210 Der Einflufs der Sonne und des Mondes auf den Erdmagnetismus ete.
gewisse Bewegung des Barometers bei Nordlichtern, die sich über die Zone des
Nordlichtgürtels hinaus erstreckt, wie Forssmann, Fritz und Hornstein
nachgewiesen haben. Letzterer fand aus den Beobachtungen des Lunftdruckes
zu Prag, Mailand, Wien und München, dals der Barometerstand die längere
(70jährige) Periode mit den Polarlichtern und Sonnenflecken gemein hat und
gleichzeitig mit diesen Erscheinungen sein Maximum und Minimum erreicht,
desgleichen dafs auch die jährliche Schwankung des Luftdruckes mit dem
Verlaufe der Polarlichter in innigem Zusammenhange steht.
Mit der zunehmenden atmosphärischen Spannung steigen aber die Flächen
gleichen Druckes, und jeder Punkt der Erdoberfläche kommt dadurch in eine
Niveaufläche höheren Druckes zu liegen, so dafs das Barometer an jedem
Orte steigt; mit abnehmender Spannung kommt jeder Ort dagegen in eine
Niveaufläche niedrigeren Druckes zu liegen, d.h. das Barometer fällt. Diese
regelmäfsige Variation des Luftdruckes macht sich aber am stärksten geltend
in den unteren Schichten der Atmosphäre, wegen der gröfseren Dichte und weil
dort der Wasserdampfgehalt viel gröfser ist als in den höheren Schichten, also
auch die periodische Hebung und Senkung der Niveauflächen als Folge der
periodischen Aenderung der elektrischen Expansion der Luft dort beträchtlicher
ist. Wir sehen daher auch die tägliche Luftdruckschwankung mit der Erhebung
über den Meeresspiegel abnehmen. Dieselbe mufs sich ferner naturgemäfs auf
die ganze Atmosphäre erstrecken und unabhängig von der Beschaffenheit der
Erdoberfläche sein, d. h. sich über den Meeren cbenso zeigen, wie über den
Kontinenten; sie mufs weiter unter den Tropen wegen des gröfseren Wasser-
dampfgehaltes am gröfsten sein und mit zunehmender Breite allmählich ab-
nehmen.
Natürlich mufßs aber auch die tägliche Temperaturschwankung .berück-
sichtigt werden. Die Zunahme der Temperatur am Morgen fällt ja mit der
Zunahme der elektrischen Spannung zusammen und trägt zur Erhöhung der
Elasticität der Luft- wesentlich bei; daher sehen wir auch, dafs die Tages-
schwankung des Luftdruckes über dem Lande gröfser ist als über dem Meere,
größer bei hoher Temperatur als bei niedriger. Es sind also zwei Faktoren
wirksam, die aber nicht immer in demselben Sinne wirken; denn das nach-
mittägliche Minimum des Luftdruckes fällt nahe mit dem Maximum der Tempe-
ratur zusammen und das abendliche Maximum des Luftdruckes mit der stärksten
Abnahme der Temperatur. Dieses abendliche Maximum wird aber in ähnlicher
Weise wie das vormittägliche hervorgerufen durch die früher erklärte Zunahme
der elektrischen Spannung am Abende und der damit zusammmenhängenden
Expansion der Luft. Gerade die Widersprüche zwischen der aus dem Gange
der Temperatur der Luft zu folgernden Einwirkung auf den Luftdruck und dem
wirklichen Gange desselben machten alle Erklärungsversuche dieses Ganges,
weil sie fast ausschliefslich auf der Temperaturwirkung basirten, illusorisch.
Der Gegensatz im Verhalten des Luftdruckes und der Luftelektricität in
der warmen und kalten Jahreszeit beruht aber darauf, dafs die Tagesschwankung
des Luftdruckes im Sommer wegen der höheren Temperatur, die ja auch eine
Rolle spielt, gröfser ausfällt, dagegen die Schwankung der Luftelektricität aus
den oben schon angeführten Gründen kleiner. Berücksichtigt man aber nur die
Verhältnisse in den Tropen, die dort viel einfacher und ungestörter sich ab-
wickeln als in nördlicheren Breiten, so verschwinden diese Gegensätze fast
vollständig; aufserdem darf man die sehr schwankenden Zustände der atmo-
apbärischen Elektricität, die wir in den untersten Schichten der Lufthülle
beobachten, nicht mit den stets regelmäfsig varlirenden elektrischen Strömen
der höheren Schichten ohne Weiteres identificiren.
Eine Erscheinung, die mit den oben erörterten Fragen in gewissem Zu-
sammenhange steht, ist die Scintillation. Sie beruht auf der Ablenkung der
elementaren Strahlenbündel durch Brechung io den Eiskrystallen; mit dieser ist
zugleich ein gewisser Grad von Dispersion verbunden, auch dürfte eine mehr-
malige Reflexion an den Eisnadeln noch eine Rolle spielen. *
Der Beweis dieser Behauptung ergiebt sich aus folgenden Thatsachen
der Beobachtung. Das Nordlichtgewölk und die Nordlichtstrahlen lassen nicht
allein das Licht der Sterne durch, sondern verstärken noch das Funkeln
derselben; nach Necker und Forbes wird überhaupt in Schottland ein wirk-