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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 15 (1887)

At 
Die Strömungen in der Tafel-Bai. 
Bei einer starken Dünung aus Norden, welche starken‘ Wind aus dieser 
Richtung andeutete, hat Kapitän Perry, obgleich es in der Nähe des Hafens 
vollkommen windstill war, einen Strom von Norden beobachtet, welcher längs 
der Küste und um die Bai herumlief mit einer Geschwindigkeit von 495m in 
der Stunde, während bei westlicher Dünung ein Strom in entgegengesetzter 
Richtung und 505 m Geschwindigkeit sich geltend machte. 
Im Juni setzte der Strom in OSO-Richtung über die Bai und theilte sich 
in der Nähe der Küste bei Paarden-Insel in zwei Arme, von denen der eine 
die Küste nach Norden verfolgte, der andere nach Südwesten bog, bei Salt 
River, Woodstock und weiter beim Wellenhrecher vorbei; die höchste gemessene 
Geschwindigkeit dieses Stromes betrug 222 m die Stunde, 
Jede der genannten drei Strömungen war nach den Erfahrungen Perry’s 
eine Zeit lang, aber nur eine kurze, allein herrschend; im April, Mai und Juni 
trafen sie oft in sich kreuzender oder entgegengesetzter Richtung zusammen. 
So setzte z. B. ein Strom an der Kapstadt-Seite, ein anderer von Norden an 
der entgegengesetzten Seite ein, beide trafen sich bei Salt River und liefen 
vereinigt in der Mitte der Bai in nördlicher Richtung nach See. 
Ein anderes Mal lief ein von Norden kommender Strom in der beschrie- 
benen Weise um die Bai herum, während gleichzeitig ein westlicher Strom ein- 
zusetzen begann, sich zunächst dicht unter Land haltend, dann aber allmählich 
sich ausbreitend und den ersteren immer mehr abdrängend. Die während dieses 
Wechsels ausgeführten Messungen ergaben an der Küste einen südlichen Strom 
mit einer Geschwindigkeit von 160 m, dagegen kaum eine halbe Seemeile weiter 
nach außsen NNW-Strom von 105m Geschwindigkeit; ein dritter aus beiden 
resultirender Strom lief schliefslich EzN nach der Mitte der Bai, 
Dem Zusammentreffen und dem Kampfe der verschiedenen Strömungen 
verdanken auch wohl die aufserordentlich unregelmäfsigen und durch einander 
laufenden Unterströmungen, besonders in dem tieferen Wasser der Bai, ihren 
Ursprung. So wurde beobachtet: Am 13. April auf 18 m Wassertiefe in 14m 
und 11m Tiefe kein Strom, in 7,3 m (4 Fad.) ein WNW-, in 4!/2 m (2'/2 Fad.) 
N'4E-, und an der Oberfläche NW-Strom; !2 Sm von dieser Stelle entfernt 
und nur eine halbe Stunde später fand sich in 10m (5 Fad.), SzE-, und in 
7,3 m ein SzW-Strom. Am 5, Mai: auf 16,5 m Wasser in 12,8 m Tiefe NzE- 
Strom, in 9m NNW-, und in 3,7 m ENE-Strom. Am 10, Mai lief auf 14,6 m 
Wasser, in 11,9 und 9,1 m Tiefe ein Strom nach Osten, in 46m nach SSW 
und an der Oberfläche nach NzW'!/2W, 1!/ Stunde später setzte der Strom auf 
18,3 m Wasser in 12,8 m Tiefe ebenfalls nach Osten, in 9,1 m nach SE!/2E und 
in 3,7 m nach SSE. Ein über Bord gesetzter Schwimmer wurde vier Tage 
später in einem kleinen Felsenbassin an der Südseite von Robben-Insel aufge- 
funden. Am 15. Mai trieb ein Tiefenschwimmer, welcher im südlichen Theile 
der Bai, südöstlich von dem Felsenriff gegenüber dem Militär-Hospital ausgesetzt 
war, 1'/ Stunden nach SSE mit einer mittleren Geschwindigkeit von 222 m 
die Stunde, um darauf plötzlich nach NW zu gehen; die Wassertemperatur war 
nach der Kursänderung 1° C. (2° F.) höher als vor derselben. 
Was die Temperaturen des den verschiedenen Strömungen angehörigen 
Wassers betrifft, so wurde die des Agulhas-Stromes zu 15,6° C. (60° F.) be- 
stimmt; da die Messung gegen das Ende der Jahreszeit, in welcher die Südost- 
winde vorherrschen, stattfand, so ist es nicht unwahrscheinlich, dafs die Tempe- 
ratur im Sommer, wenn diese Winde voll entwickelt sind, höher ist. Der kalte 
Südafrikanische Strom zeigte 10—10%° C. (50—51° F.) und der Südatlantische 
Verbindungsstrom 13,3°—13,8° C., (56°—57° F.) An den Grenzen und wo die 
Strömungen sich treffen und mischen, findet natürlich ein Ausgleich der 
Temperaturen statt, und daraus erklärt sich der grofse Wechsel der Tempe- 
raturen in der Bai. So wurde zwischen dem Wasser bei Woodstock und in der 
Nähe der Docks oft ein Unterschied bis zu 1'%2° C. (3° F.) beobachtet. 
Das Wasser in False-Bai, wo die Temperaturen gleichzeitig von Staff- 
Commander Henderson von dem Britischen Schiff „Raleigh“ bestimmt wurden, 
ist in den Monaten der Beobachtung im Allgemeinen um 1!2-—2° C. (3—4° F.), 
zuweilen bis 2®/s° C. (5° F.) wärmer als in Tafel-Bai. In einzelnen Fällen war 
die Temperatur gleich, und wenn der kalte Polarstrom den Agulhas-Strom 
verdrängt hatte, in False-Bai sogar um 1'/2° C. niedriger als in Tafel-Bai.
	        
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