Vierteljahrs-Wetter-Rundschau der Deutschen Seewarte,
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Die ersten Schiffe, welche die Tabelle aufführt, S. 25 „Jupiter“ und S, 19
„Olbers“, hatten ihre Fahrt ‚über den Ocean bereits im Oktober beziehentlich
November angetreten und waren bis Anfang Dezember schon eine erhebliche
Strecke nach Westen fortgeschritten. „Jupiter“, welches Schiff die Passatroute
verfolgt hatte, stand um diese Zeit in 29° N-Br und 69° W-Lg, das Schiff
„Olbers“, dessen Führer, unter Anpassung seiner Route an die Ende November
vorhandene Wetterlage, sich nördlicher hielt, in 44° N-Br und 32° W-Lpg,
letzteres also um 37° Länge hinter „Jupiter“ zurück, In der folgenden Zeit
hatte „Olbers“, auch weiter auf der direkten Route sich haltend, den Wind
zwar meistens westlich, aber oft verändernd und von mäfsiger Stärke und kam
deshalb verhältnifsmäfsig rasch voran; es legte die Strecke von 30° W-Lg bis
New-York in 20 Tagen zurück, während „Jupiter“ beim Aufsteuern aus dem
Passatgebiet nach Nordwesten sehr durch nördliche und nordwestliche Winde
aufgehalten wurde und zu der kurzen Strecke von 31° N-Br und 70° W-Lg bis
New-York nicht weniger als 17 Tage benöthigte. Die Folge war, dafs ersteres
Schiff, trotzdem es den Meridian von 70° West volle 15 Tage später als sein
Mitsegler erreichte, doch an demselben Tage mit diesem am 20. Dezember in
den Hafen gelangte.
Die nächsten fünf Schiffe der Tabelle, No. 27, 32, 30, 50 und 28, ver-
liefsen nahezu um dieselbe Zeit, zu Anfang Dezember, den Kanal. Die ersten
beiden, „Cleopatra“ und „Palme“, von denen das erste am 5. und das zweite
am 6, Dezember Lizard passirte, hielten sich bei der Ueberfahrt in mittleren
Breiten und machten hier mit den östlichen - Winden an der Südseite des
Maximums, welches während der ersten Dezemberwoche vor der Küste Europas
lagerte (siehe Karte I), anfänglich guten Fortgang, so dafs am 8. Dezember,
üem Ende dieser Witterungsepoche, „Cleopatra“ 14° und „Palme“ 12° W-Lg
erreicht hatte. Auch in der nächstfolgenden Zeit war die Wetterlage für die
Fortsetzung der Reise noch ziemlich günstig. Im Bereiche des Gebietes hohen
Luftdruckes, welches bis zum 20. Dezember die gröfsere östliche Hälfte des
Oceans einnahm, herrschte anhaltend ruhiges Wetter, und da das Maximum
gewöhnlich unweit der Azoren oder noch näher der Europäischen Küste lag,
fanden die Schiffe auf ihrem Wege den Wind vorwiegend aus einer günstigen
südlichen bis südwestlichen Richtung. „Cleopatra“ gelangte damit am 21. De-
zember nach 44° N-Br und 46° W-Lg. Später hatte dies Schiff im Bereiche
der Depressionen, die in den letzten Tagen des Dezember und zu Anfang Januar
in den Amerikanischen Gewässern auftraten, verschiedentlich längeren Aufenthalt
durch stürmische westliche Winde zu erleiden, so vom 28. bis 31. Dezember
bei 60° W-Lg und vom 2. bis 5. Januar bei 69° W-Lg; durch volle Ausnutzung
der zeitweilig auftretenden günstigeren Winde gelang es jedoch am 7. Januar,
nach einer Reise von 33 Tagen von Lizard und 40 Tagen von der Weser
New-York zu ‚erreichen. „Palme“ blieb, zunächst wohl durch seine geringere
Segelfähigkeit, dann aber besonders, weil mit fortschreitender Zeit durch die
Ausdehnung des Depressions- und Sturmgebietes nach Osten sich die Umstände
für die Fahrt auf der direkten Route mehr und mehr ungünstig gestalteten,
mehr und mehr hinter seinem Mitsegler zurück, Es erreichte 30° W-Lg 3 Tage,
50° W-Lg 6 Tage und 70° W-Lg erst 12 Tage später als „Cleopatra“. Die
Dauer der Ueberfahrt von Lizard nach New- York, wohin „Palme“ am 19. Januar
gelangte, betrug 44 Tage. Neben den 11 Tagen auf dieser hatte das Schiff
schon 13 Tage auf der Strecke von der Elbe nach Lizard, zu welcher es nicht
weniger als 20 Tage benöthigte, gegen „Cleopatra“ verloren, und wurde vor-
nehmlich durch letzteren Umstand seine Reise ungewöhnlich lang.
Die drei übrigen Schiffe der Gruppe „ Victoria“, „Ariadne“ und „Niagara“,
welche ebenfalls am 6. Dezember die Fahrt über den Ocean antraten, schlugen,
sobald der Wind mit der Südwärtsverschiebung des Maximums nordwestlich
holte, den Weg nach dem Passatgebiet ein. Sie machten hier, begünstigt durch
den ‚anhaltend hohen Luftdruck in den Rofsbreiten (siehe Karten IL und IM),
eine recht gute Fahrt, besonders „Niagara“, welches Schiff von vornherein am
südlichsten steuerte und sich später stets am südlichsten hielt, auch wohl der
beste Segler von den Dreien war. Dasselbe behielt, da es immer an der Süd-
seite des Maximums blieb, Ostwind stetig und ununterbrochen von 41° N-Br
Ann, d. Hydr, ete., 1887, Heft XII.