Kleine Notizen.
3. (D.S.) Sternschnuppenfall. In dem meteorologischen Journale
der Deutschen Bark „Hugo“, Kapt. F. C. Meyerheine, auf der Reise von
New- York nach Batavia, findet sich die folgende Aufzeichnung:
„Am 27. November 1885 gegen 10 Uhr Abends hatten wir im Indischen
Ocean auf 41,2° S-Br und 24,3° O-Lg Gelegenheit, Zeugen eines merkwürdigen
Naturschauspieles zu sein, Seit 7 Uhr war es von WSW her schauerig ge-
worden, und der Wind sprang aus einem Quadranten des Kompasses in den
andern hinüber. Gegen 9" p. m. klarte die Luft jedoch wieder ab. Es fielen
jetzt zahllose Sternschnuppen, so häufig, dals kaum eine Minute verstrich, in
der nicht wenigstens eins dieser Meteore raketenartig herniederschofs, Die
Richtung derselben war meistens NO—SW. Um 10 Uhr fiel eine Sternschnuppe
von ganz ungewöhnlicher Gröfse und Helligkeit, welche, nachdem sie, einer
Leuchtkugel gleich, im Sternbild des Argo geplatzt war, einen langen hellen
Streifen, gleich dem Schweife eines Kometen, zurückliefs. Diese Erscheinung
dauerte über eine volle Minute; der leuchtende Streifen erblich allmählich,
und es zeigte sich zwischen den vier gröfseren Sternen dos Argo ein dunkler,
länglicher, nach unten abgerundeter, scharf begrenzter Körper, der an seinem
unteren Ende seitwärts gerichtete Lichtstreifen zeigte. Anfangs undurchsichtig,
wurde er nach und nach heller, veränderte seinen Ort nur wenig und löste sich
schliefslich in einen weifßsen Nebel auf. Dieser letzte Vorgang dauerte über
15 Minuten.“
4. Starke Strömungen im Tajo. Die am 24. Dezember 1886 im
Hafen von Lissabon durch das Treiben des zum Britischen Kanalgeschwader
gehörigen Panzerschiffes „Sultan“ herbeigeführte Katastrophe, wobei der Fran-
zösische Dampfer „Ville de Victoria“ mit der Besatzung und den Passagieren
sank, ist nach dem Berichte des Kaiserlichen Konsulates zu Lissabon der durch
den vorhergegangenen anhaltenden starken Regen erzeugten starken Strömung
im Tajo zuzuschreiben. Infolge des Regens und der dadurch aus dem oberen
Laufe des Zajo zugeführten aufsergewöhnlich grofsen Süfswassermassen war der
Ebbstrom ganz aufserordentlich reifsend geworden, so dafs seine Geschwindig-
keit auf 8 Kn geschätzt wurde. Trifft, wie es an genanntem Tage der Fall
war, das Anschwellen des oberen Flusses mit der Epoche der Springfluthen zu-
sammen, so bilden um die Zeit des Hochwassers, also nach dem Beginne der
Ebbe, die aufgestauten Sülswassermassen, der Ebbe gewissermafsen voraus-
eilend, in der Mitte des breiten Flusses, schmale, scharf abgegrenzte, sehr
reifßsende Strömungen, während dicht daneben das Wasser fast ohne Bewegung
bleibt, oder sogar noch langsam stromaufwärts fliefst. Trifit diese Strömung,
für welche der Volksmund den Namen „Estoque (Stofsdegen) d’agua“ gefunden
hat, ein noch auf Fluth oder in todtem Wasser vor Anker liegendes Schiff, so
wird dasselbe mit grofser Geschwindigkeit herumgeworfen und das Anker-
geschirr aufserordentlich in Anspruch genommen. Hierdurch ist auch das
Loskommen der Britischen Panzerschiffe erfolgt. Am 24. Dezember war gegen
2 Uhr Morgens Hochwasser; um diese Zeit traf die geschilderte Strömung den
am weitesten stromaufwärts liegenden „Minotaur“ und brachte ihn ins Treiben,
ohne dafs dadurch jedoch erhebliche Unfälle herbeigeführt wurden. Gegen
5 Uhr soll dem „Sultan“ die Kette des Ebbankers und gleich darauf die des
Fluthankers gebrochen, und derselbe stromabwärts getrieben sein, wo er, auf
den Dampfer „Ville de Victoria“ gerathend, die erwähnte Katastrophe her-
beiführte.
5. Freetown; Westküste von Afrika.) Nach dem Berichte des
Kommandanten des Oesterreichisch-Ungarischen Schiffes „Albatrofs“, Korv.-Kapt.
Arthur Müldner („Hydrographische Nachricht“, Pola 1886, No. 25), wurde
zu Freetown im Scptember 1886 der Fluthstrom (Ost) mit 2,6, der Ebbstrom
(WzS) mit 3,6 Kn Geschwindigkeit beobachtet.
Kohlen erhält man in Freetown die Tonne zu 35 sh.; die namhafteste
Firma ist die „African Steamship Company“ (Agent Henry Leer). Einlaufende
Schiffe, welche nur kurzen Aufenthalt nehmen, können nach Passiren des Kap
Sierra Leone durch Signale Kohlen bestellen, die dann nach dem Ankern an
.) „Africa Pilot“, Part I, 1880. S. 198.