Bericht über Häfen am Golf von Persien.
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als wir auf dem Schat el Arab ankamen, wie auch Anfang Juni auf dem Karun
noch einige Regenböen, doch wird allgemein Ende April als das Ende der
Regenzeit angegeben. Die Regenmenge, welche fällt, ist nicht bedeutend. Der
Wind scheint auch in dieser Jahreszeit aus Nordnordwest häufiger als aus
irgend einer anderen Richtung zu sein.
Um die Mitte August, als wir uns mit dem Dampfer „Persepolis“ in der
Nähe des am Karun, etwa 16 Sm oberhalb der Mündung des Flusses gelegenen
Dorfes Gospa aufhielten, beobachteten wir sehr oft Windhosen. Dieselben zeigten
sich fast täglich in grofser Zahl, und zwar gewöhnlich Nachmittags, wenn der
Wind einsetzte. Auch noch kurze Zeit nach dem Einsetzen des Windes, bis
ungefähr eine Stunde nachher, führte derselbe Windhosen mit sich, die jeden-
falls in größerer Entfernung entstanden waren. Sie waren alle, jedenfalls die-
jenigen, die ich sah, und dies waren etwa 60 bis 70, rechtsdrehend und schritten
mit dem Winde in gleicher Richtung, aber bedeutend geringerer Geschwindig-
keit fort. ;
Sehr oft hatten wir Gelegenheit, ihre Entstehung zu beobachten. An-
fänglich waren es kleine Staubwirbel, die sich vom Boden erhoben und deren
Axe zuerst eine sehr geneigte Lage hatte. Sie gewannen jedoch schnell an Höhe
und Umfang, während sich die Axe mehr und mehr aufrichtete, bis zu einem
Winkel von 60° bis 70° mit dem Horizont. An dem mitgeführten Staube sah
man deutlich die rechts rotirende Wirbelbewegung und den aufsteigenden Luft-
strom. Noch besser war der Letztere zu erkennen, wenn die Windhosen den
Karun überschritten. Sowie nämlich der Fufs das Wasser berührte, wurde der
untere Theil der Hose, der zuvor von Staub erfüllt gewesen war, zuerst durch-
zichtig, doch gleich darauf mit feinem Wasserstaub, der wie Nebel aus-
sah, ausgefüllt. Dies setzte sich nach oben hin fort, bis beim Berühren des
anderen Ufers die Erscheinung sich wieder im entgegengesetzten Sinne zu
ändern begann. Das Ueberschreiten des Flusses dauerte höchstens 1 bis 3 Mi-
nuten und während dieser Zeit hatte die Grenze zwischen dem Wasserstaub
anten, und dem Sandstaub oben bei ihrem Aufsteigen noch kaum die Spitze der
Windhose erreicht. Am anderen Ufer angelangt, schienen die Windhosen oft
zu verschwinden, doch bald sah man sie unfern des Ufers als Sandhosen von
Neuem erscheinen. Ich erkläre mir dies zeitweilige Unsichtbarwerden aus dem
aus den Windhosen niederfallenden Wasserstaub, der den Boden befeuchtet und
so das Aufsteigen des Staubes erschwert. ;
Die Gröfse der Windhosen war sehr verschieden; ihre Höhe schwankte
zwischen etwa 40 und 100, ihr Durchmesser zwischen 1 und etwa 50m. Von
letzterer Ausdehnung beobachtete ich indessen nur sehr wenige, und es waren
dies wahrscheinlich in gröfserer Entfernung entstandene. Das Verhältnifs der
Höhe zum Durchmesser war immer sehr grofs.
Ich muß hier noch bemerken, dafs in Gospa das Land in der Richtung,
aus welcher der Wind kam, fast eben und vollständig kahl ist, während es
in Mohammerah, wo wir niemals Windhosen sahen, vielfach mit Palmen bepflanzt
ist. Ferner, dafs dem Einsetzen des Nordwindes immer Windstille voraufging
und die Hitze vorher eine sehr bedeutende war. Auch wurden keine Windhosen
bemerkt, wenn der Wind schon Vormittags einsetzte. Alle diese Umstände
deuten auf eine Bestätigung der Theorie des Professor Dr. Reye hin, derzufolge
diese Staubtromben, wie ebenso die Wasserhosen und Tornados, einem labilen
Gleichgewichtszustande der Luft ihre Entstehung verdanken.
Im Auschlusse an die vorstehenden Mittheilungen geben wir hier eine
kurze Uebersicht über die Resultate einer nach dem eingesandten meteoro-
logischen Journale der „Persepolis“ gemachten Zusammenstellung, betreffend
Luftdruck, Luft- und Wasserwärme, relative Feuchtigkeit und Himmelsbedeckung
zu‘ Buschehr und Mohammerah. Die benutzten Instrumente sind auf der See-
warte geprüft worden. Die Beobachtungen wurden jede vierte Stunde gemacht,
ausgenommen um Mitternacht. !)
1) Eine ausführliche Veröffentlichung der Beobachtungen wird demnächst in der Sammelschrift
„Aus dem Archiv der Seewarte“ erfolgen.