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Reisebericht der Deutschen Bark „Werner“.
einige Lagen Säcke im Schiffe sind, beginnt die in dor Form von Melasse aus
dem Jaggery geprefste Feuchtigkeit zu laufon, und dies wird um so mehr, je
mehr mau zuladet, und je gröfser also der Druck und die Hitze im Raume werden,
Um der Melasse einen besseren Zulauf zu den Pumpen zu gewähreno, empfiehlt
cs sich, eine Anzahl Löcher in die Bauchdielen und Füllungen zu bohren; auch
sollte die Ladung so gestaut werden, dafs hinten und vorn ein Theil der
Füllungen am Kielschwein frei bleibt, damit nöthigenfalls die Melasse aus-
geschöpft, ferner auch, wenn das Schiff zu wenig Wasser macht und die Melasse
wegen ihrer Dickflüssigkeit nicht an die Pumpen gelangen kann, Wasser in die
Füllungen gegossen werden kann. Ebenfalls ist von Vortheil, wenn der Pump-
300% weit genug ist, dafs ein Mann hinuntersteigen kanı, um die Pumpen klar
zu halten.
Während des Ladens wird die abflielsende Melasse aufgefangen, in Fässer
yefüllt und wieder gelandet. Von unserer Ladung, 1500 Tonnen netto cin-
genommenen Gewichts, wurden ungefähr 100 Tonnen Melasse wieder ans Land
gobracht, aufserdem mufste eine grofse Quantität wegen Mangels an Fässern
ins Meer gepumpt werden. Zu Zeiten war der Zuflußs so stark, dafs unablässig
beide Pumpen im Gang gehalten und zugleich aus den Füllungen geschöpft
werden mufste. Auf See hielt der Zuflußs in derselben Stärke noch etwa
14 Tage an, dann nahm er rasch ab, bis er sich auf ein Minimum von 300 bis
400 Pfd, pro Tag beschränkte, das bis zum Ende der Reise gleich blieb.
Für die Reise rechnet man bei diesen Ladungen auf 20 bis 25% Ge-
wichtsverlust. Da nun die Fracht‘ nach dem ausgelieferten Nettogewichte be-
rechnet wird, ferner die Säcke, welche bei Empfang nur 1 bis 2 Pfd. wiegen,
bei der Ablieferung, wenn sie von Melasse vollgesogen sind, aber ein Gewicht
von 8 bis 10 Pfd. haben, woraus ein weiterer Verlust von 5 bis 7° % entsteht,
so ist dieselbe natürlich sehr unvortheilhaft, Ich werde mich freuen, wenn
von unseren eingenommenen 1500 Tonneu 1100 Tonnen ausgeliefert werden.
Dem enormen Verluste würde am besten vorgebeugt werden, wenn man den
gröfsten Theil der Ladung möglichst rasch verladen wollte, so dafs der Melassc
Zeit zum Ablaufen gelassen werden könnte. Dann sollte diese möglichst rein
ausgepumpt und der Rest des Jaggery langsam nachgeladen werden, Dies
würde beiden Theilen zum Vortheil gereichen: der Ablader würde mehr Melasse
zurückerhalten und das Schiff weniger Gewichtsverlust während der Reise haben.
Vortheilhaft ist es natürlich, wenn der Jaggery schon längere Zeit am Lande
gelagert hat und die Melasse zum Theil schon im Lagerhause abgelaufen ist.
Am besten wäre es, wenn die Säcke ganz trocken an Bord kämen; das ist in
Colachel aber unmöglich. Einige Dampfer haben sich durch Mitnahme einer
grofsen Anzahl leerer Fässer und Auffangen der ausgepumpten Melasse gegen
den grofsen Gewichtsverlust während der Reise zu schützen gesucht. Zu dem
Ende müfste man aber schon die Fässer von einem anderen Hafen mitbringen,
denn in Colachel sind keine zu beschaffen oder doch nur zu 8o hohem Preise,
dafs bei dem jetzigen niedrigen Zuckerpreise durch das Auffangen der Melasse
kein Gewinn erzielt werden könnte.
Der Jaggery entwickelt im Schiffsraume eine enorme Hitze und einen
Uebelkeit erregenden betäubenden Dunst, der Alles, besouders Metall und weils
gemalte Gogenstände, mit ciner schwarzen Decke überzieht. Bei geschlossenen
Luken ist es in der Kajüte nicht auszuhalten, und mufßs für gute Ventilation
gesorgt werden. Der Schmutz während der Beladung spottet jeder Beschreibung,
jedoch haben Jaggery und Melasse die gute Eigenschaft, dafs sic sich durch
Wasser leicht entfernen lassen und besser wie Seife wirken, auch dem Holze
keinen Schaden thun, sondern eher noch dasselbe konserviren. Für eiserne
Schiffe sind sie freilich wohl nicht gerade empfehlenswerth. Im Uebrigen ist
Jaggery, wenn auch keine angenehme, so doch auch keineswegs eine unbequeme
Oder gar gefährliche Ladung. Durch richtige Vertheilung und Stauung der
Ladung kann man bewirken, dafs das Schiff sehr wenig angestrengt wird, und
kann es nach Belieben bequem machen, und dazu kann man auch noch später,
auf See, durch Aufstauen der Säcke nachhelfen.
Man hat in Colachel im Plane, einige der Felsen durch Auffüllen der
Zwischenräume mit einander zu verbinden und dadurch dem Landungsplatze
mehr Schutz zu verschaffen, ebenso eine Brücke zu bauen, an welcher die