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Vierteljahrs-Wetiter-Rundschau der Deutschen Seewarte.
Hälfte ihres Weges von meist südlichen und westlichen Winden begünstigt,
während im östlichen Theile des Atlantic Ostwinde häufiger waren. „Doris“
konnte nur deshalb bei dem von 27° W-Lg an herrschenden nordöstlichen
Winde ihre Reise nach Gibraltar befriedigend fördern, weil dieser Meridian in
der zu dieser Jahreszeit empfehlenswerth hohen Breite von 42° N geschnitten
worden war, „Ida“ erreichte die Kanalmündung nach 29tägiger Fahrt, „Hermann
Friedrich“ legte die Strecke zwischen Wilmington und Tuskar in 33 Tagen
zurück, „Bremen“ segelte in 30 Tagen von New-York nach Fair Island und
„Doris“ passirte 27 Tage später als sie den Delaware verlassen hatte, die
Strafe von Gibraltar. Eine weitere Gruppe von Schiffen, bestehend aus
„J. W. Wendt“, „Mozart“, „Antoinette“, „Columbus“, „Johanne Marie“ und
„Victoria“, welche etwa um die Mitte Juni in See gingen, fand westlich von
40° W-Lg Ostwinde häufiger als östlich von diesem Meridiane. Mehrere dieser
Reisen wurden durch stürmische Winde beunruhigt, welche durch eine in der
ersten Hälfte des Juli im mittleren östlichen Theil des Atlantic liegende De-
pression hervorgerufen wurden. Es war dies jene Depression, von deren
frischen Ostwinden unter anderen Schiffen der von Fair Island ab nach Westen
steuernde „George Washington“ vom 12. bis zum 15. Juli begünstigt wurde.
Den heimkehrenden Schiffen kamen die an der Südseite herrschenden stürmischen
Westwinde gelegen zur Förderung ihrer Reisen. Das erste der von Westen
kommenden Schiffe, welches in das Depressionsfeld hineingelangte, war der
„Mozart“, Von 44° N-Br in 23° W-Lg, wo sich derselbe am Mittage des 7, Juli
befand, begann der Luftdruck stetig abzunehmen und der sich langsam von
NW nach SSW verändernde Wind zuzunehmen. Für noch längere Zeit wurden
die Reisen von „Antoinette“, „Columbus“, „Johanne Marie“ und „Victoria“ von
den kräftigen Westwinden dieser Depression begünstigt. Am Mittage des
12. Juli befand sich „Jokanne Marie“ in 47° N-Br und 19° W-Lg, dem Orte des
niedrigsten Luftdrucks der Depression sehr nahe. Bei auf 740,0 mm gesunkenem
Barometerstande, und während es blitzte, ging hier der vorher aus SSE in
Stärke 4 wehende Wind in Mallung über, auf die nach kurzer Zeit wieder ein
frischer NW-Wind folgte. Am Mittage des 12. Juli wehte bei der in 46,5 N-Br
und 21° W-Lg stehenden „Antoinette“ Nordwestwind, Stärke 7, bei „Columbus“
in 48° N-Br und 14° W-Lg, Südwind Stärke 7 und bei „Victoria in 46° N-Br
und 23° W-Lg, Nordnordwestwind Stärke 9. Während die günstigen Winde
dieser so stationären Depression noch anhielten, erreichten die letzten Schiffe
dieser Gruppe die Mündung des Kanals. Als „Antoinette“ und „Victoria“ dieses
am 17. Juli thaten, lag der Ort des niedrigsten Luftdrucks zwischen den Faröer
und den Shetland-Inseln,
Im Juli verließen drei von den in der Liste enthaltenen Schiffen die
Küste Nordamerikas, um zum Kanal zu segeln. Es waren dies „Hedwig“,
„Cleopatra“ und „Matthias“, Ihre Reisen verliefen bei vorherrschend aus west-
licher Richtung wehenden Winden, ohne dafs sich besonders Hervorzuhebendes
während derselben ereignete. Am 30. Juli befand sich „Cleopatra“ in 45,5° N-Br
und 34° W-Lg nicht weit vom Mittelpunkte jener Depression entfernt, deren im
Berichte der eben von „Salisbury“ und „Bertha“ schon erwähnt wurde. Der
Luftdruck hatte damals bei „Cleopatra“ mit 752 mm seinen niedrigsten Stand
erreicht. Der aus Süd Stärke 7 wehende Wind schofs im Laufe des Tages aus
nach NNW (10). „Hedwig“ und „Matthias“ vollendeten ihre Fahrt über den
Atlantic in 25 Tagen, während „Cleopatra“ dasselbe in 22 Tagen ausführen
konnte.
Am günstigsten von allen Reisen verliefen die im August von Nord-
amerika aus angetretenen. Der „J. W. Güildemeister“, welcher am 8. August
von New-York aus in See ging, erreichte die Mündung des Kanals am 30. August
nach 22tägiger Fahrt, und „Theodor Rüger“, welcher die gleiche Reise am
20. August begann, gelangte nach 5° W-Lg sogar schon am 7. September.
Diese letztere, in 18 Tagen vollendete Ueberfahrt ist, wie schon erwähnt, die
beste in der vorliegenden Tabelle. Sie konnte so rasch zurückgelegt werden,
weil während derselben fast nur Westwinde angetroffen wurden. Um mehrere
Tage wurde sie indessen doch noch durch Stille und leisen Zug verlängert; an
einem Tage beobachtete man auch Ostwind. Die Reise des „J.W. Giüldemeister“
nahm. vier Tage länger als die eben erwähnte in Anspruch, weil östliche Winde