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Kleine Notizen.
„Atalanta“ drei Tage bedurfte. Während dieser Zeit gerieth das Schiff zwei
Mal fest und kam bei Niedrigwasser vollständig trocken zu sitzen. Angestellte
Lootsen sind in Zumaco nicht vorhanden; der Belader eines Schiffes schickt
demselben den Kapitän eines Küstenfahres, oder eine andere geeignete Persön-
lichkeit, um das Schiff zu lootsen. Das dafür zu entrichtende Lootsgeld ist
mäfsig; ich hatte für das Ein- und Ausbringen zusammen 38 Dollars zu be-
zahlen, Am 15 November hatten wir die Ladung eingenommen und traten die
Reise nach Hamburg an.
16. (D. S.) Talcahuano in Chile und Manta in Ecuador. Auszug
aus dem meteorologischen Journal des Deutschen Dreimastschoners „ Ventilia“,
Kapt. H. Oestmann.
Talcahuano, der beste Hafen von Chile und der ganzen Westküste Süd-
amerikas ist seiner vielen Vorzüge wegen allen frachtsuchenden Schiffen ganz
besonders zu empfehlen. Der Ankerplatz ist ganz sicher, die Hafenunkosten
sind sehr gering, und der Proviant ist billig. Es ist ferner der südlichste
Ladeplatz, von dem aus man die nordwärts gelegenen Plätze leicht erreichen
kann, und in seiner Nähe hat man die Kohlenhäfen Tome, Coronel, Lota,
Laraquete und Lebu, falls man beabsichtigt, eine Kohlenladung für den Norden
einzunehmen. Valparaiso ist mit Talcahuano durch eine Eisenbahn und Dampfer-
linie verbunden. Die Hauptausfuhrartikel sind Weizen und Mehl, besonders
nach England, sowie Gerste und andere Erzeugnisse des Landbaues, für welche
Coquimbo der Hauptabsatzplatz ist. Talcahuano scheint einer guten Zukunft
entgegen zu gehen, denn das Hinterland, mit dem es bereits durch eine Kisen-
bahn verbunden ist, ist sehr fruchtbar. Fast mit jedem Europäischen Dampfer
kommen neue Kolonisten an, meistens Deutsche, welche von der Chilenischen
Regierung freie Ueberfahrt und, wie es heifst, im ersten Jahre Lebensmittel,
ein Gespann Ochsen und alle für den Landbau nöthigen Gegenstände erhalten,
Auf der Rhede von Talcahuano liegt man auf einer Wassertiefe von
9 bis 10,8 m — 5 bis 6 Fad. — !% bis 1 Sm von der Laudungsbrücke entfernt,
den Kopf des Schiffes nordwärts gerichtet, mit zwei Ankern und 55 bezw. 80 m
— 30 und 45 Fad. — Kette nach vorne und einem Anker mit 80 m — 45 Fad. —
Kette nach hinten. Der Wind ist meist immer südlich, doch kommt er mitunter,
besonders in den Wintermonaten, auch von Norden, wodurch alsdann auf dem
Ankerplatz leicht ein starker Seegang entsteht, weil die vorliegende Insel
Quiniquina nur einen ungenügenden Schutz gewährt. Der Grund, der aus festem
Thon vermischt mit Muscheln besteht, hält sehr gut. Obwohl nur bis 12 Uhr
Mittags gelöscht werden darf, geschieht dies im Ganzen doch ziemlich rasch,
wenn nur die genügenden Leichter zur Verfügung stehen.
Nachdem wir am 27. und 28. Oktober 1886 unseren Ballast eingenommen
hatten, traten wir am 30. die Reise nach Manta an, welcher Platz am 15. No-
vember erreicht wurde. Von unserem Ankerplatz mit einer Wassertiefe von
5,3 u — 31% Fad. — peilte das Gerüst, auf dem das Feuer brennt, SW. Am
folgenden Morgen gingen wir um 7 Uhr wieder Anker auf, segelten mit der
Landbriese eine Strecke westwärts längs der Küste, warfen den Ballast über
Bord und kehrten um 4 Uhr Nachmittags nach unserem Ankerplatz zurück.
Am Nachmittage des 21. November setzte eine nordwestliche Dünung ein; da
dieselbe an dem folgenden Tage derartig zugenommen hatte, dafs das Schiff
stark rollte, segelten wir am Morgen des 23. mit der Landbriese weiter vom
Lande ab und ankerten in 7,6 m — 4'/4 Fad. —, das Gerüst, welches zur Auf-
stellung des Feuers dient, SzW'/«W peilend. Dieses, denke ich, ist der beste
Ankerplatz in unseren Wintermonaten, wenn hier manchmal eine bedeutende
Dünung steht; in den Sommermonaten kann man wohl eine Kabllg. südlicher
ankerp, um die Verbindung mit dem Lande leichter herzustellen. Es kann aber
vorkommen, dafs sich die Nordwinde auch in der letztgenannten Jahreszeit
einstellen. In solchem Falle ist es auch in dieser Zeit gerathen, weiter vom
Lande abzusegeln. Im August 1886 waren nordwestliche Winde schon
sehr häufig.
Das Trinkwasser ist in Manta nur in geringer Menge vorhanden und
theuer. Früher segelten die Schiffe nach Einnahme der Ladung nach Solango
und nahmen dort das nöthige Trinkwasser an Bord. Von April bis November
mag der dortige Ankerplatz auch recht gut sein, aber in den anderen Monaten
ist die Brandung dort manchmal tagelang sehr hoch, so dafs man nicht landen