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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 16 (1888)

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Berechnung der Deviation der Schiffskompasse. 
immer schon einen Unterschied von 5 bis 6 Grad, welcher nicht unbemerkt 
bleiben konnie, aber auch erst bei diesem zweckmäfsigen Beobachtungsverfahren 
hervortreten mulßste, 
Was nun die gefundenen Ko&ffieienten betrifft, so beruhen sie wesentlich 
auf den Beobachtungen für die 8 Hauptstriche, wovon nur die Deviation do 
durch Interpolation zu ergänzen war. Es wäre daher auch schon genügend 
gewesen, die Bestimmung der Koegfficienten auf diese erste Gruppe zu be- 
schränken, welche allein bereits nahe dieselben Resultate giebt, und die 6 andern 
guten Beobachtungen würden damit ebenfalls befriedigend übereingestimmt 
haben. Aber des Beispiels wegen ist die Rechnung auch auf die andern 
3 Gruppen ausgedehnt worden, als wenn alle auf vollständigen, von einander 
unabhängigen Beobachtungen beruhten. Dann würde freilich die Ueberein- 
stimmung der Resultate in den verschiedenen Gruppen eine Sicherheit der Be- 
stimmung anzeigen, wovon hier keine Rede sein kann. Zunächst die Konstante A 
betreffend, so wird sie wenigstens nicht als der reine Indexfehler des Peil- 
kompasses angesehen werden können, schon deswegen nicht, weil verschiedene 
Kompasse zur Auwendung kamen, z. B. drei Kompasse gebraucht wurden, wenn 
6 Reihen von Azimuthbeobachtungen angezeigt sind. In überwiegender Gröfse 
tritt der Koefficient B auf und deutet, als Hauptwirkung des vertikalen Eisens 
angesehen, auf das Vorhandensein von vertikalem Eisen mittschiffs, und wäre 
dann aın wahrscheinlichsten der Wirkung des oberen Endes einer eisernen 
Stange vor dem Kompals zu vergleichen. Dazu kommt noch, dafs schon bei 
der Ausreise!) des „Investigator“, am 27. Juli 1801, auf dem Wege nach Porto 
Santo, als eine Prüfung sämmtlicher Kompasse vorgenommen wurde, alle 
6 Kompasse im Mittel 25° 34‘ W Deklination ergaben, wenn sio auf dem Binnacle 
standen, und nur 20° 57’ W, wenn sie 10 bis 12 Fuls vor dem Grofsmast auf- 
gestellt waren. Der Schiffskurs war in beiden Fällen westlich*). Flinders 
hielt 23° W für die richtige Deklination, und glaubte, dafs der erste Auf- 
stellungsort dieselbe 2%° zu grofs, der zweite aber 2° zu klein gab. Die 
störende Ursache wäre also wieder in obiger Form einer vertikalen Eisenstange 
zwischen beiden Aufstellungsorten anzunehmen. Da scheint denn freilich nichts 
näher zu liegen‘, als an die eiserne Axe eines Gangspills in erster Linie zu 
denken, Würde aber Flinders, wenn eine solche nahe Ursache vorhanden 
gewesen wäre, nicht selbst daran gedacht und dies erwähnt haben? Ganz 
sicher läßt sich diese Frage wohl kaum beantworten, wenigstens nicht aus den 
Erklärungen, die Flinders nachher von der Gesammtwirkung des Eisens im 
Schiffe giebt, wonach nahe im Centrum des Schiffes der Punkt anzunehmen sei, 
von welchem aus die Störungen des Kompasses erfolgen. Die übrigen Koeffi- 
cienten sind verhältnifsmäfsig unbedeutend. Weder die Wirkung von vertikalem 
Eisen seitwärtg vom Kompafs, noch von horizontalem Eisen überhaupt, ist 
deutlich genug indieirt. Der Koefficient D ist schon hier positiv, aber ganz 
unbedeutend; etwas bestimmter tritt E auf, und noch entschiedener F, so dafs 
eine kleine sextantale Deviation zu vermuthen wäre. Als Aufstellungsort wird 
immer „Binnacle“ angegeben, also der Ort, wo sich schon der Steuerkompafs 
befand; aber die Möglichkeit, dafs Flinders zwei Kompasse in störende Nähe 
zu einander gebracht haben sollte, dürfte wohl nicht als zulässig angesehen 
werden, ebenso wenig dal er sich etwa auf eine sonderbare — gewils nicht 
auf Beobachtungen beruhende — Tradition verlassen haben könnte, wonach 
zwei Kompasse sich nicht stören, wenn man sie auf einander setzt. 
Eine andere Unsicherheit besteht aber darin, dafs die angegebenen 
Schiffskurse nicht immer ganz zuverlässig sind, wie Flinders bemerkt (Vol. II 
p. 514): „Unfortunately, the direction of the ship’s head when observations 
were taken, had not been particularly marked in the first part of the voyage, 
nor always in the latter part; and in gathering it from the courses steered 
when under way, and from the direction of the winds and tides when at 
anchor, there was often a good deel of uncertainty; but it was evident, that 
the quantity of error increased as the angle between the ship’s head and the 
magnetic meridian became greater.“ 
%) Flinders, Vol. I, p. 18. 
Zn Flinders, Vol. IL v. 513.
	        
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