Einflufs magnetischer Kräfte auf den Gang der Chronometer,
jängst erkannt, und verweisen wir auf die oben angeführten, in diesen Annalen
1884 enthaltenen Aufsätze. Leider ist in der von Delamarche und Ploix
über ihre Versuche gemachten Diskussion keine Angabe über das Material der
Spirale und der Unruhe enthalten, so dafs dieselben nur beschränkten Werth
haben, da gerade nach dem eben aufgestellten Gesichtspunkte hierauf der
gröfste Nachdruck zu legen ist.
Ferner wurden hierbei die Magnetstäbe in vertikaler oder horizontaler
Lage über oder unter den Chronometern angebracht. Wenn in dieser Lage die
richtende Wirkung auf eine lange Kompafsnadel auch beträchtlich genug sein
kann, so wird der Einflufs auf die Lamelle der Chronometerunruhe doch schwächer
sein. Man hätte den Magnetstab in die Verlängerung dieser Lamelle bringen
sollen, wenn dieselbe sich in der Mittelstellung ihrer Schwingung befindet. Aus
diesen Gründen können diese Versuche nur den von Arnold und Dent mit
Chronometern angestellten gleichgeachtet werden, deren Spirale allein aus
Stahl bestand.
Ein anderes Beispiel mufste Herr Tromelin an seiner eigenen Taschen-
uhr erfahren, welche, während derselbe mit starken Elektromagneten experi-
mentirte, arretirt wurde; dieser Vorfall veranlafste ihn, sich weiteren Unter-
suchungen des Einflusses von magnetischen Kräften auf Uhren und Chronometer
zu widmen. Bei seiner Uhr war, wie bei den meisten guten Uhren mit kompen-
sirten Unruhen, die Lamelle der Unruhe aus Stahl und verwandelte, wie er
sich ausdrückt, die Uhr in einen Kompafs, so dafs sie nicht die Zeit, sondern
den magnetischen Meridian anzeigte.
Um sich die Wirkung des Magnetismus auf die Spirale klar zu machen,
stelle man sich einen kreisförmigen Reifen aus Stahl vor, welcher seitwärts von
einem in seiner Ebene liegenden Magneten schwingen kann. Dor Magnet wird
auf die Schwingungen desselben ohne Einflufs sein, so lange er sich in der
Ebene des Reifens befindet. Ist dies nicht der Fall, so wird der Reifen be-
strebt sein, seine Ebene in Richtung des Magneten einzustellen. Hieraus erklärt
es sich, dafs bei den Experimenten von Arnold und Dent der Magnetismus
bei den Chronometern, deren Spirale allein aus Stahl bestand, nur ganz unmerk-
liche Aenderungen hervorbrachte, denn die Spirale läfst sich als zusammen-
gesetzt aus einer Reihe solcher Reifen ansehen, Es wird nur eine Deformation
der Spirale erzeugt, und es ist bekannt, dafs eine solche auf den Gang der
Chronometer nur geringen Einflufs hat. Anders verhält es sich mit der Unruhe,
welche Stahltheile besitzt. Wenn man sie seitwärts eines Magneten bringt, wird sie
sich mit den stählernen Lamellen nach demselben einrichten, bis sie ein stabiles
Gleichgewicht angenommen hat. Während der Schwingungen ist sie fortwährend
einer magnetischen Anziehung unterworfen, und die durch die Spirale erzeugte
regelmäfsige Bewegung kombinirt sich mit einer Pendelbewegung, welche von
der Anziehungskraft des Magneten herrührt. Hat die Lamelle permanenten
Magnetismus angenommen, so wirken auch die erdmagnetischen Elemente auf
sie ein, und selbst wenn sie sonst keinen anderen magunetischen Einflüssen mehr
ausgesetzt ist, mufs sich jetzt die Wirkung der Spirale mit den erdmagnetischen
Kräften kombiniren. Auf die bogenförmigen Theile der Unruhe wirkt der
Maguetismus ungefähr in derselben Weise wie auf die Spirale,
Wenn es hiernach einestheils ausgemacht erscheint, dafs durch HEin-
wirkung magnetischer Kräfte auf die Unruhe und die Spirale, wenn dieselben
von Stahl sind oder Stahl enthalten, der Isochronismus ihrer Schwingungen
beeinträchtigt werden kann, so können dieselben anderntheils unter Umständen
auch stark genug auftreten, um sich durch eine bemerkbare Aenderung des
Chronometerganges fühlbar zu machen. Wenn in einem Gewitter nach starken
Blitzschlägen ein plötzlicher gleichzeitiger Sprung bei sechs Chronometern be-
obachtet wird, so ist wohl nicht mehr daran zu zweifeln, dafs die Ursache in
magnetischen Wirkungen zu suchen ist.
Es ist hieraus die Lehre zu ziehen, dafs man bei der Konstruktion von
Chronometern die Verwendung von Eisen oder Stahl möglichst ganz zu ver-
meiden hat, namentlich aber bei der Unruhe und der Spirale. Vor allen Dingen
sollte man aber stets die Zusammensetzung des Chronometers kennen, nicht
nur, um hiernach etwaige auf den Gang Bezug habende Aenderungen richtig
beurtheilen, sondern auch um bei etwaigem Vorkommen von Stahltheilen ihn
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