‚Ueber Gewitter und Gewitterbeobachtungen.
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mit Irrlichtern vorgekommen sein, was besonders zu prüfen :wäre. .In einem
Falle!) wird ausdrücklich gesagt, dafs neben dem Wege, an dessen Bäumen
das St. Elmsfeuer erschien, sumpfige Wiesen lagen, auf denen sich häufig Irr-
lichter zeigen sollten, die jedoch zu jener Zeit nicht zu. sehen waren,: An dem
wirklichen Vorkommen von Irrlichtern darf man, nebenbei bemerkt, jetzt nicht
mehr zweifeln, wie man einige Zeit gethan, da aufser den ‘weiter oben mit-
getheilten noch eine Reihe weiterer guter Beobachtungen darüber vorliegen, von
denen eine der besten von keinem Geringeren als Bessel:herrührt.*) Um so
wichtiger aber wäre es, die. ‚noch ganz unklare Gronze: zwischen Irrlicht und
St. Elmsfeuer genau zu ziehen... :Was .die Zeit betrifft, zu. welcher das St. Elms-
feuer am leichtesten beobachtet werden kann, ‚so läfst sich ‚darüber nur an-
führen, dafs. der Beobachter jeder Zeit, im Winter. wie. im Sommer, ‚bei Nacht
wie an düsteren, Tagen, während eines Gewitters und bei ganz gewitterfreiem
Himmel gerüstet sein ‚möge, der Erscheinung zu begegnen. Es scheint, dafs
das St. Elmsfeuer gern an stürmischen, Regen- und Schneeschauer bringenden
Wintertagen mit und ohne Gewitter auftritt, wir besitzen aber jetzt auch eine
Reihe von Beobachtungen aus den wärmeren Monaten.‘ Häufig .goht es einem
Gewitter vorher. und erlischt bei der ersten heftigeren elektrischen Entladung,
um sich wohl nach einiger Zeit wieder einzustellen, , bisweilen verweilt es aber
auch während eines langen Gewitters ohne wesentliche ‚Veränderung., Die
Lichtstärke ist meist nicht‘ grofs uud wird sicher oft überschätzt, ‚auch hierüber,
sowie über Farbe, Form und Anordnung der Flämmchen wären weitere Beob-
achtungen sehr erwünscht. Bei der im Allgemeinen sehr grofsen Gleichartigkeit
der Berichte will ich nur einige neuere und noch nicht in Lehrbücher etc,
übergegangene Fälle kurz besprechen.
König Oskar II: von Schweden und Norwegen sah einmal auf einer
Fregatte in hoher nördlicher Breite das St. Elmsfeuer während eines starken
Nordlichtes ohne eine Spur von Gewitter,?) Dies lehrt, dafs wir auch bei
Nordlichterscheinungen hohe Punkte aufmerksam mustern müssen, ob sich nicht
St. Elmsfeuer daran zeigen, — Am 11. Oktober 1884 hatte ein schon 48 Stun-
den um den Gipfel des Obir in Kärnthen wehender Sturm plötzlich nach-
gelassen. Schwache Blitze zeigten ein fernes Gewitter an, da bemerkte der
Beobachter der meteorologischen Station auf‘ dem Obir .an- den -vor dem Hause
befindlichen Windfahnen weiße Flänmchen in horizontaler Richtung, später an
der eisernen‘ Windfahne noch‘ ein ‘drittes Flämmchen ’ah der obersten Spitze.
Auch der Draht der abwärts führenden Telephonleitung erglänzte in weifs-
blauem Lichte,. während an jeder Telephonstange am Isolator ein weifßses Licht,
wie. ein Stern, sichtbar war.*) — Das St. Elmsfeuer, welches: auf dem Oester-
reichischen Dampfer „Melpomene“ vor dem Hafen von Montevideo schr genau
beobachtet. werden konnte (am 16.: Januar 1884), trat erst: nach dem Ende
eines sehr heftigen Gewitters auf. Es war nur ein starkes, bläuliches, undu-
lirendes Phosphoresciren der Mast- und .Gaffelspitzen, so weit sie Metallbeschlag
hatten. KEigentliche Flammen sah der Beobachter nicht.) Die Erscheinung
dauerte länger als eine Stunde und verlosch dann auffälliger Weise von oben
nach unten. ‘Das (vielleicht auch ‘hierher gehörige. ?). Phosphoresciren des
Meeres hielt noch bis zum Morgen an... Merkwürdig ‚ist ‚der Bericht, von
Knudsen, welcher.im Jahre 1876 in Jütland auf einer Strecke von einer Viertel-
meile durch St. Elmsfeuer kam (soll. wohl heifsen, sich zwischen mit Elmsfeuern
besetzten: Bäumen bewegte). Die Luft wurde angeblich dabei so drückend,
daß es kaum möglich war, zu athmen. Das St. Elmsfeuer zeigte sich an Bäumen,
Schornsteinen und an einer Flaggenstange, Darauf. erschien eine Art Kugel-
blitz (s. 0.), worauf das St. Elmsfeuer verschwand. Auch: bei Gelegenheit eines
anderen in Dänemark beobachteten Kugelblitzes wurden Spuren von St. Elms-
feuer bemerkt.*) Sehr gute Beobachtungen‘ unserer Erscheinung wurden am
ı) Klein, „Das Gewitter“, S} 106. |
?) Poggend. Annalen, Bd. 44, 1838, S. 366. Vgl. was oben über die Erscheinung sehr
grofser, mit Kugelblitzen zu verwechselnder Irrlichter gesagt wurde. ;
3) „Oesterr., met.; Zeitschr, “; Bd..’13, 1878, S. 125. *
4) „Oesterr. met. Zeitschr,“, Bd. 19, 1884, S. 500.
5) „Oesterr. met. Zeitschr.“, Bd. 20, 1885, S. 2738.
5 Klein’s Wochenschrift, Bd. 27, 1884, S, 134 £.