Segelschiffsreisen vom Atlantischen Ocean nach der Ostküste von Afrika efe. 189
Süden wirklich ausführbar ist, zu welchem Ende man im April, September und
Oktober meistens bis nach 44° oder 45°, von Mitte Mai bis Mitte August,
wenn der Monsun in gröfster Stärke weht und seine Richtung am südlichsten
ist, aber oft bis 48° O-Lg oder noch weiter östlich gehen mufs, Gewöhnlich
muß man, um die gewünschte Länge zu erreichen, einen oder mehrere Grad
Breite vergeben, da der Wind in gröfserem Abstande von der Küste so schral
wird, dafs ein rw. Ostkurs nicht eingehalten werden kann. Auch durch diesen
Umstand sollte man sich nicht zu einem vorzeitigen Wenden verleiten lassen.
Beim Aufkreuzen nach Süden mufs man sehr darauf achten, dafs man
nicht zu früh wieder in die Nähe des Landes kommt, weil man hier gleich
wieder schraleren Wind und stärkeren, nördlich setzenden Strom erhält und auf
diese Weise Gefahr läuft, wieder zurück. getrieben zu werden. Man sollte bis
10° S-Br östlich von 43° oder besser noch 44° O-Lg bleiben, und wenn man
von hier aus auf Backbordhalsen dem Lande zusteuert, möglichst dahin streben,
dafs der Meridian von 42° Ost nicht nördlicher als in 11,5° S-Br überschritten
wird, Schiffe, welche bis 10° S-Br nicht genügend Luv gehalten haben, werden
durch den starken, nach West bis Westnordwest setzenden Strom, der zwischen
dem genannten Parallel und den Comoren zu passiren ist, meistens zu früh in
die Nähe der Küste geführt, und ist dies nicht selten die Ursache einer be-
deutenden Verlängerung der Reise.
Im Nordostmonsun, von November bis Februar, und meistens auch noch
im März, ist der Wind günstig für die Fahrt nach Süden und deshalb ein
solcher Umweg auf der ersten Strecke nicht erforderlich; auch kann man, da
die Stromscheide in dieser Jahreszeit schon in 9° bis 10° S-Br gefunden wird,
sich schon früher der Küste näheru. Immerhin dürfte es sich eınpfehlen, auf
üer Strecke nördlich von 10° S-Br etwas vom Lande entfernt zu bleiben; denn
nahe unter Land setzt hier die Strömung auch im Nordostmonsun vorwiegend
in nördlicher Richtung, und sollte man dementsprechend, wenn es der Wind
erlaubt, von Zanzibar aus zunächst gut landabwärts steuern.
Südlich von 10° bezw. 12° S-Br führt die Route in allen Jahreszeiten
und ganz bis zum Kap Agulhas längs der Küste von Afrika. Hier kommt es
vornehmlich darauf an, dafs man sich stets in‘der günstigen Strömung hält.
Die Lage, wie auch die Stärke und Richtung der letzteren ist nun freilich nicht
immer dieselbe, sondern verändert sich mit dem gerade herrschenden Winde;
im Allgemeinen. kann man jedoch annehmen, da[s die stärkste Strömung, ab-
gesehen von den Stellen, wo die Küste tiefere Einbuchtungen macht, innerhalb
80 Sm Abstand vom Lande gefunden wird. Meistens liegt sie noch erheblich
näher, in 20 bis 30 Sm Abstand. Weiter landabwärts ist die Strömung nicht
nur schwächer und unregelmäfßsiger, sondern setzt auch häufig in entgegen-
gesetzter Richtung. Auch bei zu grofser Annäherung an das Land kommt man
meistens‘ aus dem günstigen Strome heraus. Dies läfst sich in der Nähe der
Kaplandküste gewöhnlich an der Temperatur des Wassers erkennen, indem
letztere an der Landseite außerhalb des Agulhas-Stromes um mehrere Grad
niedriger ist als in demselben. .
. Um nun von den Strömungsverhältnissen den möglichen Nutzen zu haben,
sollte man von 10° bezw. 12° S-Br bis Kap Agulhas, ohne in die Buchten hinein
zu gehen, sich stets in einem Abstande von 20 bis 80 Sm von der Küste halten
und besonders beim Kreuzen gegen konträren Wind darauf achten, dafs man
sich nicht zu weit vom Lande entfernt (s. die Routenkarte). Solche konträren
Winde sind, wie die Tabellen zeigen, nördlich von 20° S-Br von Februar bis
Oktober, zwischen 20° und 25° S-Br vornehmlich im März und April zu er-
warten. In .den übrigen Monaten ist der Wind vorherrachend günstig. . Zwischen
25° und 30° S-Br weht der Wind fast das ganze Jahr hindurch aus einer so
östlichen Richtung, dafs. die Route bequem eingehalten werden kann... Das
Gleiche gilt für die noch weiter südlich, zwischen 30° S-Br und der Südostecke
Afrikas gelegene Strecke, wo der Wind an der Küste‘ vorwiegend nordöstlich
ist. Die Stürme, welche hier vorkommen, sind meistens aus Süd bis Westsüd-
west (siehe die Windkarten), wehen also längs oder aus dem Lande und sind
deshalb für die auf der empfohlenen Route segelnden Schiffe nicht gefährlich.
Auflandige, aus Südost wehende Stürme sind selten, und da ‘sie meistens nicht
von längerer Dauer sind, so ist, .wenn die nöthige Vorsicht angewandt wird
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