Kleine Notizen.
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i) Die Italienische‘ Bark „Avgusto“, Kapt. Attanasio, lag im Sturme
am 26. und 27. August in 43° N-Br 54° W-Lg bei und nahm schwere Seen
über. Es wurde deshalb ein mit Werg und Fischöl gefüllter Sack an der Luv-
seite des Hinterschiffs über Bord gehängt, so dals er gerade das Wasser be-
rührte, und gleichzeitig in das hintere Kloset Oel gegossen. Sobald das Oel
auf das Wasser kam, war seine Wirkung zu bemerken, denn 14 Stunden lang
kam kein Eimer voll Wasser über, bis um 10* Abends, als der Wind drehte,
eine ‚schwere See über Deck brach. Es hatte dies seinen Grund ‚darin, dafs
das Oel im Sack und Kloset verbraucht war; sobald es erneuert war, kam
keine See .mehr an Bord. Der Kapitän fügt hinzu: „Ich bin überzeugt, daß,
wenn jedes Schiff im Sturm Oel gebrauchen würde, sehr viel Unfälle auf See
vermieden würden, und ich werde nie ohne einen hinreichenden Vorrath von
Fischöl, welches ich für das beste halte, in See gehen.“ .
k) Der Britische Dampfer „Lufra“, Kapt. Robert Campbell, hatte auf
der Reise von Elba nach Philadelphia im August einen Sturm aus SE bis SW
mit hoher Kreuzsee. Das Schiff rollte sehr stark und nahm grofse Mengen
Wasser vorne und hinten über, In die Röhren der vorderen Klosets an der
Luvseite wurde Werg gethan und auf dasselbe Maschinenöl gegossen, welches
durch das Werg durchsickernd auf das Wasser gelangte. Die Wellenkämme
wurden hierdurch sofort beruhigt, und konnte nun das Schiff ganz bequem Fahrt
laufen, ohne viel Wasser überzunehmen.
]) Kapt. Thompson von dem Britischen Dampfer „Joseph H. Scammel*
berichtet: „Am 26. August in 43° N-Br 57° W-Lg wehte ein Sturm, dafs das
Wasser wie Schneetreiben über das Schiff geschleudert wurde. Die See brach
sehr hoch; das untere Grofsmarssegel zerrißs; das Schiff lag unter blofsen
Masten, da kein Segel der Gewalt des Windes Stand halten konnte. Lagen
quer zur See, schöpften viel Wasser, und lag die Gefahr nahe, dafs Alles von
Deck fortgespült werden würde. Füllten in die Becken der Klosets vorne und
achtern Werg und gossen Oel darauf, damit es langsam auf das Wasser träufeln
sollte. Nach wenigen Minuten kam — es ist Thatsache — kaum noch ein
Eimer voll Wasser über. Wir gebrauchten in jedem Kloset stündlich ‘/2 Gallone,
6 Stunden lang.“ — Kapt. Thompson erwähnt noch, dafs in Ermangelung von
Del auch Kohlentheer gute Dienste leistet, wie er aus Erfahrung weils.
m) Kapt. Brown von dem Amerikanischen Schiff „Josephine“ berichtet:
„Wir hatten am 27, August auf der Fahrt von Turks-Insel nach Philadelphia
eine furchtbare See, so dafs man weder vorwärts noch rückwärts kommen konnte,
und es für den Koch ganz unmöglich war, Feuer zu halten, da das Schiff mit
dem Bug vollkommen unter Wasser lag, und grofse Wassermengen nach hinten
sich ergossen, welche Alles an Deck überflutheten. Es wurden Säcke mit rohem
Leinöl, einer am Krahnbalken und ein zweiter in der Grofsrüst über Bord
gehängt, worauf die Decke verhältnifsmäfsig trocken blieben.“ — Im Winter
wendet Kapt. Brown rohes Leinöl mit ungefähr einem Drittel Kerosin-Oel
gemischt an,
Ferner berichtet der Deutsche Dampfer „Glückauf“, Kapt. Bühner, von
überraschenden. Erfolgen, welche derselbe durch die Anwendung von Oel
während eines Sturmes am 2. Oktober bei den Azoren gehabt hat:!) „Während
andere Schiffe beigedreht liegen bleiben mufsten, hatte der „GHückauf“ stets
ruhigen Fortgang. Das Oelen der See mit Schmieröl geschah, indem man etwa
24 Stunden, während welcher der Sturm tobte, das Oel durch Werg, welches
man in die Klosetröhren am Bug des Schiffes gestopft hatte, tropfen liefs, wozu
alle Stunde etwa ein Eimer Oel gebraucht wurde. Man hatte durch diese
Manipulation zwar Dünung, aber keine Welle mehr gegen sich, bekam auch
kein Wasser über. Der Schaum auf dem Wasser an den Seiten des Schiffes
verschwand, sobald er mit dem Oel in Berührung kam.“
3, Längenbestimmung von Haiphong, Tonking. Auf telegraphischem
Wege mit Hülfe des unterseeischen Kabels hat Herr F. La Porte mit Unter-
stützung des Direktors vom Observatorium zu Hongkong, Herrn Doberck, den
Längenunterschied zwischen Haiphong und Hongkong festgelegt.*) Au drei
i) „Hamburger Börsen-Halle“ No. 241.
23) „Comptes Rendus des seances de VAcademie des Sciences“, 1887 No. 9.