Literarisches.
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Die im’ ersten Bande zusammengestellten vier Abhandlungen sind betitelt:
I. Wind- und Meeresströmungen im Gebiet der kleinen Sunda-Inseln,
von H. Blink (Seite 1—58).
; II. Ueber die Aenderung der Gleichgewichtsflächen der Erde durch die
Bildung polarer Eismassen und die dadurch verursachten Schwankungen des
Meeresniveaus, von H, Hergesell (Seite 59—114).
IlI. Ueber den Einfluß, welchen eine (Geoidänderung auf die Höhen-
verhältnisse eines Plateaus und auf die Gefällswerthe‘ eines Flufslaufes haben
kann, von H. Hergesell (Seite 115—132).
IV. Ueber submarine Erdbeben und KEroptionen, von E, Rudolph
(Seite 133—8365).
In der ersten Abhandlung ist das vorhandene Quellenmaterial, so spärlich
es auch zur Zeit noch ist, mit KEritischer Umsicht benutzt und werthvolle Resul-
tate über die meteorologischen Verhältnisse des Gebietes der Sunda-Inseln
daraus abgeleitet. Es findet eine grofse Uebereinstinmung zwischen Luft- und
Wasserströmung im Gebiete der Sunda-Inseln statt, nur dafs die letzteren nicht
allein von den Winden sondern auch von der Form der Küsten abhängig sind,
und dafs es nicht nur einige Zeit dauert, bis die Luftströmung ihre Bewegung
auf das viel schwerere Wasser übertragen kann, sondern dafs diese Strömungen
noch fortdauern, wenn der Impuls der Winde aufhört, Ebenso üben die ber-
gigen Inseln einen grofsen Einflufs auf die Luftströmungen aus, sO dafs nicht
selten Luftströmungen zu Wirbeln umgeformt werden, welche in nahe gelegenen
Gebieten verschiedene Richtungen annehmen, oder sie werden durch Land- und
Seewinde beeinflufst, so dafs grofse Unregelmäfsigkeiten in den Luftströmungen
der Sunda-Inseln bisweilen eintreten.
In der zweiten Abhandlung werden zuerst die verschiedenen Theorien
erwähnt, durch welche die allgemein bekannten Schwankungen des Meeres-
niveaus erklärt werden, und dann ausführlicher und eingehender die von Penck
im Jahre 1882 erschienene Abhandlung „Schwankungen des Meeresspiegels“
kritisch an der Hand mathematischer Untersuchungen geprüft. In jener Abhand-
lung von Penck sind die meisten bis jetzt aufgestellten Theorien in ihren
Grundzügen ‘wiedergegeben und scheinbar alle Schwierigkeiten hinweggeräumt,
die sich bis jetzt noch denjenigen Theorien entgegenstellten, die allein in
Niveauschwankungen die Erklärung der Uferverschiebung suchen. Daher schien
ein Eingehen auf diese Abhandlung sehr zweckmäfsig, um einestheils einen
Einblick in den Stand der jetzt herrschenden Ansichten über die erwähnte
Erscheinung zu gewinnen und andererseits die nöthigen Grundlagen für eine
Kritik der neuen Theorie zu erhalten. Der Verfasser kommt durch seine ein-
gehenden Untersuchungen zu dem Resultat, dafs die Gravitationstheorie, welche
nach Ponck durch Variationen in der Intensität der Schwerkraft die Schwan-
kungen des Meeresspiegels zu erklären sucht, in keiner Weise im Stande ist,
den vorhandenen Thatsachen gerecht zu werden.
Die dritte Abhandlung wurde durch einen Aufsatz von Penck „Ueber
Periodieität der Thalbildung“ veranlalst. Der Verfasser prüft die von Penck
besprochenen Einwirkungen, welche nach dessen Ansicht eine Aenderung der
Geoidflächen der Erde auf die Höhenverhältnisse eines Plateaus und das Gefälle
eines Flusses ausüben sollen, auf Grund der mathematischen Formeln und
Tabellen, welche in der zweiten Abhandlung dieses Bandes aufgestellt sind, und
kommt zu folgenden Schlüssen:
1. Jede äufsere Unregelmäfsigkeit der Erdoberfläche bringt eine Störung
der Geoidflächen hervor, die im Allgemeinen als eine Hebung in Bezug auf die
ursprüngliche Lage sich darstellen wird, wenn nämlich keine inneren Massen-
unregelmäfsigkeiten einen gegentheiligen Einflufs ausüben.
2, Die Abnahme der Erhebung für Punkte in der Nähe der störenden
Massen ist nicht durch ein einfaches Gesetz auszudrücken, für weiter entfernte
Punkte nimmt die Erhebung im umgekehrten Verhältnils der Entfernung ab,
aber nicht, wie Penck aungiebt, nach dem Quadrate der Entfernung.
3. Die Höhenverhältnisse eines Plateaus durch Störung der Geoidflächen
werden nur sehr wenig geändert, so dafs die Umkehr eines Flußlaufes, wenn
auch theoretisch, doch nicht thatsächlich eintreten kann,
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