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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 16 (1888)

Ann. d. Hydr. ete., XVI. Jahrg. (1888), Heft V. 
AU. 
‘3 
Der Einflufs der Sonne und des Mondes auf den Erdmagnetismus, 
den Luftdruck und die Luftelektricität. 
Yon Dr. P, Andries, 
In dem in dieser Zeitschrift Ende vorigen Jahres erschienenen Artikel 
über Erdmagnetismus (pag. 467) wurde die Einwirkung der Sonne auf die erd- 
magnetischen Erscheinungen nur insofern in Betracht gezogen, als die Sonnen- 
strahlen auf der festen Erdoberfläche, besonders aber auf gröfseren Eisflächen, 
in direkter Weise galvanische Ströme induciren, die in Verbindung mit den in 
gröfserer Tiefe der Erdrinde kreisenden elektrischen Strömen die Erscheinungen 
des Erdmagnetismus. der Hauptsache nach zu erklären vermögen. Aber der 
Einflufs der Sonne kann sich auch noch in anderer Weise geltend machen; man 
kann von. einer direkten magnetischen Wirkung der Sonne sprechen, ebenso 
von ‚einer ” elektrischen Influenzwirkung derselben. In Betreff der ersteren 
Wirkungsart ist aber gleich zu bemerken, dafs sie nicht existirt oder wenigstens 
sehr schwach ist, und in Betreff der zweiten, dafs die freie elektrische Spannung 
an der Sonnenoberfläche zu gering ist, um wesentlichen Binflufs auf die KErd- 
ströme ausüben zu können und ebenso wenig auf die Luftelektricität. 
Ueberhaupt ist das Wort „magnetisch“, im strengen Sinne: genommen, 
auf Himmelskörper nicht anwendbar. Speciell bei unserer Erde haben wir es 
nicht mit Magnetismus, sondern nur mit elektrischen Strömen zu thun, die in 
der Erdrinde eirkuliren, Allerdings giebt es z. B. stark magnetische Lava- 
massen, aber diese Massen sind eben nur magnetisch geworden durch die elek- 
trischen Ströme, die dieselben noch kurz vor dem Momente ihres Ausbruches 
aus der Tiefe der Erde durchströmten; es ist genau dieselbe Erscheinung, wie 
die Magnetisirung des Eisens durch den elektrischen Strom. Wären also keine 
elektrischen Ströme innerhalb der Erdrinde vorhanden, so würden wir auch 
keine sogenannten magnetischen Erscheinungen wahrnehmen, also z. B. unsere 
Kompasse ganz werthlos sein. Die elektrischen Ströme bilden eben die primäre 
Erscheinung, von denen die magnetischen als sekundäre Erscheinungen voll- 
ständig abhängig sind. Man kann also nur insofern von einer magnetischen 
Schicht innerhalb der Erdkruste sprechen, als innerhalb dieser Schicht elektrische 
Ströme cirkuliren, die die sogenannten magnetischen Erscheinungen hervorrufen 
und bedingen; man würde also richtiger von elektromagnetischen Erschei- 
nungen sprechen müssen, 
Ganz dieselbe Betrachtung gilt für die Sonne und den Mond. H, Lloyd!) 
hat in einer Abhandlung den Einflufs der Sonne und des Mondes auf den Erd- 
magnetismus unter der Voraussetzung untersucht, dafs diese beiden. Himmels- 
körper selbst magnetisch seien, und dabei gefunden, dafs die unter dieser Voraus- 
setzung sich nothwendig ergebenden Einwirkungen beider Gestirne in den 
erdmagnetischen Erscheinungen sich nicht nachweisen Jassen, d. h. dafs die 
tägliche magnetische Variation nicht durch eine direkte magnetische Wirkung 
von Sonne und Mond verursacht wird. Diesem Ergebnifs schliefst sich auch 
La mont?) an, indem er sagt: Hieraus schliefst Herr Lloyd mit vollem Rechte, 
1, Lloyd: On the direct Magnetic Influence of a distant Luminary upon the Diurnal Varia- 
tions of the Magnetic Force at the Earth's Surface. Philos. Magazine Vol. XV, pag. 192—196. 
%) Berliner Berichte der physik. Ges., 1858. par. 592.
	        
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