190
Berechnung der Deviation der Schiffskompasse.
anders ausgefallen sein.') Wales entdeckte, dals die Richtung der Magnet-
nadel sckon bei verschiedenen Kursen sich ändere; er beschränkte sich aber
darauf, dies als eine neue Unsicherheit des Schiffskompasses, unter den vielen,
in jener Zeit vorhandenen, anzuführen. Flinders war der erste, welcher bei
den Küstenpeilungen auf die Deviation Rücksicht nahm, und sie zu eliminiren
wufste, indem er immer bestrebt war, die Peilung und Deklinationsbestimmung
auf einem und demselben Kurse auszuführen, Für andere Fälle suchte er die
erforderliche Korrektion und fand schliefslich, dafs die auf seinem Schiffe ent-
deckte Deviation sich dem Sinus des Kurses proportional verändere. Bei fünf
anderen Schiffen fand er nachher diese Sinusformel bestätigt, nur mufste statt
des Kurses der Winkel genommen werden zwischen der Richtung, wo die De-
viation verschwand, und dem Schiffskurse. Hiermit war im Wesentlichen von
der jetzigen Formel ein Hauptglied berücksichtigt, welches von dem vertikalen
Eisen herrührt. Diese Korrektionsformel ist nachher vervollständigt worden,
aber eine Widerlegung ist das noch nicht zu nennen, sondern eine Verbesserung
der angefangenen Näherung. Zahlreiche Beobachtungen von Wales, woraus
Flinders seine empirischen Formeln, nach Poisson’s Meinung, gefunden haben
soll, sind insofern gar nicht vorhanden, als Wales nur sehr wenige, für diesen Zweck
leidlich brauchbare Beobachtungsfälle anführt, während bei den übrigen, allerdings
zahlreichen Beobachtungen, abgesehen von der fehlenden wahren Deklination,
auch überall die Kursangabe fehlt, und der immer vorhandene Generalkurs
für den Tag dabei von keinem Werthe ist. — Eine. andere Berichtigung zu
Poisson’s nebensächlichen historischen Bemerkungen in seiner schätzbaren
theoretischen Abhandlung ist hier noch anzuführen, indem er den berühmten
Ingenieur-Geographen Beautemps-Beaupre als einen der ersten nennt, welche
die Deviation bemerkt haben, während dieser sich mit der Anwendung des
Kompasses so wenig wie möglich befafste, da er die von einander abweichenden
Peilungen der Küste, den Unvollkommenheiten des Kompasses zuschrieb und
sich davon unabhänig zu machen suchte durch die Wahl astronomischer Hülfs-
mittel bei seinen vorzüglichen Aufnahmen.
Es würde natürlich von Interesse sein, über die Deviation auf der
„Resolution“, als dem Schiffe, wo eine Deviation überhaupt zuerst entdeckt
wurde, etwas Näheres zu erfahren, aber unter den 750 auf der ganzen Reise
(26. Juni 1772 -bis 29. Juli 1775) von Wales beobachteten magnetischen De-
klinationen, ist nur 37 Mal der Schiffskurs dabei angegeben, und elf Deviationen
wären durch Kombinirung der Beobachtungen als gegeben anzusehen, wenn die
wahre Deklination dazu bekanut wäre. Die einzige, noch mit einiger Sicher-
heit berechenbare Gruppe finde ich Ende Juli 1774, östlich von Neuholland,
auf 18° 30‘ S-Br und 169° 30‘ O-Lg, mit Knight’s Kompafs beobachtet:
Schiffskurs Beob. Deklination Wahre Deklination Beob. Deviation
Ost 9° 38‘ O 10° 33‘ O —0° 55’
So 10 8 ” —0 25
Süd u 28, # +0 55
SW 122 19, » +1 46
Für die wahre Deklination = +10° 33’, wurde das Mittel aus 25 Beob-
achtungen vom 26. Juli bis 4. August, bei verschiedenen Kursen und ver-
schiedenen Kompassen, angenommen, während das Schiff seinen Ort nur sehr
wenig verändert hatte. Hieraus fand sich: A= 0 gosetzt, B= —0° 57,
O= —0°57, D= 4+0°25, E= —0°2 und damit die folgende De-
viationstabelle für das Schiff „Resolution“ auf Cooks zweiter Reise, für den
angegebenen Ort:
= —1° 0 0% = —0°55 dıe = +0°55 du = +1° 0
iz = —0 59 dio = -—0 47 ds = +1 31 dx = +0 15
= 0 56 dd = —0 25 = +1 46 03 = —0 25
dc =— — 0 56 04 = +0 12 0 = +1 34 do = —0 50
1) Der berühmte Autor hat hier vermuthlich die Resultate der Polarfahrten im Auge gehabt,
welche mit der Flinders’schen empirischen Formel nicht stimmen wollten, dafs die Deviation zur
Inklination ein konstantes Verhältnifs habe. Zu Flinders’ Zeit gab es aber noch keine Deviations-
beobachtungen auf hohen Breiten, wo sich nachher der Poisson’sche Satz bestätigte, dafs statt der
Bogen ihre Tangenten zu setzen seien, um auf ein konstantes Verhältnifs zu kommen.