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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 15 (1887)

Vierteljahrs-Wetter-Rundschau der Deutschen Seewarte, 
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3. Reisen von Nord nach Süd. 
Unter den Reisen von Nord nach Süd bilden, wenn man die Dauer der- 
gelben in Betracht zieht, die erste Gruppe diejenigen, welche schon im November 
angetreten wurden — No. 42 bis No. 55. Die Fahrt von Lizard nach der 
Linie nahm bei diesen durchschnittlich 33 Tage, etwas mehr als das Mittel, in 
Anspruch. Der Aufenthalt, welcher die Reisen verlängerte, entstand vornehmlich 
auf der Strecke von 40° bis etwa 25° N-Br und wurde verursacht durch das 
Auftreten der Depression, . die Ende November und in den ersten Tagen des 
Dezember längere Zeit im Süden der Azoren lagerte und auf der Route der 
Schiffe, den Passat unterbrechend, südliche und südwestliche Winde hervorrief 
(siehe Karte I), Kapt, Meyerheine vom Schiff „Hugo“ suchte in richtiger 
Auffassung der Wetterlage die nördlichen Winde au der Westseite der De- 
pressionen zu gewinnen, indem er mit den steifen Südostwinden der Nordostseite 
nahezu recht nach Westen steuern liefs. Da in diesem Falle die Depression 
sich nicht, wie gewöhnlich ostwärts, vielmehr bis zum 3. Dezember ziemlich 
rasch westwärts bewegte, so konnte ihm jenes Vorhaben nicht gelingen, indessen 
brachte ihm die westlichere Stellung für die weitere Fahrt doch so viel Vortheil, 
dafs er den Weg von Lizard nach der Linie in zwei Tagen weniger als sein 
Mitsegler „Fürst Bismarck“ zurücklegte. Der erhebliche Einfluls der Stellung 
beim Ueberschreiten von 30° N-Br auf die Dauer der Fahrt von 30° N-Br 
südwärts zeigt sich auch bei den Reisen der übrigen Mitsegler „Wega“, „Mel- 
pomene“ und „Vorwärts“. Die Strecke von dem genannten Parallel bis zu dem 
von 10° Nord nahm um so mehr Zeit in Anspruch, je weiter östlich die Schiffe 
standen. Die Aequatorialzone, von 10° N-Br bis zur Linie, passirten die meisten 
in 6 bis 7 Tagen, also verhältnifsmäfsig rasch. Die ungewöhnlich lange Reise 
des Schiffes „Christine“, welches von New-York ausging, entstand zunächst 
durch ungünstige Gelegenheit auf dem ersten Abschnitt der Fahrt, die das 
Gutmachen genügender Östlänge vor dem Eintritt ins Passatgebiet sehr erschwerte, 
and ferner durch das Auftreten der Depression im Osten der Bermudas-Inseln 
während der zweiten Epöche (siehe die Karte), wodurch der Passat auf der 
Mitte des Oceans gestört wurde. In der Nacht zum 1. Dezember hatte das 
Schiff in 36° N-Br und 62° W-Lg im Bereiche der zur Zeit diesen Ort passi- 
renden Depression einen schweren Sturm aus Nordost zu bestehen. 
Die zweite Gruppe — No. 45 bis 86 — deren Reiseantritt in der ersten 
Hälfte Dezember erfolgte, umfaßt eine Reihe rascher Fahrten von durchschnittlich 
nur 25 Tagen Dauer, Die Anwesenheit des hohen Maximums, welches anfänglich 
westlich von Grofsbritannien und der Kanalmündung lagerte und sich später 
weiter südwärts nach der Breite der Azoren verschob, lieferte den Schiffen 
sowohl auf der Strecke bis 30° N-Br als auch auf der Passatstrecke eine 
durchweg günstige Gelegenheit. Die beste Reise machte um diese Zeit und 
überhaupt im ganzen Vierteljahr das Schiff „Germania“. Dasselbe erhielt schon 
in 41° N-Br beständigen östlichen Wind, der von 30° N-Br an als frische 
Briese wehte, und hatte auch in der Aequatorialzone nur wenig flaue Winde, 
so dafs es diese 10° Breite: in 4'2 Tagen zurücklegen konnte. Die ganze 
Fahrt vom Kanal zur Linie nahm nicht mehr als 20 Tage in Anspruch. 
Eıheblich ungünstiger verliefen die Reisen der dritten Gruppe, zu welcher 
die Schiffe No. 53 bis 78 zu rechnen sind, die in der zweiten Hälfte Dezember 
den Kanal verliefsen. In der ersten Zeit kamen dieselben mit Hülfe nördlicher 
und östlicher Winde noch ziemlich rasch voran, besonders das am weitesten 
voraus stehende Schiff „Moltke“; mit dem erneuten Auftreten von Depressionen 
im Westen der Canarischen Inseln und südlich von den Azoren während der 
Zeit vom 28, Dezember bis zum 12, Januar stellte sich jedoch wieder eine für 
die Fahrt nach Süden sehr ungünstige Wetterlaze ein, indem an die Stelle des 
Passats südliche, zum Theil stürmische Winde, Mallungen und Windstillen 
traten (siehe Karten III und IV). Erst am 14. Januar, ‚als die letzte der 
erwähnten Depressionen nordwärts verzogen war, kam der Passat wieder durch, 
„Moltke“ war um diese Zeit erst bis 18,5°, „Hermes“ sowie „Paul Rickmers“ 
erst bis 20° N-Br gekommen. „Capella“ erhielt den Passat erst einen Tag 
später in 24° N-Br. Vielleicht würden diese Schiffe etwas besser gefahren
	        
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