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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 15 (1887)

Vierteljahrs-Wetter-Rundschau der Deutschen Seewarte, 
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hervorrief und zugleich bemerkenswerth ist durch die bei so intensiver Aus- 
bildung seltene Gröfse des centralen nahezu windstillen Gebiets. Ihre starke 
Entwickelung und Einheitlichkeit behielt indessen die Depression nur kurze Zeit; 
im Laufe des 29. und 30. sehen wir sie in eine Rinne niederen Druckes sich 
auflösen, welche von Island bis nach der Mitte des Oceans sich erstreckt und 
sogar im Rücken des nach Europa ziehenden Maximums eine schon früher süd- 
lich der Azoren pendelnde Depression in sich aufnimmt. 
Die am 31. eintreteude erneute kräftige Entwickelung des centralen 
Theiles dieser Rinne auf der Mitte des Oceans bildet den Beginn des neuen 
Zeitabschnitts, vor dessen Betrachtung wir indessen einen Rückblick auf den 
Monat Dezember werfen müssen. Derselbe war in seinen mittleren Luftdruck- 
Verhältnissen, welche die Karte der Monats-Isobaren im Atlas vorführt, 
charakterisirt durch ganz anomal hohen Druck auf einem Raume, der von den 
Azoren bis zur mittleren Donau und von Portugal bis Schottland reichte, 
während der Luftdruck im nördlichen Ostseebecken erheblich tiefer als gowöhn- 
lich und auf dem übrigen Gebiet der Karte ziemlich normal war. Der Ueber- 
schuls über den Normalwerth betrug im westlichen Schottland ca 5 mm, in 
Irland ca 7 mm, in der Bai von Biscaya ca 8 mm, auf den Azoren 4 mm. Das 
Maximum war dadurch weit nach Nordosten von den Azoren gerückt und sehr 
verstärkt, wogegen der an seinem normalen Orte südwestlich von diesen Inseln 
verbleibende Rest unbedeutend war. Im nordischen Gebiete niedrigen Luft- 
drucks war der Druck in Finnland ca 4mm zu tief, in Island etwa normal 
und im südwestlichen Grönland 3 bis 5mm zu hoch gegen den Normalwerth 
des Dezember. 
Was die vorherrschenden Zugstrafsen der barometrischen Minima be- 
trifft, so waren im Dezember 1883 gut vertreten folgende: in Amerika die grofse 
nördliche, sowie jene von Kansas nach Neufundland; auf dem Ocean ganz vor- 
wiegend jene von den Neufundland-Banken über Island nach dem Nordkap und 
von den Banken nach der Davisstrafse; in Europa die südostwärts gerichteten 
Zugstrafsen Ib und III, letztere zum Theil beträchtlich nach Nordost verschoben. 
Durch einzelne Repräsentanten waren auch die Strafen Dakota — Chesapeake-Bai 
und Adria — NW- Rufßfsland vertreten; auch die für das Ende des Jahres 
charakteristischen halbstationären Depressionen in der Gegend von Madeira 
traten mehrmals, jedoch in schwacher Entwickelung, auf. Von den übrigen, 
minder normalen Bahnen war besonders jene, auf welcher sich im Beginn des 
Monats ein intensiver Wirbel von den Antillen nach der Baffinsbai bewegte, 
bemerkenswerth. 
Am letzten Tage des Jahres 1883 finden wir das über den Ocean ge- 
kommene Maximum des Luftdrucks mit dem Europäischen, von dem es noch am 
Vortage deutlich getrennt war, verschmolzen, und ‚die westlich davon befind- 
liche Depression in rascher Eutwickelung begriffen, wobei sie auch das westlich 
von Madeira liegende Minimum aufnimmt. 
Der Zeitabschnitt vom 31. Dezember bis zum 5. Januar, welcher- auf 
der Karte IV mit der folgenden Woche verbunden ist, zeigt nur in Bezug auf 
die Andauer des Druckmazimums über Europa und das geringe Mafs von Ent- 
wickelung und Stabilität des Maximums der Rofsbreiten Uebereinstimmung mit 
dem letztbesprochenen, in der Lage und Bewegung der barometrischen Minima da- 
gegen weicht er von den vorhergehenden und den nachfolgenden Tagen so ab, 
daß nur seine Kürze uns verhindert hat, ihm eine eigene Karte zu widmen. 
Denn die letzte von der langen Reihe der Depressionen, welche seit dem 
8. Dezember über Island und in dessen Nähe vorübergeschritten waren, füllte 
sich am 31. aus, und in den ersten Januartagen sehen wir drei grofse cyklonale 
Wirbel den Raum der Karte einnehmen, von denen die beiden westlichen eine 
hoch nördliche Richtung einschlagen; während jener im Nordosten aus einer 
südostwärts zu einer ENE-wärts gerichteten Fortpflanzung übergeht, Die 
Bewegung des ersten und des dritten Wirbels scheint vorwiegend, von ‘der 
höheren Temperatur auf dem Ocean bedingt gewesen zu sein, während für 
den Wirbel auf‘ der Mitte des Oceans die Druckvertheilung in erster Linie 
bestimmend gewesen sein dürfte. Aber auch bei den beiden anderen zeigt 
sich die Druckvertheilung dort, wo die Bewegung eine rasche war, der- 
selben durchaus günstig. Denn der westliche Wirbel gliederte sich durch 
Ann, ad, Hydr. etc., 1887, Heft XI.
	        
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