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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 15 (1887)

Strömungs-, Wind- und Witterungsverhältnisse an der Südostküste von Australien. 459 
Einige Bemerkungen über die Strömungs-, Wind- und Witterungs- 
verhältnisse. an der Südostküste von Australien, 
Von Kapitän R. Mehring, Führer des Dentschen Vollschiffes „Hermann“ 
(Mittheilung von der Deutschen Seewarte.) 
Am 12. März 1886 langten wir nach einer 116tägigen Reise von Hamburg 
in Sydney an. Auf derselben passirten wir südlich von Tasmanien und hatten 
dort längeren Aufenthalt, als auf unserer letzten Reise durch die Bass-Strafse, 
Nach meiner Meinung sollte man immer durch diese Strafse gehen, denn der 
vorherrschende Wind ist nördlich. ; 
Im Nachstehenden gebe ich einige allgemeine und kurze Bemerkungen 
über Strom, Wind und Wetter der hiesigen Gegend. ; 
Strom. Derselbe läuft für gewöhnlich von N nach S, ist aber vom 
Winde abhängig, so dals zuweilen gar kein, zuweilen aber auch nördlicher 
Strom angetroffen wird; da aber der Wind meistens zwischen N und NE ist, 
so ist der Strom, wie gesagt, vorwiegend südlich, von Kap Howe an südwärts 
etwas östlich abweichend. Auf 33° S-Br und 156° O-Lg habe ich einen Strom 
gehabt, der mich in zwei Tagen 2° nach Osten versetzte. Je mehr man sich 
aber der Nordwestspitze von Neuseeland nähert, desto unregelmäfsiger wird die 
Strömung in Richtung und Stärke, Dicht vor Sydney versetzte uns die Strömung 
in 24 Stunden 65 Sm nach Süd, und mufsten wir bei anfangs steifer nördlicher, 
dann steifer südwestlicher Briese und unangenehmer See alle Segel führen, um 
dieselbe zu überwinden, . 
Wind und Wetter sind hier sehr unbeständig und wechseln manchmal 
plötzlich, ohne irgend welche vorherigen Anzeichen. Gewöhnlich ändert sich die 
Windrichtung von rechts nach links; geschieht das Eutgegengeosetzte, so folgt 
schlechtes Wetter. Die Hauptwinde sind im Sommer — November his Februar 
— die von N bis NE, im Winter — März bis Oktober — die von W_und SW. 
Diese Winde werden zuweilen von anderen unterbrochen, doch sind letztere 
nicht von langer Dauer. In den Sommermonaten hat man an der Küste See- 
briese, welche am Vormittage, nach vorhergegangener Windstille, langsam durch- 
kommt und gegen 2—3 Uhr Nachmittags zu einer steifen Briese angewachsen 
ist. Die Luft ist dabei sehr diesig und gestattet nur eine Fernsicht von 5—6 Sm. 
Gewöhnlich flaut die Seebriese gegen Sonnenuntergang ab, manchmal steht die- 
selbe aber auch bis 12 Uhr oder 2 Uhr Nachts. Dann geht der Wind, langsam 
sich drehend, auf S bis SW oder springt auch plötzlich mit grofser Stärke um. 
Sollte das Barometer in den letzten zwölf Stunden etwas gefallen sein und der 
Wind abflauen, so kann man sicher auf das Einsetzen eines dieser sogenannten 
„Southerly bursters“ rechnen, die bei vollständig klarem Himmel und ohne 
irgend welche Wetteranzeichen auftreten und gewöhnlich 2 bis 3 Stunden 
dauern. Sie fallen mit grofser Stärke und so rasch ein, dafs man Mühe hat, 
die Segel rechtzeitig zu bergen, Bleibt das Barometer auf einem höheren Stand 
stehen, so ist die Gefahr des Ausschiefsens des Windes geringer, obwohl es 
auch in diesem Fall geschehen kann. Auf anhaltendes Blitzen in SW bis SO 
folgt in der Regel Südwind, begleitet von Böen mit Regen und bedecktem 
Himmel, der gewöhnlich 3 bis 4 Tage hart weht. Auf starken Thau in der 
Nacht folgt am nächsten Tage N- bis NE-Wind, der 2 bis 3 Tage ziemlich kräftig 
weht und von dickem Wetter, Regen und Nebel bei hohem Barometerstand 
begleitet ist. Gegen das Ende beginnt das Barometer zu fallen, und der Wind 
springt um auf S bis SW, aus welcher Richtung es dann einen halben bis einen 
Tag hart weht. 
Aufser den vorbeschriebenen Winden sind Stürme aus S bis E, bei 
deren Herannahen das Barometer keine Aenderung zeigt, zu erwähnen, Vor 
dem Einsetzen derselben ist der Wind sehr unbeständig. Auf unserer Reise 
Anz. d, Hydr. etc., 1887, Hofb XI.
	        
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