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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 16 (1888)

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Berechnung der Deviation der Schiffskompasse. 
gethan, und die „Flinders-Stange“ wird noch gegenwärtig oft bei der Kompen- 
sation zu Hülfe genommen, nachdem sie von Prof. Sir W. Thomson wieder 
eingeführt worden ist, 
Schliefelich bemerke ich noch zu dem, in dieser Abhandlung angewandten 
Interpolationsverfahren, dafs schon vor mehr als zwölf Jahren der Direktor des 
Marine-Observatoriums zu Bergen in Norwegen, Herr Ästrand,') sich der Inter- 
polation zur Berechnung der Deviation für die Zwischenstriche bedient hat, wenn 
die Deviation auf acht Hauptstrichen beobachtet war, freilich ohne Rücksicht 
auf die vierten und höheren Differenzen, und mit Beschränkung auf die beiden 
vorhergehenden und die beiden folgenden Deviationen. Die Formel würde dann 
also z. B. für de: 
& = u. She m Bf a == 0,5625 (do + ds) — 0,0625 (das + di) 
und sie ist für den ausgesprochenen Zweck - einer schnellen genäherten Be- 
stimmung als genügend angesehen worden, lief aber im Vergleich mit der 
Rechnung nach den acht trigonometrischen Koefficienten noch Unterschiede bis 
zu 1° 28‘ übrig, als es sich um einen bestimmten Fall handelte, welcher die 
Deviation des Steuerbord-Steuerkompasses auf S. M. S. „Kaiser“ betraf,?) Dem 
gegenüber konnte Herr Direktor Ästrand freilich geltend machen, dafs auch 
die gewöhnliche Rechnung mit ‚fünf Koefficienten in diesem Falle keine bessere 
Uebereinstimmung gewähre, sondern im Gegentheil eine geringere, weil damit 
gröfsere Unterschiede öfter vorkamen und bis zu 1° 40‘ stiegen. Es diente 
der Interpolationsrechnung dabei schon zum Vortheil, dafs sie wenigstens die 
beobachteten Deviationen unverändert liefs, während diese nach der Formel 
mit fünf Koefficienten gezwungen wurden, andere, sehr abweichende Werthe an- 
zunehmen, also diese Formel nicht genügend war, da die Unterschiede zwischen 
Beobachtung und Rechnung nicht immer als Beobachtungsfehler angesehen 
werden konnten. Poisson hatte zwar nach den von ihm gemachten einfachsten 
Voraussetzungen über die Beschaffenheit und Vertheilung des KEisens im Schiffe, 
über den Ort des Kompasses und über die geringe Länge der Kompafsnadeln, 
beweisen können, dafs sich die Formel für die Deviation auf fünf, nach der 
Methode der kleinsten Quadrate zu bestimmende Konstanten beschränken lasse, 
und die von A. Smith dafür gegebene Form der Gleichung ist bekanntlich 
folgende, wo & den magnetischen, $ Kompafskurs bezeichnet: 
sin d = Y cos d + B sin €’ + C cos €’ + D sin (€ + 5) -+ € cos (E48), oder wegen 5 = Ad: 
=— 9 cos d + B sin £‘ + CS cos £’ + D sin (2 8‘ + d) + E cos (2 4 + 0); 
indessen auch diese, unter den gemachten Voraussetzungen strenge Formel,°) 
zeigte sich unzureichend, wenn dieselben Voraussetzungen nicht mehr ganz zu- 
treffend waren. Das scheint aber in der Praxis erst bei der Deviation auf dem 
eisernen Schiffe „Great Eastern“ um das Jahr 1860 von Kapt. Evans bemerkt 
worden zu sein, als sich nach der Kompensation des Kompasses noch ein be- 
sonderer Theil der Deviation zeigte, welcher weder der semicircularen noch 
der quadrantalen Deviation entsprach, sondern wenigstens die Berücksichtigung 
einer sextantalen und oktantalen Deviation erforderte (Phil. Tr. f. 1861 p. 161). 
Als Ursache dieser paradoxen Deviation wurde von A, Smith die bedeutende 
Länge der beiden Nadeln (jede — 11% engl. Zoll) bei dem gebrauchten 
Regel-Kompafs angenommen und durch Experimente nebst Berechnung bestätigt 
gefunden, daß die Nadeln wegen der Nähe des Kompensations-Magneten die 
neue Störung erlitten haben konnten. Aber auch in anderen Fällen, wo eine 
solche einzige Ursache sich nicht auffinden lief, wie in dem erwähnten Bei- 
spiele des nicht mittschiffs stehenden, unkompensirten Steuerkompasses auf S. M. S. 
„Kaiser“, würde eine Beschränkung auf fünf Konstanten nach der strengen 
-) Ann. d. Hydr. 1875, p. 474. 
2 Ann. d. Hydr. 1877, p. 83. 
3) Man hat diese Formel durch eine etwas umständliche Entwickelung wohl auch wieder 
auf die Form der Gleichung (3) gebracht, aber damit erhielt man natürlich keine von. einander un- 
abhängigen Koefficienten, sondern vom 6. Koeffieienten an, wurden dieser und alle folgenden von 
den vorhergehenden fünf Koefficienten abhängig. Sollten indessen alle Koefficienten durch Beob- 
achtungen bestimmt werden, so ist nicht zu erwarten, dafs sie dieselbe Abhängigkeit zeigen, wenn 
die als Grundlage benutzte strenge Formel nicht mehr vollständig genügt.
	        
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