Skip to main content

Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 15 (1887)

Vierteljahrs-Wetter-Rundschau der Deutschen Seewarte. 
zugleich mit grofser Gleichmäfsigkeit. In den meisten Fällen hielt sich die 
Dauer der Ueberfahrt von der Amerikanischen zur Europäischen Küste zwischen 
20 ud 28 Tagen, und die eingehaltenen Routen wichen nur insofern von ein- 
ander ab, als dies durch den Unterschied in der Lage des Abfahrts- oder des 
Bestimmungsortes bedingt wurde. Eine Ausnahme durch ihre erheblich längere 
Dauer bilden indefs die Reisen No. 10, No. 21, No. 18 und No, 25. Es erscheint 
deshalb angezeigt, dieselben hier einer näheren Betrachtung zu unterziehen, 
Das Schiff „Antoinette“ — No, 10 — verlor nach Ausweis des Journals 
vornehmlich durch seine sehr geringe Segelfähigkeit und zwar in dem Mafse, 
dafs es zu der Fahrt von New-York nach Lizard 16 Tago mehr benöthigte als 
das Schiff „J. W. Wendt“, welches 70° W-Lg einen Tag nach ihm überschritt. 
„Antoinette“ machte die Ueberfahrt in 35, „J. W. Wendt“, freilich ein sehr 
guter Segler, dieselbe dagegen in 19 Tagen. Die Routen der Schiffe waren 
dieselben. 
„Hedwig“ — No. 21 — hatte auf ihrer südlicheren Route nach der 
Strafse von Gibraltar vom 17. Dezember an, nachdem sie den Meridian von 
30° West überschritten, sehr viel Aufenthalt durch südöstliche Winde, verursacht 
durch den hohen Luftdruck, welcher um diese Zeit über dem nordöstlichen 
Theile des Oceans und über Westeuropa lagerte. Die kurze Strecke von 
30° W-Lg bis zur Strafse nahm infolge dessen nicht weniger als 28 Tage in 
Anspruch, In Bezug auf diese Reise schreibt der Kapt. Th. Minfsen am 
13. Januar, als er die Strafse von Gibraltar passirte: „Bis hierher haben wir 
zu der Reise also 46 Tage gebraucht und während der ganzen Zeit nur zweimal 
den Wind von Stärke 8 oder mehr gehabt, was für diese Jahreszeit jedenfalls 
etwas Ungewöhnliches ist. Scit dem 5. Dezember, also in 38 Tageo, hatten 
wir nur zwei Etmale hindurch den Wind so, dafs wir Kurs steuern konnten, 
und nie den Wind für 24 Stunden aus westlicher Richtung. Durch den fort- 
währenden Südostwind wurden wir so nördlich getrieben, dafs uns der am 2. 
und 3. Januar schliefslich nach Süd und Südsüdwest holende Wind ganz 
ungelegen kam, und als wir dann weit genug südwärts aufgekreuzt hatten, kam 
der Wind wieder aus Südost bis Nordost durch. Wir hatten sehr viel Gegen- 
schlag während der Reise, aber nichts wie gutes Wetter.“ 
Das Schiff „Zuterpe“ — No. 18 — war gleichzeitig mit dem ebenfalls 
von einem südlichen Hafen der Vereinigten Staaten kommenden Schiffe „Port 
Royal“ unterwegs. Letzteres, welches einige Tage früher in See gegangen war, 
stand am 28. Dezember noch 14° in Länge gegen „Kuterpe“ voraus; im der 
folgenden Zeit traf es jedoch die Gelegenheit so viel weniger günstig, dafs 
„Euterpe“ an demselben Tage mit ihm, am 3. Januar, den Meridian von 30° West 
erreichte. Von hier an gewann „Port Royal“ jedoch wieder einen bedeutenden 
Vorsprung. „Euterpe“ schnitt 30° W-Lg 4° südlicher. Infolge dessen gelangte 
dies Schiff an die Südseite der Maxima, welche in der ersten Hälfte vor der 
Westküste Europas auftraten und hatte langen Aufenthalt durch Nordostwinde, 
während der Mitsegler, an der Nordseite der Maxima stehend, mit günstigem 
Winde rasch die Reise vollenden konnte. „Port Royal“ passirte am 11. Januar 
Holyhead. „Kuterpe“ gelangte erst am 20, in den Englischen Kanal. 
Auch die verhältnifsmäfsig lange Reise des „Jupiter“ — No. 25 — wurde 
vornehmlich dadurch verursacht, dafs dieses Schiff bei seiner Ueberfahrt sich 
für die durch den hohen Barometerstand angezeigte Wetterlage zu südlich hielt 
und daher viel Aufenthalt durch östliche Winde hatte. Der Mitsegler „Olbers“, 
der eine nördlichere Route einschlug und von den in den mitileren Breiten des 
Oceans ostwärts wandernden Maxima an der Nordseite blieb, erlangte infolge 
dessen einen solchen Vorsprung, dafs am 11. Februar, als er den Kanal ein- 
segelte, „Jupiter“ noch in 36° W-Lg stand. Bis etwa 50° W-Lg stand letzterer 
nur um 4° Länge gegen „Olbers“ zurück. 
Die Schiffe, welche ihre Reise vor Anfang Januar antraten, wurden durch 
schlechtes Wetter nur wenig belästigt. Später verliefen die Fahrten weniger 
ruhig, und besonders zu Ende Januar und Anfang Februar und wieder vom 9, 
bis 20. Februar hatten die unterwegs befindlichen Schiffe schwere Stürme aus- 
zuhalten. 
O4
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.