Berechnung der Deviation ‘der Schiffskompasse.
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fast scheint, er habe es noch für einen gemeinsamen Fehler der Kompasse ge-
halten, über deren mannigfaltige Unregelmäfsigkeiten er auch gleichzeitig Vieles
anführt in der Einleitung zu Cooks 3, Reise (1776—80), 3. Edit., London 1785,
‚ XXIV. .
) In der Königl. dänischen Marine sind schon seit 1767 durch den Komman-
deur Lous und dessen Bruder, Prof. Lous, Untersuchungen über die Fern-
wirkung grofser Eisenmassen auf Schiffskompasse angestellt worden, die mit
besonderer Genauigkeit konstruirt waren und für ihre Zeit wohl die besten
gewesen sein mögen. Die im Jahre 1787 auf dem Kriegsschiffe „Wagrien“ in
der Ostsee von Kapt. Stockfleth beobachteten Differenzen gaben dem damals
jungen Seeoffizier, . späteren Admiral P. de Löwenörn, Veranlassung, den
eigentlichen Vorgang dieser Deviationserscheinungen durch ein Experiment zu er-
läutern, indem er einen Kompafs nach und nach im Kreise herumführte, in
dessen Mittelpunkt ein senkrechter Eisencylinder aufgestellt war, und durch die
so beobachteten Richtungsveränderungen der Nadel zum ersten Male eine voll-
ständige Deviationstabelle von Strich zu Strich zu Stande brachte,
deren Maximalwerthe +6° 20‘ betrugen.) Nun sollte man denken, dafs als-
bald auch der letzte Schritt gethan wäre, sich für das Schiff selbst, durch
Beobachtungen bei der Drehung desselben, eine solche Deviationstabelle zu
verschaffen; doch.das wollte noch lange Zeit haben, bevor es ins Leben trat,
Es war überhaupt erst im Anfange dieses Jahrhunderts, dafs diese wich-
tige Angelegenheit von Neuem wesentlich gefördert wurde, und zwar durch eine
wissenschaftliche Expedition auf dem Schiffe der Königl. brit. Marine „In-
vestigator“, welches damals an den Küsten von Neuholland kreuzte.‘ Der
Kommandant desselben, Kapt. Matthew Flinders, hatte sich schon sechs
Jahre früher an Entdeckungsfahrten in diesen Gegenden betheiligt und nun
von der Regierung den Auftrag übernommen, die genaue Lage der damals noch
sehr wenig allgemein bekannten Küstenstrecken des grofsen Südlandes zu be-
stimmen, von dem man, wie Flinders bemerkt, noch nicht einmal völlig sicher
war, ob es wirklich ein ganzer Kontinent, beinahe so grofs wie Europa sei,
oder aus mehreren grofsen Inseln bestehe. Der Name Neuholland erinnert an
verschiedene, zunächst von den Holländern entdeckte westliche, nördliche und
südliche Küstentheile, wie der Name Neu-Süd-Wales dem später von den Eng-
Jändern entdeckten östlichen Theile verblieben ist. Endlich wurde. von
Flinders?) nachher der noch ältere, bei den Holländern selbst bis 1644
gebräuchliche Name Het groote Zuydland oder Terra Australis, zur allgemeinen
Bezeichnung des ganzen Kontinents wieder vorgezogen, und die entsprechende
Benennung „Australia“ für den fünften Welttheil überhaupt ist seitdem mehr
und mehr in dem Sinne von Flinders auf Neuholland allein beschränkt worden.
Das rasche und bequeme Verfahren der grofsen Küstenaufnahme ver-
mittelst des Kompasses vom Schiffe aus konnte einem so sorgfältigen und ge-
wissenhaften Beobachter wie Flinders aber nur dann genügen, wenn die An-
gaben des Kompasses sich von systematischen störenden Einflüssen frei zeigten.
Nun hatte Flinders,?) zuerst wie er sagt, im Jahre 1801, bei der Aufnahme
der Südküste von Neuholland, einen deutlichen Unterschied in der Richtmg der
Magnetnadel bemerkt, ohne dafs eine andere Ursache davon vorhanden schien,
als die Verschiedenheit der Richtung des Schiftes. Hierdurch wären viele Ver-
wickelungen entstanden, die es nothwendig machten, irgend ein Verfahren aus-
zufinden, um den Uebelstand ganz zu beseitigen, oder die erforderliche Kor-
rektion dafür anzubringen, ohne welche manche Fehler in die Karte gelangen
würden. Den Grund der Störung im Eisen an Bord vermuthend, liefs er zu-
erst die beiden nächsten Kanonen vom Kompafs entfernen, nachher auch den
Peilkompafß immer mittschiffs bringen; .den er sonst gelegentlich zum Beobachten
1) Kongel. Danske Videnskabers Selskabs Skrivter. 3. Deel. Kiöbenhavn 1788, p. 126: „For-
klaring over Compassets foranderlige Viisning pas forskiellige Steder i et Skib, og under forskiellige
Courser, som der styres, tilligemed et Experiment, af P. de Löwenörn. n
%) A voyage to Terra Australis , . . in the years 1801—1803, in H.M,S. The Investigator
‚.. By Matthew Flinders. In two Volumes, with an Atlas. London 1814 in 4°. ;
3) Philos, Transact, f. 1805 p. 186: „Concerning the Differences in the magnetic Needle, on
Board the Investigator, arising from an Alteration in the Direction of the Ship’s Head.“ By
Matthew Flinders. In a Letter to Sir Joseph Banks-