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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 15 (1887)

Bericht über Häfen am Golf von Persien, 
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den Persischen Häfen zu erheben, wird von der Regierung jährlich an den 
Meistbietenden verpachtet, ebenso das Recht, die Steuern einzunehmen, und ist 
derjenige, welcher dies Recht erwirbt, für das Jahr Gouverneur, Dieses System 
erstreckt sich auf alle Verwaltungszweige, und ist es kein Wunder, dafs das 
Land schwer darunter leidet, denn jeder Beamte sucht in der Stelle, in der er 
sich befindet, so viel einzuheimsen, als er kann, ohne dafs er sich um die Pflichten 
seines Amtes viel bekümmert. 
Der Handel liegt fast gänzlich in den Händen von Engländern. Die 
Einfuhr geschieht fast ausschliefslich von London, Marseille und Bombay; wohl 
über die Hälfte der Waaren siod jedoch Deutschen Ursprungs. Die Haupt- 
artikel des Imports sind: Zucker, Baumwollen- und Wollenwaaren, Kurz-, Stein- 
und Glaswaaren, Stangen- und Flacheisen, Zinn und Zink; aufserdem wird eine 
erhebliche Quantität Goldtressen und feinen Golddrahts eingeführt. Der Export, 
welcher hauptsächlich nach denselben Plätzen und aufserdem nach Djiddak, 
Port Said, Kleinasien und der Europäischen T7ürkei geht, umfafst; Weizen, 
Gerste, Wolle, Baumwolle, Tabak, Opium, Datteln, Pferde, Rosenwasser, 
Teppiche, Felle, Droguen u. s. w. KEin lebhafter Passagierverkehr findet im 
Spätsommer, wenn die Mohammedaner nach Mekka wallfahrten, mit Djiddah statt. 
2. Mohammerah. 
(Nach der Britischen Admiralitätskarte 2837b in 30° 26’ N-Br und 48° 13’ O-Lg). 
Mohammerah ist am rechten Ufer des Karun, 1'2 km oberhalb der 
Mündung dieses Flusses in den Schat el Arab gelegen. Die oben angegebene 
geographische Position, welche der Britischen Admiralitätskarte entnommen ist, 
scheint, so weit wir dies mit den uns zu Gebote stehenden Instrumenten be- 
stimmen konnten, korrekt zu sein, vorausgesetzt, dafs die Länge von Buschehr 
in derselben Karte richtig ist. Das umgebende Land ist wie überall im Gebiet 
des Schat el Arab eine gröfstentheils kahle Ebene, die in den Winter- und 
Frühlingsmonaten bei Hochwasser auf weite Strecken überschwemmt, von 
Juni bis November jedoch zum gröfsten Theile völlig trocken ist. 
Schiffahrt und Handel sind im Mohammerah nicht von Bedeutung. Etliche 
Fahrzeuge vermitteln den Verkehr zwischen Mohammerah einerseits und Schusch- 
tehr und Disful andererseits, zwei gröfseren Orten am oberen Karun. Auch 
existirt etwas Handel vermittelst Küstenfahrern nach verschiedenen Orten des 
Persischen Golfes, und auch mit Dampfern werden einige Artikel direkt von 
Mohammerah verschifft. Dabei ist aber abgesehen von dem Handel mit Datteln 
und Pferden. Dieser ist sehr beträchtlich, und zwar geht derselbe vornehmlich 
nach Bombay. Pferde werden besonders in den Monaten September bis De- 
zember ausgeführt. Die in dieser Jahreszeit von Basrah nach Indien gehenden 
Dampfer machen. regelmäfsig an der Mündung des Karun Station, um dort 
Pferde an Bord zu nehmen. Sonstige Ausfuhrartikel sind: Weizen, Gerste, Wolle 
und etwas Baumwolle. Sie werden gröfstentheils nach Basrah verkauft und 
dort verschifft, 
Europäer sind in Mohammerah nicht ansässig. Post- und _Telegraphen- 
verbindung ist nicht vorhanden; Briefe und Depeschen müssen zur Weiter- 
beförderung vermittelst Boot nach Basrah geschickt werden, was 5 bis 6 Mark 
kostet. 
Es wird allgemein angenommen, dafs die Einfahrt in den Karun für See- 
schiffe gefährlich sei. Dies ist jedoch keineswegs der Fall. Bis etwa 2 km 
oberhalb der Mündung ist im Flusse selbst in der trockenen Jahreszeit bei 
niedrigstem Niedrigwasser an keiner Stelle weniger als 7,2 m (4 Fad.); in der 
Nähe der Stadt beträgt die Wassertiefe 11 bis 14 m (6 bis 8 Fad.), und bei 
einiger Aufmerksamkeit hat die Fahrt bis dorthin durchaus keine Schwierigkeit. 
Für Schiffe, die nur kurze Zeit in Mohammerah bleiben sollen, ist es allerdings 
insofern vortheilhafter, nicht in den Karun hineinzugehen, als sie dorf nicht 
genügend Raum haben, um vor einem Anker schwajen zu können, und deshalb 
genöthigt sind, nach vorn und hinten zu vertäuen. Der Karunm hat bei Mo- 
hammerah bis nahe ans Ufer tiefes Wasser. Dieser Umstand kam uns bei 
unserer Anwesenheit mit „Persepolis“ sehr zu Statten. Indem wir das Schiff 
etwa 20 bis 30 m vom Ufer entfernt vertäuten, war es uns möglich, bei Hoch- 
wasser so nahe hinan zu. hieven, dafs wir über zwei mäfsig lange Spieren Theile 
Ann, d. Hydr, ete.. 1887. Heft XI.
	        
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