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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 15 (1887)

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Literarisches. 
vorhanden wäre, so müfste die ganze Wasserschicht die mittlere Winter- 
temperatur der Atmosphäre über der Oberfläche annehmen, wie dies bei 
abgeschlossenen Meeresbecken der Fall ist. Hervorgehoben wird bei dieser 
Gelegenheit, dafs jene horizontale Wasserbewegung sehr langsam erfolge, wie 
denn überhaupt durch die Differenzen der Dichtigkeiten und Temperaturen 
des Wassers Strömungen von mefsbarer Geschwindigkeit nicht erzeugt werden 
könnten. 
Weiter ist die Rede von der Stauwirkung des Windes; unter dem Einflufs 
des Windes staut sich das Wasser an der Leeküste auf, während an der Luv- 
küste eine entsprechende Depression stattfinden mufs; die Folge hiervon ist eine 
Kreiscirkulation des Wassers in dem Sinne, dafs ein Oberstrom von der Luv- 
nach der Leeseite, ein Unterstrom in entgegengesetzter Richtung setzt, der 
grstere an der Leeküste abwärts, der letztere an der Luvküste aufwärts steigt. 
Die hierauf zurückzuführenden geringen Temperaturen des Wassers an den 
Luvküsten der Oceane und die Wärmeschichtung an der Leeseite wird für die 
einzelnen Oceane nach den Beobachtungen und Erfahrungen näher ausgeführt 
und nachgewiesen. Das Wesentlichste aus dieser ebenso interessanten wie 
Jehrreichen Darlegung des Herrn Verfassers ist dem Leser dieser „Annalen“ 
bereits bekannt aus dem in Heft V 1887 Seite 199 gegebenen Referat seiner 
diesen Gegenstand behandelnden, in der „Zeitschrift für wissenschafıliche Geo- 
graphie“ veröffentlichten Arbeit, 
Die Meeresströmungen erfahren in dem letzten Kapitel auf fast 200 Seiten 
eine sehr ausführliche Behandlung. Dasselbe wird durch eine historische Ueber- 
sicht über die Kenntnifs der Strömungen sowie eine Beleuchtung der verschie- 
denen Strömungstheorien eingeleitet. Indem sich der Herr Verfasser, wie zu 
erwarten, für die Windtheorie erklärt, wird dieselbe nach der trefflichen Dar- 
legung von Zöppritz (vergl. „Annalen“ 1878 S. 239) weiter ausgeführt. Die 
Lehre von den Kompensationsströmen hat Herr Prof. Krümmel durch Versuche 
in einer Wanne in sehr dankenswerther Weise erweitert; diese sinn- und lehr- 
reichen Experimente sind in dem vorliegenden Handbuche niedergelegt. Der 
ablenkenden Kraft der Erdrotation auf die Strömungen räumt Herr Krümmel 
bei der verhältnifsmäfsig langsamen Bewegung derselben nur eine untergeordnete 
Bedeutung ein. 
Nach einer kurzen aber zutreffenden kritischen Besprechung der Methoden 
der Strombestimmung folgt schliefslich eine systematische Beschreibung der 
Strömungen in den einzelnen Meerestheilen, und hat sich der Herr Verfasser 
hierbei die Aufgabe gestellt, „aus den vorhandenen Quellen, nach gehöriger 
Kritik derselben, ein übersichtliches Bild der thatsächlichen Stromvorgänge auf- 
zusuchen und alsdann nachzuweisen, wie die Theorie dem thatsächlichen Befunde 
gegenübersteht.“ Den einzelnen Ausführungen zu folgen, kann hier nicht unsere 
Sache sein, es sei nur noch konstatirt, dafs die gestellte Aufgabe in der besten 
Weise gelöst worden ist, und dafs zum schnelleren Verständnifs des gewonnenen 
Strömungsbildes eine dem Bande beigefügte sauber ausgeführte Uebersichtskarte 
wesentlich beiträgt. R. 
2, Beiträge zur Geophysik, Abhandlungen aus dem geographischen Seminar 
der Universität Strafsburg. Herausgegeben von Prof. Dr. Georg Gerland. 
Mit 7 Karten und mehreren Holzschnitten. Stuttgart. E, Schweizerbart’sche 
Verlagshandlung. 
Der vorliegende erste Band, dem später von demselben Verfasser 
Zusammenstellungen von ähnlichen Abhandlungen folgen werden, sucht einem 
sich fühlbar machenden wissenschaftlichen Bedürfnifs betreffs der Geophysik 
entgegen zu kommen. Bei der Wahl der Abhandlungen war der Gesichtspunkt 
mafsgebend, dafs dieselben neben dem theoretischen auch ein praktisches Inter- 
esse bieten und dafs sie auf einem gründlichen Studium der Thatsachen beruhen 
und sich auf Beweise stützen, welche dem thatsächlichen Material entnommen 
sind. Nach der Ansicht des Herausgebers soll die Geophysik den Theil der 
Geographie bilden, der sich ganz besonders mit der Wechselwirkung der 
tellurischen Kräfte zu beschäftigen hat, indem diese Kräfte selbst in ihrer 
Thätigkeit und Wirksamkeit untersucht und durch gründliche mathematische 
Berechnung klar gelegt werden,
	        
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