Ann. d, Hydr. ete., XVI. Jahrg. (1888), Heft VII
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Untersuchungen über den Einflufs der Dynamomaschine und der zur
elektrischen Beleuchtung erforderlichen Kabelleitungen auf den Kompafs,
angestellt von dem Kaiserlichen Observatorium zu Wilhelmshaven.
(Nach dem Bericht von Dr. Eschenhagen, Assistent des Kaiserlichen Observatoriums.)
Der Betrieb einer Dynamomaschine zum Zwecke der elektrischen Be-
leuchtung eines Schiffes kann auf die Kompasse desselben von dreierlei Kin-
flufs sein.
Erstens kommt die magnetische Fernwirkung der Maschine mit ihren
kräftigen Elektromagneten selbst in Frage, zweitens handelt es sich um die
ablenkende Wirkung der von kräftigen elektrischen Strömen durchflossenen
Drahtleitung, drittens ist der Einflufs der aufgestellten Scheinwerfer und Be-
leuchtungslampen zu beachten.
Bei einer Besichtigung der elektrischen Beleuchtungsanlagen an Bord
8. M. Aviso „Pfeil“ und S, M, S. „König Wilhelm“ in Bezug auf ihre Ver-
wendbarkeit für Versuche über ihren Einfluß auf die Kompasse zeigte es sich,
dafs die beschränkten Räumlichkeiten eine Aufstellung von Kompassen in der
Nachbarschaft der Dynamomaschine in mehreren Azimuten und Entfernungen
nahezu unmöglich machten, dafs ferner derartig aufgestellte Kompasse so wesent-
lich von ihrer Richtkraft durch die Eisentheile des Schiffes verloren haben
würden, dafs ein reines Resultat auf diese Weise wohl kaum hätte erlangt
werden können. ;
Es erschien aus diesen Gründen angezeigt, die Fundamentaluntersuchungen
an Land, und zwar an einem möglichst frei von magnetischen, nicht von der
Maschine herrührenden Lokaleinflüssen gelegenen Orte anzustellen, indem es
weiteren, in jedem besonderen Falle auszuführenden Specialuntersuchungen über-
lassen bleiben mufs, zu erforschen, wie die Einflüsse der elektrischen Beleuchtungs-
anlage auf jedem einzelnen Schiff sich gestalten. Die Nothwendigkeit einer
derartigen besonderen Untersuchung jedes einzelnen Falles‘ mufls noch darin
seine Begründung erhalten, dafs Eisen- und Stahltheile in der Nachbarschaft
cirkulirender elektrischer Ströme erst nach einiger Zeit eine gewisse Menge von
permanentem Magnetismus annehmen, die vom Orte der Aufstellung der Maschine
sowie von der Lagerung der fraglichen Eisen- und Stahltheile abhängig ist;
hierdurch erhält jedes Schiff, ganz abgesehen, dafs die gesammte Beleuchtungs-
anlage sich den Verhältnissen des Schiffes anzupassen hat, also nicht nach
dem gleichen Schema durchgeführt werden kann, einen besonderen elektro-
magnetischen Charakter, der auch einer besonderen Untersuchung unterworfen
werden mufs,
. Es erschien hiernach am zweckmäfsigsten, in einem frei gelegenen, für
elektrotechnische Zwecke bestimmten, aber noch nicht in Benutzung genommenen