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Der Nebel in Deutschland, insbesondere an den deutschen Küsten.
Erst seit Kurzem werden in den „Meteorologischen Beobachtungen in
Deutschland“ diejenigen Termine, an denen Nebel konstatirt wurde, bei der
Bewölkung besonders markirt, um daher die Zahl dieser Termine, wie es für
meine Zwecke erforderlich war, mit einiger Genauigkeit feststellen zu können,
mufste noch eine zweite Quelle benutzt werden, nämlich die täglichen auto-
graphirten Wetterberichte der Deutschen Seewarte, welche die einzige deutsche
Publikation sind, die für eine gröfsere Anzahl von Stationen die Bestimmung
der Anzahl der Termine mit Nebel gestattet, allerdings auch nur mit großer
Mühe. Diese Wetterberichte erscheinen seit dem 16. Februar 1876; sie beruhen
bekanntlich auf der telegraphischen Wetterberichterstattung, und es ist bei der
Neuheit des Dienstes nicht zu verwundern, dafs namentlich der erste Jahrgang
mancherlei Lücken aufweist. Ich habe ihn daher fortgelassen und beginne mit
dem Jahre 1877; als Abschlufs schien mir 1885 geboten, als Endjahr eines der
international vereinbarten Lustren. Alle Daten dieser Arbeit beruhen also auf
den Beobachtungen der neun Jahre 1877—85, Da dicser Zeitraum zu einem
ins Einzelne gehenden Studium aller Verhältnisse namentlich der absoluten
Nebelwahrscheinlichkeit und der damit zusammenhäugenden wahrscheinlichen
Nebeldauer nicht ausreicht, beschränke ich mich, wenigstens in den "Tabellen,
auf die Darstellung der für die meteorologischen Jahreszeiten gültigen Ver-
hältnisse.
Anzahl der Nebeltage,
Ich gebe in Tabelle 1 die mittlere Anzahl der Tage mit Nebel, die
Vertheilung der Nebeltage auf die Jahreszeiten in Procenten der Gesammtzahl
des Jahres und die mittlere Länge der Nebelperioden, d. h. die mittlere Anzahl
der einander ohne Unterbrechung folgenden Tage mit Nebel.
Tahbelle 1.
Borkum . «. ..
Keitum. . . . +4
Hamburg . . . .-
CO
Warnemünde-Wustrow
Swinemünde . . . .
Neufahrwasser . . .
Kassel. . . . .«
Berlin. . 0. 0. +.
Breslau. . . . ..
Karlsruhe. . . .
Friedrichshafen . .
Mittlere Anzahl
der Tage mit Nebel
w. | E.'
8. | 4. I Jahr
43
24
52
31
26
26
9
38
“0
>
20
6
22
15
12
10
3
ZE
1
9
2
3
4
48
130
77
55
5 62
1029
38 123
A 5 18
2 | 28 | 67
311% 338
3 13 36
24
12
45
23
16
‚0
Procent. Vertheilung!
der Tage mit Nebel
Ir! sle
iW.|
45 |
56
£I
FE
21
15
5
25
26
35
29
23
x
S
©
£
a
3
76
41 &
50 | 7
42 | 12
FE
‚0
42
35
37
3
8
Mittlere Länge
der Nebelpverioden
w.l|r.! Ss. 1. | Fahr
2,3
14
1,8
. 1,7
Hy) 1,5
90 14
1° 13 12 ı
27 17 23 ?
14 11,10 12
2214111 21
21 11} 13/17
2112| 12! 18
2,7
2,6
54
7,9
#*
20
1,7
1,8
Der erste Theil dieser Tabelle zeigt, wie für die Nebelbildung lokale
Verhältnisse von hervorragender Bedeutung sind; denn nur in ihnen können die
aufserordentliche Nebelhäufigkeit zu Hamburg und Kassel und die Nebelarmuth
von Berlin und Neufahrwasser ihre Erklärung finden. Aus diesem Grunde
wurde von einer Untersuchung der Ausbreitung gleichzeitiger Nebel, wie sie
die täglichen Wetterberichte wohl ermöglicht hätten, wenn auch die Zahl der
Stationen etwas klein erscheinen mag, Abstand genommen. Sieht man von den
lokalen Einflüssen ab, so folgt, dafs die Nebel von der Küste nach dem Binnen-
Jande zu seltener werden, ebenso von Westen nach Osten. Dieses kann man
des Weiteren aus der Tab. I bekräftigen, welche Paromensky im Repertorium
für Meteorologie, Bd. 8, für die (östliche) Ostsee zusammengestellt hat. Es ist