Meeresboden-Profil an der Küste von Guinea.
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Einer besonderen Untersuchung sind die eigenthümlichen schluchtartigen
Bodenvertiefungen vor der Kongo-Mündung und bei Grand Bassan westlich vom
Flusse Akba unterzogen. Es sind dies schmale Rinnen, welche sich bis dicht
an die Küste hineinschieben und in den die Bodenkonturen darstellenden Linien
Janggestreckte Ausbiegungen veranlassen.
Auf den vorhandenen Seekarten ist dies bereits angedeutet und die Rinne
bei Grand Bassan mit einem besonderen Namen, Bottomless Pitt, belegt.
Vor dem Kongo geht die tiefo Rinne bis innerhalb der Küstenlinie in
die Flufsmündung hinein, Die 100 Fad.-Linie, welche nördlich und südlich vom
Kongo in ca 85 Sm Abstand von der Küste entlang läuft, biegt vor dem Flusse
ein und reicht 20 Sm in die Mündung hinein; die 500 Fad.-Linie läuft bis fast
an die Mündung heran, während sie sich sonst in ungefähr 60 Sm Entfernung
von der Küste hält, die 1000 Fad.-Linie endlich, deren gewöhnlicher Verlauf
80 Sm von der Küste fällt, geht bis auf 50 Sm an die Mündung heran.
Bei der Spitze Shark, an der Mündung selbst, ist die Rinne 3 Sm breit,
und wurden hier 333 Fad. (609 m) Wasser gelothet, beim Banana Creek noch
242 Fad. (442 m). In 35 Sm Entfernung von der Mündung hat die Rinne eine
Breite von 6 Sm, und die gröfste gefundene Tiefe betrug hier 573 Fad. (1048 m).
Von der Thalsohle dieser Rinne erhebt sich das umgebende Bodenplateau bis
zu 3000 Fuß (914 m).
Bei dem Bottomless Pitt geht die 100 Fad.-Linie bis auf 'A4 Sm an die
Küste heran, die 200 Fad.-Linie bis auf 2 Sm, die 300 Fad,-Linie bis auf 6 Sm
und die 400 Fad.-Linie bis auf 8 Sm; 1 Sm von Land ist diese Rinne kaum
1 Sm breit bei einer Tiefe von 150 Fad. (274m), 8 Sm von der Küste 1’ Sm
breit und 327 Fad. (598 m) tief. 0
Eine dritte, aber weniger ausgeprägte und nicht so nahe an die Küste
reichende Vertiefung, unter dem Namen Avon’s Deep bekannt, liegt an derselben
Küste östlich von Lagos.
Buchanan schreibt die Entstehung dieser Rinnen nicht der Erosions-
Wirkung der Flüsse zu, bei deren Mündung sie liegen, sondern einer starken
Wassercirkulation, welche eine Ablagerung der. im Flulswasser suspendirten
Sedimentär-Theilchen verhindert. Die Kongo-Strömung dehnt sich wohl bis zu
giner weiten Entfernung nach See zu aus, reicht jedoch nicht über 36 m unter
die Meeresoberfläche und bildet, je weiter sie nach See gelangt, eine desto
dünnere Schicht. Nach Buchanan besteht infolge der verschiedenen Dichtig-
keit zwischen dem Flulswasser und dem Seewasser ein konstanter, auf die
Mündung zu setzender Strom des Seewassers in den unteren Schichten, während
in den oberen Schichten das leichtere Wasser die umgekehrte Richtung verfolgt,
Diese starke Wassercirkulation erschwert das Niedersinken der Schlamm-
theile ete., und die Ablagerung derselben erfolgt zu beiden Seiten dieses Ge-
bietes. Die Rinne ist demnach nicht aus einer vorhandenen Schicht ausgehöhlt,
sondern durch Aufbau der letzteren entstanden.
Ebenso wird der Bottomless Pitt gich gebildet haben; diese Einsenkung
liegt zwar nicht dem Flusse Akba gegenüber, sondern 14 Sm westlich von dem-
selben; es ist aber anzunehmen, dafs dies früher der Fall gewesen ist und die
Mündung, wie dies an der Küste eine häufige Erscheinung ist, sich allmählich
verschoben hat. Die ausgedehnte Lagune an der Flufsmündung und der Um-
stand, dafs der schmalste Küstenrand zwischen Lagune und See bei dem
Bottomless Pitt liegt, spricht dafür.
Eine ganz ähnliche submarine Bodenmulde fnden wir übrigens im Golf
von Biscaya, wo sich die mit Fosse de Cap Breton bezeichnete tiefe Rinne von
See aus bis an die Küste in der Nähe der Adouwr-Mündung erstreckt.
Die folgende Tabelle enthält die Lothungen der einzelnen auf die Küste
zu gelegten Lothungslinien, und sind die zusammengehörigen Lothungen eines
Profilschnittes durch fortlaufende Buchstaben des Profils kenntlich gemacht; den
Originalangaben entsprechend, ist die Stärke des Abfalles des Meeresbodens
durch die Anzahl englischer Faden per Seemeile bezeichnet und die gelotheten
Tiefen selbst in englischen Faden ausgedrückt.