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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 15 (1887)

Einflufs der Feuchtigkeit der Luft auf den Gang der Chrounmeter. 
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den. nach ‚der letzten und der ersten Gangformel . gefundenen Temperatur- 
Koefficienten auf, Derselbe zeigt, dafs die Größe der gefundenen Koefticienten 
wesentlich abhängig ist von dem Betrage der Luftfeuchtigkeit, sobald man diese 
nicht mit in die Rechnung zieht, und dafs somit der früher bemerkte Umstand, 
dafs in verschiedenen Jahren, sowohl auf dem Observatorium in Wilhelmshaven, 
als in Kiel für dieselben Chronometer zum Theil merklich verschiedene Tempe- 
ratur-Koefficienten gefunden sind, in einfacher Weise eine Erklärung findet, Auch 
geht hieraus hervor, dafs die am Lande bestimmten Temperatur-Ko&fficienten 
sich unter anderen Feuchtigkeitsverhältnissen, wie sie z. B. auf See stattfinden, 
besser bei Chronometern mit hermetisch verschlossenen, als bei solchen mit ge- 
wöhnlichen Gehäusen bewähren müssen, 
Bezüglich der Ursache des Einflusses der Luftfeuchtigkeit auf den Gang 
kann zunächst, ehe weiter ausgedehnte Beobachtungsreihen vorliegen, nur eine 
Vermuthung geäufsert werden, Was die von Tennant gemuthmafste Einwirkung 
auf das Oel betrifft, so zeigte eine einfache Untersuchung, dafs diese bei den 
von mir gemachten Beobachtungen nicht in Frage kommen kann, Es mufs hier 
zuvörderst bemerkt werden, daß die Gänge aller bisher hier nach dieser Rich- 
tung untersuchten Chronometer sich von der Luftfeuchtigkeit abhängig zeigten, 
und zwar ausnahmslos in dem Sinne, dafs sie in feuchter Luft langsamere Gänge 
hatten, als in trockener, dagegen war die Gröfse des Einflusses bei verschiedenen 
Chronometern sehr verschieden. Nun wurde bei einem Chronometer (Gerlin 
No. 999), welches weit weniger von der Luftfeuchtigkeit beeinflufst wurde, als 
das früher erwähnte Tiede No. 280, und gleichzeitig bei diesem letztgenannten 
das alte Oel entfernt und dieselbe Sorte Oel an beiden Chronometern an- 
gebracht, ohne dafs der Einflufs sich anders zeigte, als vorher. Ferner wurde 
das Oel bei Tiede No. 280 für cinige Zeit gänzlich entfernt, so dafs die Axen 
völlig trocken liefen, ohne dafs sich eine morkliche Veränderung des Kinfusses 
der Luftfeuchtigkeit auf den Gang herausstellte. | 
Die einfachste Erklärung dürfte wohl sein, dafs sich Wasserdämpfe au 
der verhältnifsmälßsig grofsen Oberfläche der Spirale kondensiren, und zwar iv 
um so höherem Betrage, je gröfser die relative Feuchtigkeit der Luft ist, etwa 
in ähnlicher Weise, wie dies an dem Haar eines Haarlıygrometers stattfindet, 
und: dafs sich dadurch das Gewicht der Spirale und somit ihr Trägheitsmoment 
verinehrt, Mit Bezug hierauf möchte ich auf frühere Untersuchungen : von 
Bunsen (Anuvalen der Physik und Chemie, Jahrgang 1883) über Kondensation 
von Kohlensäure an glatten Glasflächen verweisen, welche zu dem Resultate 
führten, dafs die Kondensation in einem solchen Grade vor sich geht, dafs die 
Kohlensäure sich in flüssigem Zustande an den Glasflächen niederschlägt. Wenn 
man annehmen darf, dafs Sich in ähnlicher Weise Wasserdämpfe an der Spirale 
der Unruhe niederschlagen, und zwar in um so höherem Grade, je gröfser die 
Feuchtigkeit der Luft ist, so würde damit die beobachtete Abhängigkeit der 
Chronometergänge von der Luftfeuchtigkeit völlig erklärt sein. Möglich ist es, 
dafs durch die blaue Oxydschicht, welche sich boi manchen Spiralen (z. B. bei 
der des Chronometers Tiede No. 280) findet, die Kondensation in wirksamerer 
Weise vor sich gohen kann, ja dafs auch kapillare Vorgänge hinzukommen, die 
durch die Beschaffenheit der oxydirten Oberfläche begünstigt werden. KEbonfalls 
ist es denkbar, dafs bei einem geringen Ueberzuge von vegetativen Gebilden, 
z. B.. mikroskopischen Schimmelpilzen, die Wirkung der Luftfeuchtigkeit .noch 
wesentlich vermehrt wird. Hierüber werden zweckmäfsig angestellte Unter- 
suchungen sehr bald entscheiden können, zunächst ist es aber als wichtiges 
Faktum hinzustellen, dafs der Gang der Chronometer unter Umständen durch 
die Feuchtigkeit der umgebenden Luft wesentlich beeinflufst werden kann und 
alsdann einen durchaus ähnlichen Verlauf nimmt, wie die relative Feuchtigkeit 
der Luft selbat. 
Nachtrag. Nach Abfassung des’ vorstehenden Berichtes hat Herr Pro- 
fessor Peters die Untersuchungen über die Einwirkung der Feuchtigkeit der 
Luft auf die Chronometer fortgesetzt und macht darüber folgende Angaben: 
Die früher geäufserte Vermuthung, dafs solche Chronometer, deren Spiral- 
federn blau angelaufen sind, eine gröfsere Einwirkung der umgebenden Luft-
	        
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