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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 16 (1888)

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Reisebericht der deutschen Bark „Spica®, 
31° S-Br und 34° O-Lg sich aber wieder im östlichen Quadranten festsetzte. 
Mit diesem Winde wurde dem Kap zugesteuert. Im Nordwesten, über der 
afrikanischen Küste stiegen wiederholt schwere Gewitterwolken auf, die unter 
fortwährenden Blitzen gegen den auffrischenden östlichen Wind langsam ost- 
wärts zogen. Am Morgen des 15. Mai stand auch ein Gewitter im Nordwesten, 
welches von der Kimm bis zu einer Höhe von etwa 35° den Himmel bedeckte 
und sich unter anhaltenden heftigen Blitzen langsam nach Nordost verschob. 
Gegen 91% Uhr Vormittags begann es aus letzterer Richtung derartig stürmisch 
zu wehen und es erhob sich rasch eine solche Sce, dafs „Spica“ unter Fock- 
und Grofsmarssegel kaum vor der letzteren wegzulenzen im Stande war und 
wir befürchten mufsten, dafs bei dem tiefbeladenen Schiffe eine Brechsee Alles 
von Deck schlagen würde. Wir legten deshalb das Schiff unter den beiden 
Untermarssegeln an den Wind. Um 12 Uhr legto sich die aufgeregte See 
ebenso schnell als sie entstanden war, und der Sturm nahm bis zur Stärke 
8 ab, worauf wir um 4 Uhr Nachmittags unsern Kurs wieder aufnahmen. Am 
nächsten Tage sichteten wir Kap Agulhas. Unsere Länge erwies sich nach beiden 
Chronometern bis auf 3‘ richtig. Die Stromversetzung war von geringer Be- 
deutung; sie betrug an dem letztgenannten Tage SW 15 Sm, 
Am 19. Mai kreuzte „Spica“ den Meridian von Kapstadt bei mäfsigen, 
westlichen Winden, die mehrere Tage anhielten und dann bis zur Mallung und 
Windstille abflauten. Nachdem der Wind darauf eine Zeitlang mäfsig von SE 
bis ESE geweht hatte, führte er einen vollständigen Rundlauf um den ganzen 
Kompafs von rechts nach links aus, um sich dann bei mäfsiger Stärke im SSE 
festzusetzen, womit wir am 24, Mai den Parallel von 30° S in 12,7° O-Lg er- 
reichten. Das Schiff hatte sich 20 Tage südlich von 30° S-Br aufgehalten. 
Auf der Fahrt durch den südlichen Indischen Occan bis zur Südspitze Afrikas 
batten wir 10° S-Br in 87,8° O-Lg am 9. April, 20° S-Br in 64,7° O-Lg am 
20. April, 30° S-Br in 39,3° O-Lg am 4. Mai, ferner 90° O-Lg in 9,1° S-Br 
am 8. April, 60° O-Lg in 22,1° S-Br am 22, April und 30° O-Lg in 29,6° S-Br 
am 3. Mai geschnitten. 
Der mäfsige SSE-Wind, don „Spica“ in 30° S-Br erhiclt, blieb beim 
Fortschreiten nach NW stehen und entwickelte sich zum Passat. Am 4. Juni 
wurde St, Helena und am 10. Ascension gesichtet und am 16. Juni die Linie in 
25,0° W-Lg überschritten. Die Strecke zwischen 30° S-Br und dem Aequator 
wurde in 23 Tagen durchsegelt und 20° S-Br in 0,3° W-Lg am 1. und 10° S-Br 
in 11,9° W-Lg am 8. Juni geschnitten. 
Der SE-Passat erstreckte sich mit ziemlich frischer Stärke bis nach 
2° Nord, wo er flau wurde, erst südsüdwestlich holte und dann wieder auf SE 
zurückging. Auf 7,5° N-Br in 24,5° W-Lg schien am 21. die nördliche Grenze 
jes SE-Passates errcicht zu sein. Zum Ueberschreiten des Stillengürtels be- 
nöthigte „Spica“ eine sehr lange Zeit, denn erst am 2. Juli griff der NE-Passat 
auf 12,9° N-Br und 27,4° W-Lg kräftig durch, so dafs während einiger Tage ein 
befriedigender Fortgang erzielt worden konnte. Der NE-Passat, welcher in 
28,9° N-Br und 38,9° W-Lg bis zur Windstillo abnahm, dann aber nochmals 
auffrischte, brachte uns nach 37,8° N-Br in 38,5° W-Lg, woselbst der Wind 
bei einem höchsten Barometertande von 775mm (unred.) südlich und westlich 
lief, Erst nur flau bis mäßig, wurde der westliche Wind bei langsam fallendem 
Barometer bald kräftig und ermöglichte es so, in den nächsten Tagen ziemlich 
Länge abzulaufen. Auf den Aufsengründen wurden wir dann noch durch an- 
haltende flaue östliche Winde aufgehalten, bis wir am 7. August, nachdem wir 
Tags zuvor in der Nähe von Wolfrock cinen Lootsen erhalten hatten, den Hafen 
von Falmouth erreichten. Die lange Reise, deren Dauer 147 Tage betrug, war 
hauptsächlich eine Folge des starken Anwuchses des Schiffes. 
Ueber die Insel St. Helena macht Kapt. Hoffmann die folgende 
Bemerkung in seinem Reisebericht: 
„Eine sehr zweckmäfsige Verordnung, welche gewifs den Schiffsführern 
willkommen sein wird, ist endlich in St. Helena erlassen worden. Bis Ende 
1886 durfte kein Boot nach den unter James Town beigedrehten oder vorbei- 
passirenden Schiffen hinausfahren. Das Unterscheidungssignal dieser Schiffe 
wurde auf dem Fort notirt und von diesem mit der nächsten Post über Madeira 
an die „Shippipg Gazette“ berichtet. Während der Nachtzeit war eine Bericht-
	        
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