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Ueber Taifune in der Chinesischen See.
oberen, dessen Richtung mit derjenigen übereinstimmt, aus welcher die Wolken
ziehen. Dieser Wind weht im hinteren Halbkreise des Taifuns direkt uach
dessen Centrum hivo. Ist der untere Wind aber heftig, so treibt er, wie dieses
in verschiedenen Fällen erkannt wurde, den Taifun vor sich her. Dieselben
scheinen sich nur dann nach Südwesten zu wenden, wenn der Nordost-Monsun
eine gewisse Stärke erlangt hat. Im Sommer 1885, als der Südwest-Monsun
kräftig wehte, bewegten sich die meisten Taifune schon im Osten von Formosa
uordwärts, Steife Briesen, welche aus offenen Kanälen, wie der von Formosa
und Korea, wehen, lenken die Taifune von ihrer Bahn ab und boschleunigen
zuweilen ganz plötzlich ihr Fortschreiten.
Die mittlere Geschwindigkeit des Centrums beträgt im Mittel:
in 11° Breite 5 Sm in der Stunde,
13° „ Sh„
15° 3
20° » 3 m
%° % 11%» »
0° „„ MM „ no»
2 „ 10 m m 9 »
Südlich von 13° Breite ist diese Geschwindigkeit wenig veränderlich,
nimmt aber nach Norden an Veränderlichkeit zu. In 32'/2° Breite liegt die
Geschwindigkeit zwischen 6 und 36 Sm in der Stunde, so dafs sich aus deren
mittlerem Werthe nicht schliefsen läfst, mit welcher Geschwindigkeit oin in der
Nähe existirender Taifun sich fortbewegt.
Dio Taifune lassen sich nach den Bahnen, in welchen sie meistentheils
fortschreiten, in vier Klassen eintheilen (s. S. 681 Annalen 1885), doch können
auch Taifune vorkommen, welche zu keiner dieser Klassen ‘gehören. Es ist
daher nothwendig, in jedem Falle die Richtung der Centrumsbahn womöglich
selbst zu bestimmen.
Da die Taifune sich fast immer nordwärts nach höheren Breiten fort-
bewegen, befindet sich ein Schiff südlich vom Centrum in sichererer Position,
als nördlich von demselben. Oestlich von Luzon schreiten die Taifune mehr
oder weniger in einer WNW-Richtung weiter, und es mufs daher dort ein
Schiff so steuern, dafs es in den Südost-Quadranten des Taifuns gelangt. In
dem zwischen Hongkong, Luzon und Formosa gelegenen Theile der Chinesischen
See ist die Bahn der Taifune gewöhnlich eine nordwestliche.. Oestlich von
Formosa liegt dieselbe zwischen Nordwest und Nord. Kin Schiff ist daher im
Süden des Centrums am sichersten. Hier muß es beidrehen und warten, bis
das Wetter sich bessert, namentlich wenn es nach einem der nördlich von ihm
liegenden Häfen bestimmt ist. Ist es nach dem Süden bestimmt, so kann es
zwar vor dem Centrum über die Bahn desselben mit der nordwestlichen Briese
laufen, setzt sich aber der Gefahr aus, seine Boote zu verlieren und andere
Havarien zu erleiden, wenn es dieses zu spät ausführt.
Ungefähr in 30° Breite zwischen China und Japan kann man einen T’aifun
antreffen, welcher in einer zwischen Westnordwest, Nord und Ostnordost liegen-
den Richtung fortschreitet. Zwar ist man hier, falls das Centrum sich nordöst-
lich fortbewegt, in dem gefährlichen Halbkreise, aber der Wind weht hier in
Jem hinteren Halbkreise weniger nach dem Centrum hin, als au anderen Orten,
wie die von Herrn Doberck angestellten Nachforschungen mit einiger Wahr-
acheinlichkeit ergeben.
Wenn man im Anfange einer Reise von Singapore nach Hongkong ein
Auffrischen des Südwest-Monsuns wahrnimmt, gleichzeitig das Barometer zu
fallen beginnt, und man sonstige Ursache hat, die Existenz eines Taifuns weiter
im Norden zu vermuthen, ist es am sichersten, östlich zu steuern und den Taifun
mit den zu erwartenden, durch Südost nach Ost drehenden Winden zu umsegeln.
Ist aber die Jahreszeit vorgerückt, so ist es besser, vorher Gewifsheit zu be-
kommen, ob der Taifun südwestlich fortschreitet, weil man in diesem Falle von
dem Centrum eingeholt werden könnte, Man kann beidrehen, um die Richtungs-
änderung des Windes zu beobachten, da das Centrum sich hier gewöhnlich
langsam fortbewegt. Diese Taifune sind öfters die Ursache einer hohen See,
welche sich selbst bia in den Golf von Siam erstreckt. Vermuthet man, nach-
dem man iu höherer Breite angelangt ist, die Nähe eines Taifuns, welcher in
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