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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 15 (1887)

Bericht über Häfen am Golf von Persien. 
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als wir auf dem Schat el Arab ankamen, wie auch Anfang Juni auf dem Karun 
noch einige Regenböen, doch wird allgemein Ende April als das Ende der 
Regenzeit angegeben. Die Regenmenge, welche fällt, ist nicht bedeutend. Der 
Wind scheint auch in dieser Jahreszeit aus Nordnordwest häufiger als aus 
irgend einer anderen Richtung zu sein. 
Um die Mitte August, als wir uns mit dem Dampfer „Persepolis“ in der 
Nähe des am Karun, etwa 16 Sm oberhalb der Mündung des Flusses gelegenen 
Dorfes Gospa aufhielten, beobachteten wir sehr oft Windhosen. Dieselben zeigten 
sich fast täglich in grofser Zahl, und zwar gewöhnlich Nachmittags, wenn der 
Wind einsetzte. Auch noch kurze Zeit nach dem Einsetzen des Windes, bis 
ungefähr eine Stunde nachher, führte derselbe Windhosen mit sich, die jeden- 
falls in größerer Entfernung entstanden waren. Sie waren alle, jedenfalls die- 
jenigen, die ich sah, und dies waren etwa 60 bis 70, rechtsdrehend und schritten 
mit dem Winde in gleicher Richtung, aber bedeutend geringerer Geschwindig- 
keit fort. ; 
Sehr oft hatten wir Gelegenheit, ihre Entstehung zu beobachten. An- 
fänglich waren es kleine Staubwirbel, die sich vom Boden erhoben und deren 
Axe zuerst eine sehr geneigte Lage hatte. Sie gewannen jedoch schnell an Höhe 
und Umfang, während sich die Axe mehr und mehr aufrichtete, bis zu einem 
Winkel von 60° bis 70° mit dem Horizont. An dem mitgeführten Staube sah 
man deutlich die rechts rotirende Wirbelbewegung und den aufsteigenden Luft- 
strom. Noch besser war der Letztere zu erkennen, wenn die Windhosen den 
Karun überschritten. Sowie nämlich der Fufs das Wasser berührte, wurde der 
untere Theil der Hose, der zuvor von Staub erfüllt gewesen war, zuerst durch- 
zichtig, doch gleich darauf mit feinem Wasserstaub, der wie Nebel aus- 
sah, ausgefüllt. Dies setzte sich nach oben hin fort, bis beim Berühren des 
anderen Ufers die Erscheinung sich wieder im entgegengesetzten Sinne zu 
ändern begann. Das Ueberschreiten des Flusses dauerte höchstens 1 bis 3 Mi- 
nuten und während dieser Zeit hatte die Grenze zwischen dem Wasserstaub 
anten, und dem Sandstaub oben bei ihrem Aufsteigen noch kaum die Spitze der 
Windhose erreicht. Am anderen Ufer angelangt, schienen die Windhosen oft 
zu verschwinden, doch bald sah man sie unfern des Ufers als Sandhosen von 
Neuem erscheinen. Ich erkläre mir dies zeitweilige Unsichtbarwerden aus dem 
aus den Windhosen niederfallenden Wasserstaub, der den Boden befeuchtet und 
so das Aufsteigen des Staubes erschwert. ; 
Die Gröfse der Windhosen war sehr verschieden; ihre Höhe schwankte 
zwischen etwa 40 und 100, ihr Durchmesser zwischen 1 und etwa 50m. Von 
letzterer Ausdehnung beobachtete ich indessen nur sehr wenige, und es waren 
dies wahrscheinlich in gröfserer Entfernung entstandene. Das Verhältnifs der 
Höhe zum Durchmesser war immer sehr grofs. 
Ich muß hier noch bemerken, dafs in Gospa das Land in der Richtung, 
aus welcher der Wind kam, fast eben und vollständig kahl ist, während es 
in Mohammerah, wo wir niemals Windhosen sahen, vielfach mit Palmen bepflanzt 
ist. Ferner, dafs dem Einsetzen des Nordwindes immer Windstille voraufging 
und die Hitze vorher eine sehr bedeutende war. Auch wurden keine Windhosen 
bemerkt, wenn der Wind schon Vormittags einsetzte. Alle diese Umstände 
deuten auf eine Bestätigung der Theorie des Professor Dr. Reye hin, derzufolge 
diese Staubtromben, wie ebenso die Wasserhosen und Tornados, einem labilen 
Gleichgewichtszustande der Luft ihre Entstehung verdanken. 
Im Auschlusse an die vorstehenden Mittheilungen geben wir hier eine 
kurze Uebersicht über die Resultate einer nach dem eingesandten meteoro- 
logischen Journale der „Persepolis“ gemachten Zusammenstellung, betreffend 
Luftdruck, Luft- und Wasserwärme, relative Feuchtigkeit und Himmelsbedeckung 
zu‘ Buschehr und Mohammerah. Die benutzten Instrumente sind auf der See- 
warte geprüft worden. Die Beobachtungen wurden jede vierte Stunde gemacht, 
ausgenommen um Mitternacht. !) 
1) Eine ausführliche Veröffentlichung der Beobachtungen wird demnächst in der Sammelschrift 
„Aus dem Archiv der Seewarte“ erfolgen.
	        
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