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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 15 (1887)

304 Bemerkungen über die Aden-Cyklone vom Juni- 1885. 
sicht über Wind und Luftdruck der Wind um Mitternacht WNW—W gewesen 
sein sollte. Der Grund des Zweifels ist weiter nichts, als ein Fehler in der 
Uebersetzung. Im Französischen Text ist die betreffende Stelle nämlich wieder- 
yegeben: ... je crus n&cessaire de mettre le navire debout au vent, le cap au 
Nord etc. „Mettre le navire debout au vent“ bedeutet aber, das Schiff auf 
den Wind legen, während im Bericht des Kapitäns von „an den Wind legen“ 
die Rede ist.!) Ein Schiff, das — wie gewöhnlich der Fall — auf sechs Striche 
am Winde liegt, liegt aber im Sturme, wenn der Wind WNW ist und auch 
zeitweilig bis W holt, nicht höher als N vor, 
An der zweiten Stelle soll ein Widerspruch darin bestehen, dafs die 
Befürchtung ausgedrückt wird, das Schiff würde die Gewalt des Orkans nicht 
zushalten, und weiter bemerkt wird, dasselbe habe unter dem schweren Druck 
jes Windes sehr ruhig gelegen. Wir sehen nicht ein, weshalb. Der Kapitän 
meint mit dem Ruhigliegen offenbar, dafs das Schiff keine heftige schlingernde 
Bewegungen machte, wie es gethan haben würde, wenn es bei der wilden See 
nicht den starken Winddruck von der Seite, der es stetig hielt, gehabt hätte. 
Nach unserer Ansicht giebt Kapt. Horstmann’s Bericht von der Situation, in 
welcher sich das Schiff befand, eine für jeden Seemann durchaus verständliche 
Darstellung und enthält durchaus nichts Widersinniges. 
Die zweite Ausbiegung der Orkanbahn nach Süden, zu welcher wir uns 
durch die Positionsangabe der „Inchulva“ (trotz unzerer Bedenken, vgl. S, 5 
des diess, Berichts) genöthigt sahen, beseitigt Herr Cloue€ durch Annahme 
eines viel nördlicheren Ortes für dieses Schiff, 
£s ist eehr möglich, dafs Herr Admiral Cloug Recht hat, wenn er an 
den fraglichen Stellen Irrthümer in den Berichten annimmt; es ist möglich auch, 
dafs die von ihm statt dessen angenommenen Werthe näher der Wahrheit ent- 
sprechen; es liegt uns ganz fern, die Zulässigkeit und Nothwendigkeit einer 
Kritik des Materials zu bestreiten; allein es wird stets bis zu einem gewissen 
Grade Sache der individuellen Ansicht sein, wie weit man in der Verwerfung 
und Verbesserung der Nachrichten gehen darf, und es ist grofse Vorsicht 
nöthig, wenn auf ein so bearbeitetes Material allgemeine Schlüsse gebaut werden 
zollen. Die Direktion der Seewarte legt keinen besonderen Werth auf die Punkte, 
in welchen ihre Darstellung der Thatsachen von jener des Herrn Admirals Cloue 
abweicht, weil sie der Ansicht ist, dafs das Material für deren völlig sichere 
Entscheidung durchaus nicht ausreicht — wie sie dieses übrigens auch au 
mehreren Stellen ihres Berichtes angedeutet hat. —- Insbesondere sind die 
Krümmungen der Bahn, zu deren Annahme sie sich genöthigt glaubte, wenn sie 
nicht willkürlich einen Theil der Beobachtungen verwerfen wollte, auch ihr 
selbst unwahrscheinlich erschienen, weil für ein so regelmäfsiges Hin- und Her- 
pendeln wenig Analogien sich finden und der Sinn der Bahnkrümmung gewöhn- 
lich länger unverändert bleibt. Sie würde deshalb ohne neues Material nicht 
wieder die Diskussion aufgenommen haben, wenn ihr nicht die Abweichungen 
in der Methode und in den leitenden Gesichtspunkten als etwas erschienen 
wären, dessen öffentliche Besprechung von Nutzen für die Entwickelung der 
maritimen Meteorologie und speciell der Sturmkunde sein könnte. 
i) Aehnliche Uebersetzungsfehler finden sich auch in einigen anderen Citaten des Herrn 
Cloue€ aus dem Bericht der Seewarte, haben aber in den übrigen Fällen keine ausschlaggebende 
Bedeutung,
	        
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