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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 15 (1887)

Einflufs magnetischer Kräfte auf den Gang der Chronometer, 
jängst erkannt, und verweisen wir auf die oben angeführten, in diesen Annalen 
1884 enthaltenen Aufsätze. Leider ist in der von Delamarche und Ploix 
über ihre Versuche gemachten Diskussion keine Angabe über das Material der 
Spirale und der Unruhe enthalten, so dafs dieselben nur beschränkten Werth 
haben, da gerade nach dem eben aufgestellten Gesichtspunkte hierauf der 
gröfste Nachdruck zu legen ist. 
Ferner wurden hierbei die Magnetstäbe in vertikaler oder horizontaler 
Lage über oder unter den Chronometern angebracht. Wenn in dieser Lage die 
richtende Wirkung auf eine lange Kompafsnadel auch beträchtlich genug sein 
kann, so wird der Einflufs auf die Lamelle der Chronometerunruhe doch schwächer 
sein. Man hätte den Magnetstab in die Verlängerung dieser Lamelle bringen 
sollen, wenn dieselbe sich in der Mittelstellung ihrer Schwingung befindet. Aus 
diesen Gründen können diese Versuche nur den von Arnold und Dent mit 
Chronometern angestellten gleichgeachtet werden, deren Spirale allein aus 
Stahl bestand. 
Ein anderes Beispiel mufste Herr Tromelin an seiner eigenen Taschen- 
uhr erfahren, welche, während derselbe mit starken Elektromagneten experi- 
mentirte, arretirt wurde; dieser Vorfall veranlafste ihn, sich weiteren Unter- 
suchungen des Einflusses von magnetischen Kräften auf Uhren und Chronometer 
zu widmen. Bei seiner Uhr war, wie bei den meisten guten Uhren mit kompen- 
sirten Unruhen, die Lamelle der Unruhe aus Stahl und verwandelte, wie er 
sich ausdrückt, die Uhr in einen Kompafs, so dafs sie nicht die Zeit, sondern 
den magnetischen Meridian anzeigte. 
Um sich die Wirkung des Magnetismus auf die Spirale klar zu machen, 
stelle man sich einen kreisförmigen Reifen aus Stahl vor, welcher seitwärts von 
einem in seiner Ebene liegenden Magneten schwingen kann. Dor Magnet wird 
auf die Schwingungen desselben ohne Einflufs sein, so lange er sich in der 
Ebene des Reifens befindet. Ist dies nicht der Fall, so wird der Reifen be- 
strebt sein, seine Ebene in Richtung des Magneten einzustellen. Hieraus erklärt 
es sich, dafs bei den Experimenten von Arnold und Dent der Magnetismus 
bei den Chronometern, deren Spirale allein aus Stahl bestand, nur ganz unmerk- 
liche Aenderungen hervorbrachte, denn die Spirale läfst sich als zusammen- 
gesetzt aus einer Reihe solcher Reifen ansehen, Es wird nur eine Deformation 
der Spirale erzeugt, und es ist bekannt, dafs eine solche auf den Gang der 
Chronometer nur geringen Einflufs hat. Anders verhält es sich mit der Unruhe, 
welche Stahltheile besitzt. Wenn man sie seitwärts eines Magneten bringt, wird sie 
sich mit den stählernen Lamellen nach demselben einrichten, bis sie ein stabiles 
Gleichgewicht angenommen hat. Während der Schwingungen ist sie fortwährend 
einer magnetischen Anziehung unterworfen, und die durch die Spirale erzeugte 
regelmäfsige Bewegung kombinirt sich mit einer Pendelbewegung, welche von 
der Anziehungskraft des Magneten herrührt. Hat die Lamelle permanenten 
Magnetismus angenommen, so wirken auch die erdmagnetischen Elemente auf 
sie ein, und selbst wenn sie sonst keinen anderen magunetischen Einflüssen mehr 
ausgesetzt ist, mufs sich jetzt die Wirkung der Spirale mit den erdmagnetischen 
Kräften kombiniren. Auf die bogenförmigen Theile der Unruhe wirkt der 
Maguetismus ungefähr in derselben Weise wie auf die Spirale, 
Wenn es hiernach einestheils ausgemacht erscheint, dafs durch HEin- 
wirkung magnetischer Kräfte auf die Unruhe und die Spirale, wenn dieselben 
von Stahl sind oder Stahl enthalten, der Isochronismus ihrer Schwingungen 
beeinträchtigt werden kann, so können dieselben anderntheils unter Umständen 
auch stark genug auftreten, um sich durch eine bemerkbare Aenderung des 
Chronometerganges fühlbar zu machen. Wenn in einem Gewitter nach starken 
Blitzschlägen ein plötzlicher gleichzeitiger Sprung bei sechs Chronometern be- 
obachtet wird, so ist wohl nicht mehr daran zu zweifeln, dafs die Ursache in 
magnetischen Wirkungen zu suchen ist. 
Es ist hieraus die Lehre zu ziehen, dafs man bei der Konstruktion von 
Chronometern die Verwendung von Eisen oder Stahl möglichst ganz zu ver- 
meiden hat, namentlich aber bei der Unruhe und der Spirale. Vor allen Dingen 
sollte man aber stets die Zusammensetzung des Chronometers kennen, nicht 
nur, um hiernach etwaige auf den Gang Bezug habende Aenderungen richtig 
beurtheilen, sondern auch um bei etwaigem Vorkommen von Stahltheilen ihn 
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