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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 15 (1887)

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Ueber Gewitter und Gewitterbeobachtungen. 
yrofser Höhe, die Blitze sind zahlreich, aber nicht verheerend, der Donner 
hat einen trockenen Klang, Regen fehlt bisweilen ganz, weil er, wie Assmann 
richtig bemerkt, durch die hoch erbitzten unteren Luftschichten aufgelöst wird, 
bevor er den Boden erreichen kann.!) Assmann nennt solche Gewitter „Hoch- 
gyewitter“. Dem ersten sehr hochstehenden Gewitter folgt übrigens am nächsten 
Tage gern ein neues, viel heftigeres und weit tiefer stehendes; das erste brach 
gleichsam nur den Bann und leitete die Gewitterperiode ein. 
Man sei auch auf die Beziehungen der einzelnen Blitze zum Regen auf- 
merksam. Weber hat in seiner Fragentafel diesem Gegenstande besondere 
Beachtung gewidmet, da es wichtig ist, zu wissen, ob der heftigere Regen, der, 
wie jeder weiß, unmittelbar nach einem stärkeren Blitzschlage meist eintritt, 
mit diesem in ursächlichem Zusammenhang und in welchem steht. Zeigen die 
Blitze gar keinen Einflufs auf die Stärke des Regens, so ist dies besonders 
genau zu beachten und alle Nebenumstände zu notiren.”) 
Das Wetterleuchten. Die Hauptfrage, welche hier immer wieder auf- 
zeworfen wird, ist die, ob das Wetterleuchten stets einem entfernten Gewitter 
angehört oder nicht. Kämtz, der den Gegenstand’ ausführlich behandelt, glaubt, 
Jafs das Wetterleuchten nicht in allen Fällen auf die Explosionen entfernter 
Gewitter zurückgeführt werden dürfe und denkt an elektrische Ausgleichungs- 
processe ohne eigentliches Gewitter.®) Muncke kommt in seiner ebenfalls sohr 
ausführlichen Erörterung zu dem durchaus zu billigenden Ergebnifs, dafs unter 
dem Namen Wetterleuchten verschiedene Phänomene zusammengefafst würden.“) 
Er unterscheidet die Blitze entfernter Gewitter deutlich von anderen Phänomenen, 
welche besser als Leuchten der Wolken bezeichnet werden. Das eigentliche 
Wetterleuchten wird immer in der Nähe des Horizontes gesehen, vorzugsweise 
an warmen stillen Abenden. Der Himmel ist bisweilen ganz heiter, bei gröfserer 
Aufmerksamkeit wird man aber häufig sehr tiefstehende, unverfänglich aus- 
schende Wolken entdecken können, von denen die Blitze ausgehen. Torbern 
Bergmann berichtet, es sei ihm einmal gelungen, die blitzende Wolke durch 
Besteigung eines Berges zu entdecken.) Der Beobachter hat nun zunächst das 
Wetterleuchten genau zu beschreiben, womöglich mit Hülfe der Sekundenuhr 
die einzelnen blitzartigen Lichtphänomene nach Dauer und Zwischenzeit zu 
notiren, Farbe und Charakter des Leuchtens festzustellen. Bisweilen wird man 
schen können, wie das gleichmäfsigere, mehr in die Breite ausgedehnte Zucken 
des echten Wetterleuchtens von einzelnen, auffallend hoch am vielleicht stern- 
hellen Himmel aufsteigenden Blitzstrahlen unterbrochen wird; man achte num 
darauf, ob sich jetzt ein schwaches Dounerrollen hören läfst und nach welcher 
Zwischenzeit. Mehrmals sah ich auch, wie ein solches heftigeres Aufblitzen 
gleichsam das Zeichen zum Beginn heftiger Windstöfse war. "Tritt dies ein, 
dann kann man darauf rechnen, das Gewitter bald ganz am Himmel zu sehen. 
Jedenfalls ist genau aufzuzeichnen, wie lange vor oder nach dem Wetterleuchten 
am Beobachtungsorte Gewitter beobachtet wurde. Will man Untersuchungen 
darüber anstellen, wo ein Gewitter, dessen Blitze man am Horizont sah, ge- 
herrscht hat, so ist nicht zu vergessen, dafs Blitze oder doch ihr Widerschein 
bis in sehr grofse Entfernungen sichtbar sein können. Dies ist nicht auffallend, 
da die Gewitterwolken oder mindestens solche Wolken, welche das Licht der 
in tieferen Schichten entwickelten Blitze zurückwerfen, noch weit über den 
höchsten Bergen stehen können. Auch giebt es aufwärts schlagende Blitze, 
welche höhere Schichten der Atmosphäre durchziehen und erleuchten, während 
die eigentliche Gewitterwolke sich in geringerer Höhe halten kann. Hätte ich 
also z. B. in Regensburg Wetterleuchten im Süden wahrgenommen, könnte aber 
keine Nachricht über irgendwelche gleichzeitige Gewittererscheinung im süd- 
lichen Bayern erlangen, so wäre es immer noch sehr wohl möglich, daß das 
Gewitter, welchem jene Blitze angehörten, sich über der Lombardisch- Venetia- 
nischen Ebene befunden habe. Am 9. Dezember 1882 wurde in Neunburg v.W. 
Wetterleuchten im Süden wahrgenommen. Später wurde ermittelt, dals jenseits 
:) „Die Gewitter in Mitteldeutschland“, S. 32. 
?) Vgl. Weber, „Blitzschläge“, Zweite Folge, S. 61. 
%) „Lehrbuch der Meteorologie“, Bd. 2, S. 481 ff. 
5 „Gehlers phys. Wörterbuch“, 2, Aufl. Bd. 10 (Leipzig 1842), S. 1615 ff. 
5 Berger ann, „Phys. Beschreibung der Erdkugel“. Greifswald 1780, Bd. 2, S. 76.
	        
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