungesunden 
Kupferbergwerken, um am Sonnabend in die Stadt zu kommen und dort mit 
den Kameraden einen lustigen Abend zu feiern. Geselliger Verkehr und geistige 
Genüsse zur Erheiterung sind hier fremd, und die ganze Erholung, die die Leute 
finden, beschränkt sich auf das Zusammensein in Wirthshäusern untergeordneten 
Ranges (Branntweinkneipen oder Dispachos). Beim Laden des Kupfererzes mufs 
man recht vorsichtig sein und die Leute zum Trimmen der Ladung nicht 
anders als mit einem Schwamm im Munde in den Raum hinunterschicken und 
auch nur dann, wenn gerade keine Ladung übergenommen wird. Das Erz stäubt 
ungemein; während des Einnehmens desselben ist im Raum vor Staub nichts zu 
sehen und dieser ist sehr gesundheitsschädlich. Zwei meiner Leute erkrankten 
eines Tages recht ernstlich in Folge des eingeathmeten Staubes. HKiner der- 
selben lag drei Stunden wie todt da und es gelang nur nach Anwendung aller 
möglichen Mittel, ihn am Leben zu erhalten. Die beiden Leute waren zwar 
am folgenden Tage wieder hergestellt, doch habe ich sie nicht wieder im Raum 
arbeiten lassen. Wie nachtheilig für Leben und Gesundheit mufßs daher wohl 
der Aufenthalt der Arbeiter in den an 100 Meter tiefen Bergwerken sein. 
Die meisten der eingewanderten englischen Minenarbeiter wünschen daher auch 
in ihrer Heimath geblieben zu sein, wo sie eben soviel als hier verdienen und 
dabei ein menschenwürdiges Dasein führen. 
In Tocopill@a ist zwar eine katholische Kirche vorhanden, allein nicht 
immer ein Seelsorger im Amt. Die Stadt besteht aus ca 300 aus Holz erbauten 
Häusern, von denen aber drei Viertel leer stehen. Nur die Hauptstrafse der 
Stadt, an welcher die Kommandantur, die Post und das Gefängnifs gelegen 
sind, hat einigermafsen gute Seitenwege; in allen übrigen Strafsen müssen 
Menschen und Thiere im tiefen Sande waten. Das Klima von Tocopzlla ist gesund; 
die Nächte sind bei der gewöhnlich um 12 Uhr einsetzenden Landbriese feucht 
und kühl. Von Sonnenaufgang bis 2 Uhr Nachmittags ist es meistens wind- 
still, doch wird die Temperatur der Luft, selbst in der wärmsten Zeit des 
Jahres — im Januar — nicht übermäfsig hoch. Von der letztgenannten Stunde 
an ist die Luft selbst im Sommer, bei der bis 7 Uhr oder auch bis 9 Uhr 
Abends wehenden Seebriese von SSW kühl. 
Die „Tocopilla Copper Mining & Smelting Co. (lim.)“ versendet monatlich 
15 bis 20000 Quintales Erz, sowie ferner ca 25000 Quintales Salpeter. Alle 
acht Tage legt hier ein von Norden und ein von Süden kommender Dampfer 
an, welche die Post und alle nöthigen Lebensbedürfnisse für die Bewohner 
mitbringen, da das Land in der Umgebung von Tocopilla, wie bei allen nörd- 
lichen Häfen Chiles keiner Kultur zugänglich ist. Das Trinkwasser wird durch 
Destillation des Seewassers gewonnen und vermittelst Maulesel nach den Minen 
befördert. Tocopilla ist, wie schon bemerkt, nur ein unbedeutender Handels- 
platz, aber der Hafen ist gut; er bietet den Schiffen völlige Sicherheit und ist 
z. B. bedeutend besser als Antofagasta, Während meines zweimaligen Aufent- 
halts daselbst, im Oktober 1886 und im Januar und Februar 1887 lag ich mit 
dem Schiffe etwa 1 Kabllg. von der Landungsbrücke entfernt, auf einer Wasser- 
tiefe von 11m (6 Fad.) über Sand- und Muschelgrund, mit beiden Bugankern 
and je 80m (45 Fad.) Kette voraus und dem Reservebuganker mit 108m 
(60 Fad.) Kette achteraus vertäut, die nürdlichste Klippe bei Algodon Point 
in rw. W!/S, sicher und ruhig wie in einem Dock, Als Achteranker sollte 
man stets den Reservebuganker mit mindestens 54 m (30 Fad.) Kette benutzen, 
weil in der Nacht häufig sehr kräftiger NE-Wind weht, bei dem ein Wurfanker 
leicht durchgeht. Auf unserm Ankerplatz war keine Spur von Seegang und 
selbst gegen die gewöhnliche Dünung aus SW lag das Schiff geschützt. Nur 
am Lande ist oft eine Grundschwell vorhanden, die eine solche Brandung
	        
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