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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 15 (1887)

Meeresboden-Profil an der Küste von Guinea. 
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Einer besonderen Untersuchung sind die eigenthümlichen schluchtartigen 
Bodenvertiefungen vor der Kongo-Mündung und bei Grand Bassan westlich vom 
Flusse Akba unterzogen. Es sind dies schmale Rinnen, welche sich bis dicht 
an die Küste hineinschieben und in den die Bodenkonturen darstellenden Linien 
Janggestreckte Ausbiegungen veranlassen. 
Auf den vorhandenen Seekarten ist dies bereits angedeutet und die Rinne 
bei Grand Bassan mit einem besonderen Namen, Bottomless Pitt, belegt. 
Vor dem Kongo geht die tiefo Rinne bis innerhalb der Küstenlinie in 
die Flufsmündung hinein, Die 100 Fad.-Linie, welche nördlich und südlich vom 
Kongo in ca 85 Sm Abstand von der Küste entlang läuft, biegt vor dem Flusse 
ein und reicht 20 Sm in die Mündung hinein; die 500 Fad.-Linie läuft bis fast 
an die Mündung heran, während sie sich sonst in ungefähr 60 Sm Entfernung 
von der Küste hält, die 1000 Fad.-Linie endlich, deren gewöhnlicher Verlauf 
80 Sm von der Küste fällt, geht bis auf 50 Sm an die Mündung heran. 
Bei der Spitze Shark, an der Mündung selbst, ist die Rinne 3 Sm breit, 
und wurden hier 333 Fad. (609 m) Wasser gelothet, beim Banana Creek noch 
242 Fad. (442 m). In 35 Sm Entfernung von der Mündung hat die Rinne eine 
Breite von 6 Sm, und die gröfste gefundene Tiefe betrug hier 573 Fad. (1048 m). 
Von der Thalsohle dieser Rinne erhebt sich das umgebende Bodenplateau bis 
zu 3000 Fuß (914 m). 
Bei dem Bottomless Pitt geht die 100 Fad.-Linie bis auf 'A4 Sm an die 
Küste heran, die 200 Fad.-Linie bis auf 2 Sm, die 300 Fad,-Linie bis auf 6 Sm 
und die 400 Fad.-Linie bis auf 8 Sm; 1 Sm von Land ist diese Rinne kaum 
1 Sm breit bei einer Tiefe von 150 Fad. (274m), 8 Sm von der Küste 1’ Sm 
breit und 327 Fad. (598 m) tief. 0 
Eine dritte, aber weniger ausgeprägte und nicht so nahe an die Küste 
reichende Vertiefung, unter dem Namen Avon’s Deep bekannt, liegt an derselben 
Küste östlich von Lagos. 
Buchanan schreibt die Entstehung dieser Rinnen nicht der Erosions- 
Wirkung der Flüsse zu, bei deren Mündung sie liegen, sondern einer starken 
Wassercirkulation, welche eine Ablagerung der. im Flulswasser suspendirten 
Sedimentär-Theilchen verhindert. Die Kongo-Strömung dehnt sich wohl bis zu 
giner weiten Entfernung nach See zu aus, reicht jedoch nicht über 36 m unter 
die Meeresoberfläche und bildet, je weiter sie nach See gelangt, eine desto 
dünnere Schicht. Nach Buchanan besteht infolge der verschiedenen Dichtig- 
keit zwischen dem Flulswasser und dem Seewasser ein konstanter, auf die 
Mündung zu setzender Strom des Seewassers in den unteren Schichten, während 
in den oberen Schichten das leichtere Wasser die umgekehrte Richtung verfolgt, 
Diese starke Wassercirkulation erschwert das Niedersinken der Schlamm- 
theile ete., und die Ablagerung derselben erfolgt zu beiden Seiten dieses Ge- 
bietes. Die Rinne ist demnach nicht aus einer vorhandenen Schicht ausgehöhlt, 
sondern durch Aufbau der letzteren entstanden. 
Ebenso wird der Bottomless Pitt gich gebildet haben; diese Einsenkung 
liegt zwar nicht dem Flusse Akba gegenüber, sondern 14 Sm westlich von dem- 
selben; es ist aber anzunehmen, dafs dies früher der Fall gewesen ist und die 
Mündung, wie dies an der Küste eine häufige Erscheinung ist, sich allmählich 
verschoben hat. Die ausgedehnte Lagune an der Flufsmündung und der Um- 
stand, dafs der schmalste Küstenrand zwischen Lagune und See bei dem 
Bottomless Pitt liegt, spricht dafür. 
Eine ganz ähnliche submarine Bodenmulde fnden wir übrigens im Golf 
von Biscaya, wo sich die mit Fosse de Cap Breton bezeichnete tiefe Rinne von 
See aus bis an die Küste in der Nähe der Adouwr-Mündung erstreckt. 
Die folgende Tabelle enthält die Lothungen der einzelnen auf die Küste 
zu gelegten Lothungslinien, und sind die zusammengehörigen Lothungen eines 
Profilschnittes durch fortlaufende Buchstaben des Profils kenntlich gemacht; den 
Originalangaben entsprechend, ist die Stärke des Abfalles des Meeresbodens 
durch die Anzahl englischer Faden per Seemeile bezeichnet und die gelotheten 
Tiefen selbst in englischen Faden ausgedrückt.
	        
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