Soerabaya und .seine merkantilen Verhältnisse,
55
da die geringste Entfernung — der Weg von. der Laudungsstelle zum: Markte
— mehr als eine halbe Stunde per Wagen beträgt. .
Die nächste Selbstfolge dieser beschwerlichen Verbindungen zeigt sich
in den verhältnifsmäfsig hohen Preisen aller Lebensmittel und sonstigen Artikel,
Die Stadt gewährt im Allgemeinen einen freundlichen Anblick... Die
Strafsen sind eben, gleichmäfsig und, soweit.es die Verhältnisse gestatten,
reinlich. Man ist bemüht, dieselben durch fortwährendes Besprengen und Fegen
soviel als nur irgend möglich von dem unangenehmen Staube zu befreien, und
zum grofsen Theile, namentlich im Innern der Stadt, ist es auch gelungen, die
Strafsen in recht gute Ordnung zu bringen. .
Die Häuser in der Stadt sind dem Klima entsprechend. Der Eingeborene
hat seine Hütte ‚oder einfaches kleines einstöckiges Holzhaus, der besser situirte
Europäer ein nettes, luftiges, geräumiges und meistentheils mit einer erhöhten
Veranda verschenes Wohnhaus, dem sich, namentlich nach den Vorstrafsen der
Stadt zu, ein mehr oder weniger gut im Stande gehaltener Garten und Vor-
platz anschliefst.
Die Einwohnerzahl Soerabaya’s beträgt nach den letzten amtlichen Zu-
sammenstellungen ca 122000 Köpfe, die sich aus 5000 Europäern und solchen
Personen, die hierorts zu Europäern gerechnet werden, 108 000 Eingeborenen
(Javanesen), 7000 Chinesen, 1300 Arabern etc. zusammensetzen.
Die ganze Residenz Soerabaya schätzt ınan auf ca 1.700 000 Einwohner,
Nennenswerthe oder besonders auffällige Gebäude besitzt die Stadt nur
wenige.
Zu diesen zählen die Dockanlagen, . getignet. zur Aufnahme von
gröfseren Schiffen, deren Gebrauch fremden Schiffen seitens der Rogierung
gestattet wird, sobald dieselben nicht für die eigenen Kriegsschiffe in Anspruch
genommen sind. Für kleinere Dampfer besteht hierselbst ein Privatdock —
vom .Kali-mas .abgehend — geringerer Geltung, auch bieten. Kielleichter iu
beschränkterem Grade Gelegenheit zum Repariren von Segelschiffen etc.
Ferner besitzt das Gouvernement daselbst grofse mechanische Werk-
stätten, mehrere Kasernen sowie ein gut eingerichtetes, geräumiges Hospital
— das grofse Militär-Hospital —, in dem 1500 bis 1600 Personen Unterkunft
finden können, . .
Der Preis beträgt für Kost, Logis und Behandlung in letzterem: 3. Klasse
2 Gulden, 2. Klasse 4 Gulden und 1. Klasse 5 Gulden pro Tag. ..
An Privatanlagen ist das Klubhaus der Gesellschaft „Concordia“ und
der Stadtgarten, in welchem wöchentlich ein- bis zweimal koncertirt wird, zu
erwähnen,
Die Garnison besteht am Platze zur Zeit aus einem Bataillon. Infanterie,
einem Depot-Bataillon, einer Eskadron. Kavallerie und zwei Batterien Berg-
Artillerie, 8
Platzkommandant in Soerabaya ist augenblicklich der Overste Vis. Neben
diesem hat daselbst seinen Wohnplatz der.Chef.der 3. Militär-Abtheilung von
Java, der Coronel Ocherse. .
Civilbehörden sind:
der Resident Jonkheer. van der Wyck, .
der Präsident des Raad van Justitie und
der Regent, als höchster eingeborener. inländischer Beamter.
In einem Seitenbassin des Kalı-mas, ungefähr auf halbem Wege zur
Stadt, befindet sich das jetzt nicht mehr armirte, frühere Fort „Prinz Fredrick“,
dessen Besatzung zur Zeit aus einem Detachement von acht Mann besteht... Ein
Theil dieser Anlagen,. die ‚sich kaum. 12 Fufs mit ihren vergitterten Schiels-
scharten über das trübe Wasser erheben, ist seit Kurzem renovirt und zum
Civilgefängnifs umgebaut, bisher jedoch noch nicht in Benutzung. genommen
worden. Der kleinere Theil der. Befestigungen ist unbewohnt.
Soerabaya hat bedeutenden Import- und Exporthandel, wenn auch letzterer
durch die Zuckerkrisis ungeheuer gelitten ‚hat. . Die Schiffsfrachten erreichen
für Segelschiffe nach. Europa. ca 30sh. pro Tonne, als höchste Fracht war
338h. pro Tonne notirt. ‚Die hauptsächlichsten Artikel, welche im Import
vorkommen, sind Baumwollenstoffe und Petroleum, im Export Rohzucker, dann
Kaffee, Tabak, Häute sowie kleinere Landesprodukte,