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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 16 (1888)

Vierteljahrs-Wetter-Rundschau der Deutschen Seewarte, 
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„Livingstone“, welches Schiff zwei Tage nach „Pedraza“ den Aoquator 
überschritt, hatte auch bis 25° N-Br noch sehr frische Passatbriese, dann aber 
viel Aufenthalt durch Windstillen und flaue Winde, die noch dazu meistens aus 
nördlicher Richtung kamen, und jenseits 30° N-Br auch noch wieder mehrere 
Tage Ostwind. Aehnlich traf es „Margaretha Gaiser“; der Unterschied in der 
Reisedauer zu Ungunsten des letzteren Schiffes entstand vornehmlich in der 
Aequatorialzone, die „Margaretha Gaiser“, von der Küste Afrikas kommend, 
in einer östlicheren Länge betrat und auf einem längeren Wege durchsegelte. 
Eine recht lange Reise — 47 Tage — war die des Schiffes „Felix 
Mendelssohn“, und zwar hauptsächlich infolge der lang dauernden Windstillen, 
welche dasselbe beim Uebergang vom Südost- zum Nordostpassat zu erleiden 
hatte. Um von 1,5° S-Br nach 1,5° N-Br, von der Südost- nach der Nordost- 
passatgrenze zu gelangen, gebrauchte das Schiff nicht weniger als 12 Tage. 
Weiterer Aufenthalt wurde verursacht durch den anhaltenden Nordostwind, 
welcher um die Mitte April vor dem Kanal und zeitweilig quer über den Ocean 
in den mittleren Breiten herrschend war. 
Unter dem Aufenthalt durch die östlichen‘, Winde vor dem Kanal litten 
auch die Reisen von „Humboldt“, „Malinche“ und „Adolph“, die im Uebrigen 
recht günstig verliefen, Alle drei Schiffe konnten vom 12. bis 23. April nur sehr 
wenig ihr Weiterkommen befördern, „Humboldt“ war aufserdem vorher 3 Tage 
lang durch stürmisches Wetter in Horta-Bai, Azoren, festgehalten worden. 
„Malinche“ und „Adolph“, die mit dem Sturme, der aus Südwest kam und der 
in Karte 1V verzeichneten, den Ocean während der Zeit vom 4. bis 11. April 
überschreitenden tiefen Depression angehörte, lenzten, konnten bei dieser Ge- 
legenheit ihrem Mitsegler einen bedeutenden Vorsprung abgewinnen. Auch 
„Peter Godeffroy“, der etwas später folgte, hatte nördlich von den Azoren noch 
Jängere Zeit östlichen Wind. Hauptsächlich wurde jedoch seine Reise dadurch 
verlängert, dafs er den Passat gestört vorfand. Er verlor den Passat schon in 
20° N-Br und benöthigte dann bei Windstille und Mallung 10 Tage, um von 
20° nach 30° N-Br zu gelangen. 
Zu der Gruppe verhältnifsmäfsig rascher Reisen, welche, wie bereits be- 
merkt, zwischen Mitte März und Mitte April angetreten wurden, gehören, neben 
der von „Malinche“ und „Adolph“, auch die von „Rosa y Isabel“, „Amanda & 
Elisabeth“, „Atlantic“, „Shakespeare“ und „Triton“, Diese Schiffe verloren in- 
folge des Auftretens von Depressionen in niederen Breiten (s. die Karten IV 
und V) den Passat schon sehr früh, in mehreren Fällen schon in 18° N-Br, 
erhielten dann aber gleich günstigen westlichen Wind, der sie fast beständig 
bis zum Kanal begleitete. „Rosa y Isabel“ fand in der Aequatorialzone So 
günstige Verhältnisse, dafs es diese 10° Breite in der‘ aufsergewöhnlich kurzen 
Zeit von 32 Tagen zurücklegen konnte. „Pallas“, um dieselbe Zeit als „Zriton“ 
den Aequator passirend, blieb hauptsächlich zurück, weil es ein eisernes Schiff 
mit schmutzigem Boden war ünd nach Aussage des Kapitäns einen guten Theil 
seiner Segelfähigkeit eingebüfst hatte. ; 
Die folgenden Schiffe: „Irene“, „Charlotte“, „Caroline Behn“, „Hermann“ 
und „Polynesia“, die sämmtlich eine recht lange Reise hatten, wurden wieder 
durch anhaltenden Ostwind vor dem Kanal aufgehalten, der am 27. Mai von 
Neuem einsetzte; auch brachten sie meistens eine verhältni(smäfsig lange Zeit 
— 8 bis 11 Tage — in der Aequatorialzono zu, während vorher die Schiffe fast 
immer in 7 oder weniger Tagen hindurch gekommen waren. Die Reisen von 
„Friedrich“ und „Juno“ wurden erst kurz vor dem Schlusse des hier zu be- 
sprechenden Vierteljahrs angetreten. 
Die in der Tabelle aufgeführten Reisen von „Godeffroy“, „Rose“, „Pata- 
gonia“ und „Saturnus“, welche im Frühjahr 1884 vom Südatlantischen Ocean 
nach Nordamerika gemacht wurden, verliefen alle günstig und rasch. Sie 
vahmen bezw. 26, 29, 27 und 30 Tage in Anspruch. Die Schiffe trafen in der 
Aequatorialzone wie im Passatgebiete eine recht befriedigende Gelegenheit und 
wurden auch beim Aufsteuern vom Passatgebiete nach Norden nur wenig durch 
Nordwestwinde aufgehalten.
	        
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