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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 16 (1888)

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Meteorologische Beobachtungen im Cumberland-Sunde. 
kräftiger Westwind, der Abends und Nachts als heftiger Sturm wehte. Am 
23. März wehte im Fjorde Kouakdjuak nahe Warhams-I. ein furchtbarer West- 
sturm, der sich besonders in der Nähe von Ilikisimarbing zu unglaublicher 
Gewalt steigerte. In meinem Tagebuche heifst es: „Der Wind bliefßs in furcht- 
baren Stöfsen von dem steilen Berge herab und verhüllte selbst nahe gelegene 
Gegenstände durch das dichte Schneetreiben. Als wir uns dem Ausgange des 
Fjordes näherten, hob ein Windstofs den beladenen Schlitten auf und warf ihn 
mit unwiderstehlicher Gewalt vorwärts zwischen die Hunde.“ Am 24, März 
hatte der Wind sich soweit gelegt, dafs wir unsere Reise fortsetzen konnten. 
Kaum hatten wir das Kap passirt, als das Wetter sich aufklärte. Wir sahen 
aber noch an dem treibenden Schnee, dafs der Wind bei /likisimarbing noch 
mit großer Gewalt wehte,. Am 29. früh Morgens begann in Nichemiarbing ein 
heftiger Südsturm mit Schnee, welcher den ganzen Tag über wehte. Am 30, 
schneete es. Am 3. und 4. April war im oberen Theile des Nettilling-Fjordes 
ein schwerer Schneefall. Am 5. herrschte im Ausgange des Fjordes dichter 
Nebel, der sich am 6. Mittags aufklärte. Ueber den 11. bis 14. April habe 
ich oben berichtet. Am 19. April war Windstille und schwerer Schneefall 
westlich von Imigen, Am 20. Abends begann daselbst starker Südwind mit 
Schnee, der bis zum 21. Abends 7 Uhr dauerte. Am 22. herrschte in Imigen 
Morgens Sturm aus SW, der gegen 2 Uhr Nachmittags fast unvermittelt nach 
Nordwest umschlug. 
In der Besprechung der Ergebnisse der Beobachtungen der deutschen 
Polarstation giebt Dr. Giese Beweise dafür an, dafs die ganz kalte Luftschicht 
nur sehr dünn sei und ausschliefslich durch Zusammenströmen der an den Berg- 
hängen erkalteten Luft in den Thälern zu erklären sei.‘ Er giebt an, dass bei 
kräftiger wirkenden Winden die Luftschichten höherer und tieferer Lage mit 
einander gemischt werden, und so eine Erhöhung der Temperatur der Thäler 
eintritt. Das Princip dieser Erklärung ist unzweifelhaft richtig, aber ich glaube, 
dafs Dr. Giese die Wirkung zu lokal auffalst, und dafs die kalte Luftschicht 
im Cumberland-Sunde oft sehr grofse Mächtigkeit erlangt. Die Tabelle von 
Dr. Giese über das Steigen der Temperatur mit steigender Windstärke kann 
ich nicht für die Frage als beweisend halten, da in den gröfseren Windstärken 
alle grofsen ‘atmosphärischen Störungen eingehen, welche in der Mehrzahl im 
Sunde höhere Temperaturen bewirken müssen. Winde aus dem südöstlichen 
Viertel sind wärmer, da sie über offenes Wasser wehen, und von ESE bis NNW 
dehnt sich ein gewaltiges geschlossenes Plateau hinter Kingua aus. Die Winde, 
welche von demselben herabstürzen, müssen daher erwärmt sein. Kin Versuch, 
diese Thatsache aus den Windbeobachtungen von Kingua abzuleiten, mus 
scheitern, da die Stärken durch den Schutz der Berge so sehr beeinflufst sind, 
und die Richtungen mit den im offenen Sunde beobachteten gar nicht überein- 
stimmen. Ich gebe nachstehend die Windrosen für Kekerten und Umanaktuak 
vom Dezember 1883 bis März 1884. Die Mitteltemperaturen waren — 31,9° 
und —31,6° resp. Die Abweichungen für die einzelnen Windrichtungen und 
Windstärken stellen sich, wie folgt. Die Ziffern in Klammern sind die Anzahl 
der Beobachtungen.!) 
Kekerten. Dezember 1883 bis März 1884. 
Windstärke N NE B ESE SE SSE S 
—60 (7) — + 0.1 ©) — +43 (6) — + 14 (16) 
—12© +590) *310@ —_ +13,6 ©) 5— + 4,0 (6) 
— „908 +580) —130@ +64 +25 (ID) 
vo 11,6 (£ +23,4 (1) — +74 € 
A144 01) -- 700. _ _ +52 & 
_ _— +14,6 (1) — +17,4 ©) 
- +14,4 (1) — im — — 4158 ©) 
_ +13,9 (1) —- — = —- — 
9 _ _ — _— +17,5 (1) _ _ 
10 m ve — — — — — 
Mittel —4,9 (9) +122 @ + 681) +58 (1) +81 03 +64 (2) + 49 61) 
4) Die Differenz in der Zahl der Beobachtungen in den nachfolgenden Tafeln und in den 
vorangehenden rührt daher, dafs die unbrauchbaren Mittagsbeobachtungen ausgeschieden sind.
	        
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