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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 15 (1887)

A496 
Vierteljahrs-Wetter-Rundschau der Deutschen Seewarte, 
sein, wenn sie am 30, bezw. 31. Dezember, als der Wind von Südost nach 
Südsüdwest holte, nicht ostwärts gewendet, sondern noch weiter nach Westen 
gestanden hätten, denn nach Ausweis der Wetterkarten würden sie auf diesem 
Kurse sehr bald in den Bereich nordwestlicher Winde gekommen sein. Aus 
dem für die Breite, in der sie sich befanden, niedrigen Barometerstande von 
750 bis 755mm war zu ersehen, dafs die südlichen Winde einer Depression 
angehörten, deren relatives Minimum nicht weit entfernt war. Der Unterschied 
in der Dauer der ganzen Fahrt zwischen „Moltke“ einer- und „Hermes“, „Paul 
Rickmers“ und „Capella“ andererseits entstand fast gänzlich in der Aequatorial- 
zone, zu deren Durchsegelung ersteres nur 5, die anderen dagegen bezw. 10, 
11 und 8 Tage benöthigten. „Moltke“ wurde vom Nordostpassat bis 2,5° N-Br 
geführt und hatte dann bis zum Einsetzen des Südost in 1,7° N-Br kaum für 
24 Stunden Mallung. Dagegen wurden „Paul Rickmers“, der den Passat am 
20. Januar in 3° N-Br, und „Hermes“, der ihn Tags darauf schon in 4° N-Br 
verlor, nahezu 7 Tage durch Mallung und Stille aufgehalten. Möglicherweise 
war dieser Nachtheil eine Folge ihrer etwas zu östlichen Stellung, die an der 
Südgrenze des Nordostpassates in ungefähr 24,5° W-Lg, bei „Moltke“ dagegen 
in 26,5° W-Lg war. Uebrigens glich sich, für „Paul Rickmers“ wenigstens, 
infolge seiner östlicheren Stellung beim Ueberschreiten der‘ Linie der von 
„Moltke“ gewonnene Vorsprung bis nach 0° Länge im Südatlantischen Ocean 
fast vollständig wicder aus, 
Die nächstfolgende vierte Gruppe — No. 77 bis 75 — mit Reiscantritt 
vom 31. Dezember bis 18. Januar, machte wieder verhältnifsmäfsig rasche Reisen. 
Der erste Wegesabschnitt nahm infolge der im Monat Januar auf dem östlichen 
Theile des Atlantik sehr vorherrschenden südlichen und südwestlichen Winde 
noch eine verhältnifemäfsig lange Zeit in Auspruch, für „Bernhard Carl“ und 
„Paula“ bis zu 17 Tagen. Die darauf folgende Passatstrecke wurde dagegen 
sehr rasch, in mehreren Fällen in nur 5 bis 6 Tagen zurückgelegt. Es war 
dabei für die Schiffe von Vortheil, dafs sie vorher mit den südlichen Winden 
eine gut westliche Länge angeholt hatten. Das Schiff „Rajah“, welches am 
weitesten voraus stand und bis 30° N.-Br eine ziemlich gute Fahrt machte, 
fand am Nordrande des Passatgebiets noch die auf Karte V verzeichnete 
Depression vor und gebrauchte infolge dessen für die Strecke von 30° bis 
10° N-Br eine etwas längere Zeit. Der Unterschied in der Dauer der drei 
Reisen von „Bernhard Carl“, „Paula“ und „Bessel“, welche in dieser Gruppe 
als Mitsegler aufireten, entstand wieder fast gänzlich in der Aequatorialzone, 
die von „Bessel“ in 5, von „Bernhard Carl“ in 7 und von „Paula“ in 9 Tagen 
durchsegelt wurde. Der längere Aufenthalt der beiden letzteren Schiffe durch 
Stille und Mallungen wurde anscheinend auch wieder dadurch herbeigeführt, 
dafs sie südlich von 10° N-Br zuviel Ost wieder anholton. In derselben Weise 
fehlte „Heinrich Lohmann“, der für die letzten 10° N-Br ebenfalls 9 Tage 
benöthigte. Dies Schiff steuerte, nachdem es den Parallel von 10° Nord in 
passender Länge geschnitten, so östlich auf, dafs es an der Grenze des Nordost- 
passats — 3,5° N-Br — in 22,5° W-Lg zu stehen kam, machte also, da es 
aus der Strafe von Gibraltar gekommen war, bis zu jenem Punkte einen sehr 
weiten Umweg. Es würde jedenfalls richtiger gewesen sein, wenn statt dessen 
der gerade Weg östlich der Kaprerden genommen und von diesen Inseln der 
Kurs südwestwärts auf etwa 5° N-Br und 25° W-Lg gesetzt worden wäre. 
Das von New-York kommende Schiff „Seenymphe“ benöthigte für die Strecke 
südlich von 30° N-Br eine so lange Zeit — 21 Tage — weil es den Passat 
meistens so schral und so steif hatte, dafs es von seinem Schnittpunkte von 
30° N-Br aus immer dicht am Winde und gewöhnlich mit gekürzten Segeln 
fahren mufste, was natürlich die Fahrgeschwindigkeit sehr beeinträchtigte. 
Die noch folgende letzte Gruppe von Schiffen trat ihre Reise ab Lizard 
erst nach dem 5. Februar an. Dieselben hatten bei der herrschenden Weiter- 
lage — hoher Luftdruck über Süd- und Mittel-Europa, niedriger Druck im 
Nordwesten — durch anhaltende südliche und südwestliche, meistens sehr 
stürmisch auftretende Winde auf dem ersten Abschnitt des Weges eine sehr 
langwierige Fahrt, besonders die als erste in der Reihe stehenden Schiffe 
„Dione“, „Der Nordpol“ und „Schiller“, welche 30° N-Br erst nach 21 bis
	        
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