Skip to main content

Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 15 (1887)

Ann. d. Hydr. ete., XV. Jahrg. (1887), Heft 1I. 
+ 
Ueber Gewitter und Gewitterbeobachtungen. 
Von Prof. Dr. F, 6. Halın in Königsberg % Pr. 
(Schlufs.) 
Eine Uebergangsform vom ersten zum dritten Blitztypus bilden die so- 
genannten Funkenblitze. Es zeigt sich entweder der ganze Blitzstrahl in 
eine Reihe glänzender Funken (kleiner Kugeln) aufgelöst, oder ein Zickzackblitz 
zerfasert sich am Ende in sprühende Funken. Sehr merkwürdige Wahrnehmungen 
machte Plante am 18. August 1876 in Paris. Die Blitze schienen ilm im 
Allgemeinen aus glänzenden Punkten zu bestehen, ähnlich den feurigen Furchen, 
welche auf einer feuchten Oberfläche von einem elektrischen Strome von hoher 
Spannung hervorgebracht werden. KEin Blitz, der in Gestalt eines langgezogenen 
S zur Erde fuhr, blieb während einer wahrnehmbaren Zeit sichtbar, indem er 
gleichsam einen Rosenkranz von glänzenden Körnern bildete, die entlang einem 
sehr schmalen leuchtenden Faden zerstreut waren.!) Ich erinnere mich, am 
30. April 1871 einen Zickzackblitz deutlich gesehen zu haben, welcher zwei 
glänzende Punkte wie kleine Kugeln vor sich hertrieb. Er schien nicht zur 
Erde niederzufahren. Häpke sah am 5. September 1880 in Vegesack, wie von 
einem lang ausgedehnten Blitze in anfänglich scharfer Zickzackform ein Raketen- 
sprühen auszugehen schien. Der Blitz, welcher eine etwas längere Dauer hatte 
als andere, löste sich in einzelne rothe Kügelchen auf, die wie ein Meteor 
einen kurzen Schweif zeigten und dann erloschen.) Im Ganzen werden aber 
Funkenblitze aus gröfserer Entfernung doch nur selten beobachtet, viel häufiger 
wird erwähnt, dafs der Blitz kurz vor oder während .des Einschlagens in 
Gestalt eines Funkenregens aufgetreten sei. In Wagersrott bei Schleswig schlug 
der Blitz am 21. Juni 1881 in ein Wohnhaus. Die Zimmer waren voller Feuer- 
funken, auch Feuerkugeln, welche längs der Wände auf und nieder fuhren. Es 
liegt nahe, hier die Mitwirkung von Nachbildern anzunehmen, zumal Niemand 
durch die Kugeln verletzt wurde.) In einem andern Falle (Moorsee am 13. Juli 
1881) nahm eine ganze Anzahl Personen einen vollständigen Feuerregen im 
Zimmer wahr. Weber hält es in diesem Falle nicht für ganz unmöglich, dafs 
der Feuerregen von geschmolzenen Theilen der Gypsdeckendräthe, welche theil- 
weise blofsgelegt und verflüchtigt wurden, herrührte.“) 
Wenn wir von Kugelblitzen reden, meinen wir aber meist jene Kugeln 
von sehr ‚verschiedener, oft ansehnlicher Gröfse, von denen berichtet wird, dafs 
sie einzeln oder in Mehrzahl in ungewöhnlich langsamer, gar nicht blitzartiger 
Bewegung theils von den Wolken herabkamen, theils in schräger Richtung über 
die Erde hinzogen oder auch gar aus der Erde aufstiegen. Ihre Lichtstärke 
wird verschieden angegeben und scheint bisweilen nicht grofs zu sein, zuweilen 
gind sie von einem dunstartigen Hofe umgeben. Sie senken sich auf Dächer 
nieder, heben sich zu den Spitzen der Thürme, dringen aber auch durch merk- 
würdig kleine und schmale Oeffnungen und Fugen in die Zimmer ein, wo sie 
*) „Comptes rend.“, Ba, 82, 1876, S. 484. 
*) „Physiographie der Gewitter“, S. 15. 
3 Weber, „Blitzschläge“. Dritte Folge, S. 10. 
4‘ Weber. .„Blitzschläge“. Dritte Folge. S. 21.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.