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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 15 (1887)

Vierteljahrs-Wetter-Rundschau der Deutschen Seewarte, 
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Unter den gleichzeitigen Vorgängen in der Witterung von Europa war 
jedenfalls der bedeutendste die Ausbildung und Fortpflanzung des schon er- 
wähnten intensiven Wirbels, welcher am 4. die Deutsche Ostseeküste durch eine 
Sturmfluth schwer heimsuchte. , 
Ausführlicheres darüber findet man in der Monatlichen Uebersicht der 
Seewarte, wo auch ein sehr guter Zeitungsartikel von Professor Krümmel 
über dieses Phänomen wiedergegeben ist. Daselbst ist auch (S. 6) die Südwärts- 
Fortpflanzung des Theilminimums von Norwegen am 5.—6. und die Abkühlung 
Central- und Westeuropas durch die lange anhaltende nördliche Luftströmung 
kurz besprochen. 
Der nun folgende lange Zeitraum vom 9. bis 30. Dezember, welcher auf 
den Karten II und III dargestellt ist, unterscheidet sich von dem eben ge- 
schilderten durch die Fortpflanzung einer wenig unterbrochenen Kette von 
Depressionen auf der grofsen Zugstrafse von Neufundland nach Nordskandinavien, 
Vier Abschnitte lassen sich dabei unterscheiden. Im Zeitabschnitt vom 
9, bis 15. Dezember liegt das Gebiet höchsten Luftdrucks auf‘ dem Ocean 
westlich von Portugal, mit seiner Längsachse auf dem 40. Breitenkreis.. Die 
Depression südlich der Azoren ist verschwunden, dagegen schwankt südlich und 
östlich der Bermuden ein von Nordamerika stammendes Gebiet niederen Druckes 
umber, bis es am 13. mit der nächsten von dort kommenden Depression ver- 
schmilzt und am 15. von einer zweiten, ebenfalls dieser Herkunft, überwuchert 
wird. Dafs in der That das am 11. südlich von Neufundland liegende Minimum, 
wie in der Karte dargestellt, sich nordostwärts fortpflanzte und dabei rasch 
vertiefte, zeigen die Schiffsbeobachtungen. So hatte D, 44 am Abend des 
11. um 8p Bar. 739,5 und Wind SSW 6, Segelschiff 10 am 12, Dezember um 
4a Wind S9. Sn 
Am 11. und am 15. Dezember finden wir südwestlich von Island sekun- 
däre Minima, während eine grofse Depression östlich von dieser Insel lagert. 
Der ähnlichen Wetterlage folgte eine ähnliche Entwickelung; in beiden Fällen 
haben wir sehr ausgeprägte Beispiele des oft von uns hervorgehobenen Vor- 
gangs, dafs Theilminima auf der Südwestseite von Depressionen in unseren 
Breiten sich mit der vorwaltenden Luftströmung ihrer Umgebung rasch in süd- 
licher und östlicher Richtung fortpflanzen und dabei an Tiefo zunehmen, südlich 
vom Mutterminimum angelangt, aber nach links ausbiegen und gewöhnlich rasch 
wieder. an Tiefe. verlieren. Die schnellsten Bewegungen und die gröfsten 
Intensitäts-Aenderungen von Depressionen gehören zu dieser Klasse, Ueber 
den schweren Nordweststurm, der England und Umgebung am 12. heimsuchte, 
findet man einige Angaben in der „Monats-Uebersicht“. Kin ähnliches Ver- 
halten zur allgemeinen Druckvertheilung, nämlich ein Umkreisen der benach- 
barten gröfseren Niederdruckgebiete „gegen die Uhr“, zeigen. auch die, beiden 
in den folgenden Tagen vom Mittelmeer ausgehenden kleinen Depressionen, 
welche für Centraleuropa im Verein mit der nördlichen Lage des Maximums 
vor dem Kanal den Charakter des Zeitabschnitts vom 16.—19. Dezember 
bestimmen; stärker charakterisirt war dieselbe im Kanal und westlich vor dem- 
selben, da hier an diesen Tagen die westlichen Winde durch nordöstliche ab- 
gelöst wurden, die am 17. stürmische Stärke erreichten. In Amerika waren 
die Tage vom 15. und 16. bemerkenswerth durch ausgedehnte Fröste in den Süd- 
staaten der Union, bis zur Golfküste und dem Norden Floridas hinab; dieselben 
kamen zustande bei einer Verstärkung und Verschiebung des Hochdruckgebietes 
südwärts auf der Rückseite der Depression, welche am 15. und 16. vom oberen 
Saskatehawan noch Westvirginien fortschritt. In den Tagen vom 18. bis 
24. Dezember pflanzten sich dagegen zwei starke barometrische Maxima längs 
dem 49. Breitengrad von Dakota nach Neubraunschweig fort, die auf ihrer 
Vorderseite, namentlich so lange sie westlich vom oberen See lagen, von aufser- 
ordentlich niedrigen Temperaturen begleitet wurden: Minimum in Pembina am 
19. und am 22. Morgens — 37°, in. Qu’Apelle am 21. und im Fort Garry 
am 22. — 38°. 
Während des Fortschreitens des zweiten, besonders intensiven Maximums 
in Nordamerika verflachte das Maximum vor dem Kanal rasch, und verlegte 
sich dadurch der höchste Druck auf den Ocean südwestlich von den Azoren, 
obwohl auch hier das Barometer sank. Diese Züge charakterisiren den ersten
	        
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