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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 15 (1887)

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Einflufs der Feuchtigkeit der Luft auf den Gang der Chronometer. 
Chronometer Bröcking No. 913 sich besonders gut bewährt hat, geht aus 
folgender Notiz in dem Revisionsbuche des genannten Chronometers hervor: . 
„Dasselbe ist eine vorzügliche Uhr und wurde während einer 
1'/2jährigen Reise in den Tropen als Normal-Chronometer benutzt. 
gez. Piraly, Korvettenkapitän.“ 
Der Einflufs der in das Innere. des Chronometers eindringenden Feuchtig- 
keit besteht nun einestheils, wie schon erwähnt, darin, dafs die zarteren Theile 
des Werkes durch Rost angegriffen und mit Schimmelgespiunsten überzogen 
werden, wodurch der Gang natürlich in hohem Grade in der Weise beeinflufst 
wird, dafs er unregelmäfsig wird, und die Angaben des Chronometers um so 
anzuverlässiger werden, je länger das Chronometer diesen ungünstigen Einflüssen 
unterworfen ist, anderntheils schienen die fortgesetzten Beobachtungen der 
Chronometer schon seit längerer Zeit darauf hinzudeuten, dafs ein direkter Kin- 
guß der Feuchtigkeit der umgebenden Luft auf den Gang stattfinde. Besonders 
aprach hierfür der Umstand, dafs fast sämmtliche Chronometer ihren Gang 80- 
fort ändern, und zwar meist in demselben Sinne, wenn auch in verschiedenem 
Betrage, wenn sie vom Lande auf das Schiff gebracht werden. 
Es sind nun im Laufe der Zeit nach verschiedenen Richtungen hin Unter- 
suchungen darüber angestellt worden, welche Ursachen diese Gangänderungen 
bewirken können. Es zeigte sich dabei durch direkte Versuche, dafs weder 
der Vrausport der Chronometer nach dem Schiffe, noch der Schifsmagnetismus 
die beobachtete Erscheinung hervorbringen könne; ebensowenig konnte die Be- 
wegung des Schiffes die gesuchte Ursache sein, weil die Erscheinung ebenso 
hervortrat, wenn das Schiff ruhig im Hafen lag, als wenn es gleich in See ging. 
Es mufte daher die Frage gestellt werden: „Worin unterscheidet sich der 
Zustand des Chronometers an Bord von demjenigen am Lande, abgesehen von 
den bereits in Betracht gezogenen Umständen?“ 
Hier lag nun die Antwort auf der Hand, dafs der Grad der Luftfeuchtig- 
keit an Bord fast ausnahmslos ein höherer ist,‘als in den Aufbewahrungsräumen 
am Lande, und wenn es gleich ‚zunächst etwas auffallend erschien, dafs die 
Feuchtigkeit einen erheblichen Einflufs auf den Gang haben könne, 80 erschien 
es doch nothwendig, auch nach dieser Richtung hin Versuche anzustellen. 
Es ist hier nun zu bemerken, dafs auch von anderer Seite schon die 
Vermuthung aufgestellt war, dafs der Gang der Chronometer durch die Feuchtig- 
keit der umgebenden Luft beeinflufst werde. In Vol. XLIX der „Monthly 
Notices of the Royal Astr. Society“ p. 22 u. 73 finden sich zwei Bemerkungen 
des Major-General J. F. Tennant, nach welchen er in Calcutta gefunden hat, 
dafs ein von ihm benutztes Chronometer einen langsameren Gang annahm, wenn 
die grofsen Regenfälle begannen, und der Gang bei trockener Witterung wieder 
schneller wurde. Auch in Bombay will man ähnliche Beobachtungen gemacht 
haben, doch sind direkte Messungen darüber an beiden Orten nicht angestellt, 
namentlich keine Ablesungen an einem Hygrometer ausgeführt worden. 
J. ®. Tennant ist der Ansicht, daß möglicherweise einige Sorten Oel 
durch die Einwirkung der Hitze in den Tropen verdorben und hygroskopisch 
werden, so dafs die Schwingungen der Unruhe bei gröfserer Luftfeuchtigkeit, 
da das Oel flüssiger wird, größer werden, und die Unruhe mehr Zeit zu einer 
Schwingung gebraucht. 
Eine größere Reihe von Beobachtungen, welche ich während der letzten 
Monate an mehreren Chronometern unter geuauer Messung der relativen 
Feuchtigkeit der umgebenden Luft ausgeführt habe, führte mich zu sehr merk- 
würdigen Resultaten und zeigte theilweise eine überraschende Abhängigkeit der 
Gänge von der relativen Feuchtigkeit der umgebenden Luft. Bei demjenigen 
Chronometer. (Tiede No. 280), welches die gröfste Abhängigkeit von der Luft- 
fouchtigkeit zeigte, wurden in der Zeit vom 29. Mai bis 15. Juni folgende Stände 
und Gänge beobachtet. Unter der Bezeichnung HM ist die mittlere relative Luft- 
feuchtigkeit in Procenten gegeben, wie sie an einem Koppe’schen Haarhygro- 
meter abgelesen ist, während € die mittlere Temperatur nach Celsius bedeutet.
	        
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