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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 15 (1887)

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Die September-Taifune in Japan 1886. 
Alle drei Taifune kamen aus der Richtung der Riukiu-Inseln, wo leider 
noch keine einzige meteorologische Station besteht; es ist dies eine bedauerns- 
werthe Lücke in dem Japanischen Stationsnetze. Alle drei passirten dann dicht 
unter der Südostküste von Kiushu. 
Das Centrum des ersten (10.—11. Sept.) ging in nördlicher Richtung 
durch den Bungo-Kanal, westlich von Hiroshima vorbei in das Japanische 
Meer, verfolgte auch dort zunächst eine nördliche, später aber nordwestliche 
Richtung, etwa auf die Nordgrenze von Korea zu. Das westliche Japan wurde 
mit einer Geschwindigkeit von 30 Sm die Stunde überschritten. Miyasakt hatte 
den tiefsten Barometerstand, 727mm, um 9 Uhr Abends am 10. September. 
Der barometrische Gradient (von Kagoshima bis Miyasakı) betrug 12mm auf 
60 Sm. 
Das Centrum des zweiten Taifuns (16.—18. Sept.) überschritt das west- 
liche Japan auf demselben Wege; im Japanischen Meere angelangt, bog es 
aber nach Nordosten aus, ging über Oki und dann in gerader Linie über die 
Aomori-Bucht im nördlichsten Theile von Nippon, weiter in derselben Richtung 
die Südostküste von Hokkaido entlang. Seine Geschwindigkeit stieg von 
13 Sm p. h. am 16. September auf 22 Sm am 17. September und 48 Sm am 
18. September. Bemerkenswerth ist, dafs der tiefste Barometerstand nicht im 
Süden, sondern im Norden beobachtet wurde (Adomorzi 742 mm). 
Das Centrum des dritten Taifuns (24.—25. Sept.) verfolgte von der 
Südostküste Kiushu’s an eine geradlinige Bahn bis über Sado hinaus, die Halb- 
insel Noto abschneidend, schmiegte sich dann der Nordwestküste an bis auf 
die Höhe von Sapporo, worauf es wieder eine Schwenkung nach Nordosten 
machte und über Nord-Hokkaido weg in das Ochotskische Meer ging. Die 
Geschwindigkeit wuchs von 31 auf 47 Sm p. h. und nahm dann wieder bis zu 
28 Sm ab. Das Barometer fiel im südlichen Kiushu auf 735 mm. 
Die Bahn dieses Taifuns kreuzt die Bahn des August-Taifuns einmal 
südöstlich von Kiushu, zum zweiten Male nahe bei Akıta an der Nordwestküste; 
der letztere, ein langsamer, gebrauchte 64 Stunden, der erstere, ein schneller, 
nur 16 Stunden zu dem Wege zwischen den beiden Punkten. 
Merkwürdig ist es, dafs alle vier Taifune dieses Jahres an einem und 
demselben Punkte der Japanischen Küste eintrafen, vor dem KEingange zum 
Bungo-Kanal, in 32° N-Br und 132° O-Lg. Ein Kreis von nur 10 Sm Halb- 
messer schliefst Theile sämmtlicher vier Bahnen ein. 
Im südlichen Theile des Japanischen Meeres, südwestlich von den Okz- 
Inseln, in 35%%° N-Br und 132° O-Lg, liegt eine zweite Kreuzungsgegend. Hier 
berührt oder schneidet ein Kreis von 15 Sm Halbmesser Theile der drei ersten 
Taifunbahnen des Jahres. Weiter nordöstlich, bei Akita, bezeichnet ein Kreis 
von 25 Sm etwa die Kreuzungsstelle der drei letzten Bahnen, 
Bei allen vier Taifunen lag also der Südosten von Nippon, mit Tokio, 
am weitesten von allen Bahnen entfernt und kam am glimpflichsten davon, 
Am meisten litten Kiushu, Shikokw und der westliche Theil von Nippon 
durch Sturm, Hochwasser und Ueberschwemmungen, So meldete Miyasaki vom 
23. September Abends 9 Uhr bis zum 24, September 6 Uhr früh 141 mm Regen, 
bis 2 Uhr Nachmittags 199mm, bis 9 Uhr Abends weitere 155mm, also in 
24 Stunden 495 mm oder einen halben Meter Regen! 
Der verflossene Sommer und Herbst zeichneten sich in mehrfacher Weise 
meteorologisch aus: durch eine nur schwach ausgeprägte Regenzeit im Südon, 
reichlichen Regen im Norden, durch eine ungewöhnlich hohe Temperatur, das 
späte Eintreffen des ersten Taifuns und schliefslich durch die merkwürdige und 
bisher nie beobachtete Thatsache, dafs die vier aufeinander folgendon Taifune 
dieses Jahres alle an derselben Stelle der Japanischen Küste erschienen.
	        
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