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Vierteljahrs-Wetter-Rundschau der Deutschen Seewarte,
sein, wenn sie am 30, bezw. 31. Dezember, als der Wind von Südost nach
Südsüdwest holte, nicht ostwärts gewendet, sondern noch weiter nach Westen
gestanden hätten, denn nach Ausweis der Wetterkarten würden sie auf diesem
Kurse sehr bald in den Bereich nordwestlicher Winde gekommen sein. Aus
dem für die Breite, in der sie sich befanden, niedrigen Barometerstande von
750 bis 755mm war zu ersehen, dafs die südlichen Winde einer Depression
angehörten, deren relatives Minimum nicht weit entfernt war. Der Unterschied
in der Dauer der ganzen Fahrt zwischen „Moltke“ einer- und „Hermes“, „Paul
Rickmers“ und „Capella“ andererseits entstand fast gänzlich in der Aequatorial-
zone, zu deren Durchsegelung ersteres nur 5, die anderen dagegen bezw. 10,
11 und 8 Tage benöthigten. „Moltke“ wurde vom Nordostpassat bis 2,5° N-Br
geführt und hatte dann bis zum Einsetzen des Südost in 1,7° N-Br kaum für
24 Stunden Mallung. Dagegen wurden „Paul Rickmers“, der den Passat am
20. Januar in 3° N-Br, und „Hermes“, der ihn Tags darauf schon in 4° N-Br
verlor, nahezu 7 Tage durch Mallung und Stille aufgehalten. Möglicherweise
war dieser Nachtheil eine Folge ihrer etwas zu östlichen Stellung, die an der
Südgrenze des Nordostpassates in ungefähr 24,5° W-Lg, bei „Moltke“ dagegen
in 26,5° W-Lg war. Uebrigens glich sich, für „Paul Rickmers“ wenigstens,
infolge seiner östlicheren Stellung beim Ueberschreiten der‘ Linie der von
„Moltke“ gewonnene Vorsprung bis nach 0° Länge im Südatlantischen Ocean
fast vollständig wicder aus,
Die nächstfolgende vierte Gruppe — No. 77 bis 75 — mit Reiscantritt
vom 31. Dezember bis 18. Januar, machte wieder verhältnifsmäfsig rasche Reisen.
Der erste Wegesabschnitt nahm infolge der im Monat Januar auf dem östlichen
Theile des Atlantik sehr vorherrschenden südlichen und südwestlichen Winde
noch eine verhältnifemäfsig lange Zeit in Auspruch, für „Bernhard Carl“ und
„Paula“ bis zu 17 Tagen. Die darauf folgende Passatstrecke wurde dagegen
sehr rasch, in mehreren Fällen in nur 5 bis 6 Tagen zurückgelegt. Es war
dabei für die Schiffe von Vortheil, dafs sie vorher mit den südlichen Winden
eine gut westliche Länge angeholt hatten. Das Schiff „Rajah“, welches am
weitesten voraus stand und bis 30° N.-Br eine ziemlich gute Fahrt machte,
fand am Nordrande des Passatgebiets noch die auf Karte V verzeichnete
Depression vor und gebrauchte infolge dessen für die Strecke von 30° bis
10° N-Br eine etwas längere Zeit. Der Unterschied in der Dauer der drei
Reisen von „Bernhard Carl“, „Paula“ und „Bessel“, welche in dieser Gruppe
als Mitsegler aufireten, entstand wieder fast gänzlich in der Aequatorialzone,
die von „Bessel“ in 5, von „Bernhard Carl“ in 7 und von „Paula“ in 9 Tagen
durchsegelt wurde. Der längere Aufenthalt der beiden letzteren Schiffe durch
Stille und Mallungen wurde anscheinend auch wieder dadurch herbeigeführt,
dafs sie südlich von 10° N-Br zuviel Ost wieder anholton. In derselben Weise
fehlte „Heinrich Lohmann“, der für die letzten 10° N-Br ebenfalls 9 Tage
benöthigte. Dies Schiff steuerte, nachdem es den Parallel von 10° Nord in
passender Länge geschnitten, so östlich auf, dafs es an der Grenze des Nordost-
passats — 3,5° N-Br — in 22,5° W-Lg zu stehen kam, machte also, da es
aus der Strafe von Gibraltar gekommen war, bis zu jenem Punkte einen sehr
weiten Umweg. Es würde jedenfalls richtiger gewesen sein, wenn statt dessen
der gerade Weg östlich der Kaprerden genommen und von diesen Inseln der
Kurs südwestwärts auf etwa 5° N-Br und 25° W-Lg gesetzt worden wäre.
Das von New-York kommende Schiff „Seenymphe“ benöthigte für die Strecke
südlich von 30° N-Br eine so lange Zeit — 21 Tage — weil es den Passat
meistens so schral und so steif hatte, dafs es von seinem Schnittpunkte von
30° N-Br aus immer dicht am Winde und gewöhnlich mit gekürzten Segeln
fahren mufste, was natürlich die Fahrgeschwindigkeit sehr beeinträchtigte.
Die noch folgende letzte Gruppe von Schiffen trat ihre Reise ab Lizard
erst nach dem 5. Februar an. Dieselben hatten bei der herrschenden Weiter-
lage — hoher Luftdruck über Süd- und Mittel-Europa, niedriger Druck im
Nordwesten — durch anhaltende südliche und südwestliche, meistens sehr
stürmisch auftretende Winde auf dem ersten Abschnitt des Weges eine sehr
langwierige Fahrt, besonders die als erste in der Reihe stehenden Schiffe
„Dione“, „Der Nordpol“ und „Schiller“, welche 30° N-Br erst nach 21 bis