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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 16 (1888)

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Vierteljahrs-Wetter-Rundschau der Deutschen Seewarte 
sind. Das Maximum über Irland war am 20.—21. durch flache Depressionen 
vom azorischen Hauptmaximum abgetrennt worden und hatte sich vertheilt, 
erst am Schlufs dieses Zeitabschnittes, am 26. Juni, bildete sich das Nordost- 
onde dieses letzteren wiederum, diesmal über Frankreich, zu einem selbst- 
ständigen Maximum aus, dessen nunmehr eintretende Fortpflanzung nach Nord- 
ost der abnorm kühlen und trüben Witterung in Deutschland cin Ende setzte 
und das sommerliche, ruhige und warme — allerdings weiterhin sehr gewitter- 
reiche — Wetter einleitete, das den Juli 1884 in ganz Centraleuropa so vor- 
theilhaft von seinen Vorgängern in den letzten Jahren unterschied, 
Ein Rückblick auf den Monat Juni 1884 zeigt uns, namentlich bei 
Zuhülfenahme der Karte der Monatsisobaren, welche den synoptischen Karten 
beigegeben ist, dafs die ungewöhnlich kühle Witterung dieses Monats in cinem 
grofsen Theile Europas im Zusammenhang stand mit einer ungewöhnlich weit 
nach Nordost verschobenen Lage des normalen atlantischen Hochdruck-Gebietes 
and einem niedrigen Druck über Mittel- und Südrussland. Hierdurch waren 
nordwestliche Winde häußg und weit verbreitet, welche die kühle Luft von 
jenseits der Britischen Inseln weit nach Europa hineintrugen. Von den Nieder- 
druck-Gebieten im Norden war jenes über der Baffinsbai vorwiegend entwickelt. 
Uebrigens war auch in Amerika die Mitteltemperatur des Monats nur an der 
Nordgrenze der Vereinigten Staaten über normal, in deren südlichen Theilen 
dagegen, wie in Westeuropa, bedeutend zu niedrig. 
Während diese Antieyklone über Deutschland nach Finnland und von da 
südwärts nach Galizien wanderte, wo sie am 5. sich ausglich, zog hinter der- 
selben eine erste, noch sehr flache Depression von Westen her nach dem Süden 
der Britischen Inseln; dieser Vorgang wiederholte sich Anfang Juli in otwas 
intensiverer Form und brachte Centraleuropa schon in den ersten Tagen des 
auf der Karte IV dargestellten Zeitraumes vom 4.—17. Juli ziemlich aus- 
gedehnte Gewitter. Aber noch viel stärker ausgebildet wurde diese Wetterlage 
in dem Rest dieses Zeitraumes, wo ein aus der Nähe der Südspitze von Grön- 
land herangezogener Wirbel sich westlich von Irland zu einer grofsen Dopression 
ausbildete, hier unter unregelmäfsigen Schwankungen cine Woche lang verblicbh 
und endlich vom 15. ab nordostwärts fortschritt. Dio Situation hat während 
dieser Tage eine nufserordentliche Aehnlichkeit mit jener von Anfang April 1884 
(vgl. Karte IV der vorigen Wetter-Rundschau); der Unterschied besteht wesent- 
lich nur darin, dafs damals die Depressionen bei Neuschottland stärker ent- 
wickelt waren und über Nordrussland höherer Luftdruck (mit starker Kälte) 
herrschte. Wio damals, so stellte sich auch jetzt von dem Tage an, wo das 
Hauptminimum umkehrte und den Weg nordwärts einschlug, in Frankreich und 
auf dem Biscayischen Busen, welcho nun auf seiner rechten und hinteren Seite 
lagen, die Bildung von Theilminima ein, welche von da nach N und NE 
wanderten; aber diesmal waren dieselben mit schweren Gewittern verknüpft, 
während im April sie das warme heilere Wetter dieser Wetterlage nur in SW- 
Deutschland durch einige Regengüsse störten, 
Bine theilweise Umgestaltung der Druckvertheilung oıfolgte in dem von 
der Karte IV vorgeführten Zeitraum zwei Mal insofern, als nach dem 9%, Juli 
der Schwerpunkt des nordischen Hochdruck-Gebietes nicht mehr über dem 
Europäischen Eismecere, sondern über Grönland lag, und nach dem 12, der 
Wall, welcher dieses Maximum mit demjeuigen der Rofsbreiten verband, an 
Höhe verlor, und zugleich (offenbar im Zusammenhange damit) die Depression 
bei Irlaud eine nordöstliche Bahn einschlug; am 15. wurde der erwähnte Wall 
sogar von einer Depression durchbrochen und am 16. nur ganz vorübergehend 
wiederhergestellt., Wenn wir von diesen beiden Umgestaltungen am 9. und 12. 
zur kartographischen Darstellung die zweite gewählt haben (vgl. die Isobaren 
765 auf Karte IV), so geschah dieses nicht allein, weil diese auf die Witterung 
Europas viel gröfseren Einflufs hatte, sondern insbesondere auch, um die Wetter- 
lage des Zeitabschnitts vom 13.—16. Juli deutlich vor Augen zu führen, dessen 
zahlreiche Gewitter in Deutschland den Gegenstand einer interessanten Mono- 
graphie von Prof. Dr. Börnstein gebildet haben, welche im „Archiv der 
Deutschen Seewarte“, VIII. Jahrgang, 1885, enthalten ist. Da über dieselbe 
bereits an mehreren Stellen referirt worden ist, am oingehendsten und mit Er- 
weiterungen von uns selbst im Dezember-Hefte der „Metcorologischen Zeit-
	        
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