Segelschiffsreisen. vom Atlantischen. Ocean. nach der Ostküste von Afrika. ete, 181
Segelanweisungen. . -
Die Tabellen im vorhergehenden Abschnitt .geben dem Schiffsführer schon
so viel Anhalt zur Beurtheilung, wie er seine. Route zu nehmen hat, dafs wir
uns in den Segelanweisungen auf wenige Bemerkungen beschränken können;
dies umsomchr, als den Kapitänen, aua deren Reisen die in den Tabellen auf-
goführten mittleren Schnittpunkte abgeleitet worden sind, auf der Fahrt in den
Östafrikanischen Gewässern eine langjährige Erfahrung zur Seite stand, weshalb
die von ihnen eingehaltenen Routen wohl als. mustergültig angesehen werden
können. ;
l. Ausreisen.
Die erste Frage, welche für einen Schiffsführer, nachdem er den Atlan+
tischen Ocean durchsegelt hat, auf der Weiterreise nach Ost-Afrika, Madagaskar
oder Mauritius in Betracht kommt, betrifft die beim Ablaufen der Länge am
besten einzuhaltende Breite. Da hier nur eine verhältnifsmäfsig kurze Strecke
nach Osten zurückzulegen ist, so kann natürlich mit dem Aufsuchen höherer
Breiten eine Abkürzung des Weges nicht erzielt werden; im Gegentheil führt
selbst auf der Fahrt nach Mauritius, dem östlichsten der hier in Rede stehenden
Bestimmungsorte, der kürzeste Weg von dem Punkte, wo das Passatgebiet des
Südatlantischen Oceans verlassen wird, nach dem, wo die polare Passatgrenze
des Indischen Oceans anzusegeln ist, kaum über den Parallel von 38° Süd
hinaus (s. „Segelhandbuch für den Atlantischen Ocean“, S. 465). Indessen er-
scheint es doch auch auf diesen Reisen, wegen der günstigeren Wind verhältnisse
in höheren Breiten und damit die Gegenströmung in der Nähe der Kapland-
Küste vermieden wird, rathsam, die Route ziemlich südlich zu nehmen,. in der
Weise etwa, dafs auf Reisen nach dem Kanal von Mozambique, nach Madagaskar
und Mauritius der Meridian von Greenwich in 37° bis 38° S-Br und. der von
20° Ost in 39° bis 40° S-Br geschnitten wird. Nach Port Natal, Delagoa Bat
oder Inhambane bestimmt, schneide man 0° Länge in 36° bis 37° und 20° O-Lyg
in etwa 38° S-Br. Nördlicher zu gehen sollte man vermeiden; insbesondere in
den Sommermonaten, weil dann in der Nähe der Kapland-Küste südöstliche
Winde sehr vorherrschend sind. Im Uebrigen verweisen wir auf die S. 463
des Segelhandbuchs hinsichtlich der Führung des Schiffes auf dieser Wegstrecke
gegebenen Anweisungen. .
Was die weitere Fahrt anbetriflt, so ist bei allen Reisen nach Plätzen
an der Ostküste von Afrika in erster Livie auf die Strömung Rücksicht zu
nehmen. Diese setzt, wie an früherer Stelle bemerkt wurde und aus den dort
gegebenen Stromkarten ersichtlich ist, unter dem Namen des Mozambique- und
Agulhas-Stromes etwa von Kap Delgado au bis zur Südspitze Afrikas vorwiegend
and oft mit grofßser Stärke längs der Küste nach Südwest. Man muß deshalb,
wenn der Bestimmungsort südlich von dem genannten Kap liegt, um diesen
sicher erreichen zu können, sich stets in gehörigem, sagen wir etwa 150 Sm
Abstand vom Lande halten, so lange, bis man, quer durch den Strom. steuernd,
mit dem herrschenden Winde den Bestimmungsplatz anholen kann.
Im Uebrigen wird die einzuschlagende Route. durch die Lage des Be-
stimmungsortes und die Windverhältnisse bedingt.
Nach Port Natal bestimmt, setze man den Kurs, nachdem der Meridian
von Kap Agulhas in etwa 38° S-Br überschritten worden ist, allmählich nörd-
licher nach 35° S-Br und 31° bis 32° O-Lg, gehe dann in 33° bis 34° O-Lg
nach Norden und steuere erst, wenn man die Breite des Bestimmungsortes er-
reicht hat, auf nordwestlichem Kurse der Küste zu (siehe die Routenkarte).
Dabei sollte man wohl Acht darauf geben, dafs mau das Land nördlich von
Port Natal macht und nicht schon südlich davon in den Küstenstrom geräth.
Letzterer hat hier eine Geschwindigkeit von 2 und mitunter selbst 3 Kun, und
da aufserdem der Wind vorwiegend aus nördlicher. und nordöstlicher Richtung
ist, so führt das Nichtbefolgen jener Regel nicht selten zu einer orheblichen
Verlängerung der Reise, ; Ü 2
In Bezug ‚hierauf. bemerkt Kapt. J.G. N ichelson vom deutschen Schoner
„Franz“, welcher Port Natal im Jahre 1885 besuchte, in seinem meteorologischer
Journal das Folgende: