Skip to main content

Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 15 (1887)

Bericht über Häfen am Golf von Persien. 
433 
Böiges Wetter und Gewitter scheinen fast nur in den Monaten November 
bis Juni vorzukommen, und zwar häufiger von November bis Februar als von 
März bis Juni. 
Die Gezeitenströmung setzt auf der Aufsenrhede von Buschehr läugs der 
Küste: die Fluth nach Nordwest, die Ebbe nach Süd zu Ost. Sie erreicht immer 
nur eine geringe Stärke und ist sehr vom Winde abhängig, der zuweilen eine 
Triftströmung verursacht, durch welche die eine oder die andere Gezeiten- 
strömung ganz aufgeloben wird. Bei starken Südostwinden ist eine Strömung 
nach Nordwest bemerkbar, vereint mit einem Steigen des Wassers im nördlichen 
Theile des Golfs; Nordwestwinde verursachen das Gegentheil. Auf der Innen- 
rhede setzt die Fluth nach Nordost zu Nord, die Ebbe nach Südwest, und hat 
die eine wie die andere Strömung zuweilen eine Stärke von zwei Knoten, 
Letztere wird hier durch den Wind weniger beeinflufst und die Strömung nie 
ganz aufgehoben. Stürme haben auf die Höhe des Wasserstandes im nördlichen 
Theile des Golfs einen gröfseren Einflufs als die Mondphasen; so kann 68 
kommen, dafs bei plötzlich aufkommenden Südwinden das niedrigste Wasser 
beinahe ebenso hoch ist als das höchste bei Nordwinden. 
Die Ansegelung von Buschehr ist nach den Karten der Britischen Admi- 
ralität, welche durchaus korrekt zu sein scheinen, leicht auszuführen. Schiffe, 
welche, von Süden kommend, nach der Innenrhede wollen, sollten Ras asch Sheghab 
in einer halben bis einer Seemeile Entfernung passiren und folgende Kreuz- 
peilung zu gewinnen suchen: Gisakon Bluff NO*’/40 und Kuh Kormudz OSO, 
wo etwa 6,5 m (3'% Fad.) gelothet werden. Der letztgenannte Berg. ist eine 
besonders gute Landmarke, ist jedoch auf der Spezialkarte der Britischen Ad- 
miralität nicht mit angegeben, da diese sich nicht bis zu den nächstgelegenen 
Gebirgen erstreckt. Die oben angegebene Kreuzpeilungsposition fällt zusammen 
mit nachstehender Kreuzpeilung zweier leicht kenutlichen in der Spezialkarte 
aufgeführten Objekte, nämlich: Englische Flaggenstange in Buschehr NO'/2N und 
die leicht kenntliche blaue Kuppel der Moschee Iman Sadeh S0Oz0'/z0. Wenn 
sich hier noch kein Lootse zeigen sollte, sollte man etwas nördlich von dieser 
Peilung in 5,4 m (3 Fad.) ankern, jedenfalls aber nicht nördlicher gehen, als 
dafs der alte Leuchtthurm in Mufkah recht unter der höchsten Spitze des Kuh 
Kormudz sich befindet. Die Spitze des Berges peilt dann S0z0'40. Diese 
Peilung des Kuh Kormudz führt frei von dem Südende der Bank Rackat el Alt 
und ist deshalb besonders für Schiffe, welche von Norden kommen, wichtig. 
Nördlich von jener Peilung sollte man sich dem Lande nur bis zur Fünffaden- 
linie nähern. Auf dem oben angegebenen Ankerplatze braucht man nicht lange 
auf einen Lootsen zu warten; gewöhnlich kommt derselbe schon vorher an 
Bord. Kann man sich in den Landmarken nicht zurecht finden, so ist es rathsam, 
in 9m © Fad.) Tiefe zu ankern und zwar, wenn möglich, Kuh Kormudz in 
S0z0%/20 peilend. Lootsen kommen fast bei jedem Wetter heraus, nur nicht, 
wenn man des Wetters wegen nicht auf die Innenrhede gehen kann. In solchem 
Falle sollte man in der angegebenen Peilung auf 5 Fad. Wasser vor Anker 
gehen und besseres Wetter abwarten. Man hat überall guten, haltbaren Thon- 
grund. Sollte man gezwungen sein, ohne Lootsen einzusegeln, so ist auch dieses, 
wenn man sich pur über die vorhandenen Landmarken orientirt hat, mit Hülfe 
der Spezialkarte ohne grofse Schwierigkeit ausführbar. Ich lasse im Hinblick 
auf diesen Fall noch einige kurze Anweisungen hier folgen. 
Von der zuerst angegebenen Kreuzpeilung: Gisakan Bluff NO°/40 und 
Kuh Kormudz OSO steuere man N7/sO, immer 5,4 m (3 Fad.) lothend, bis man 
die beiden Palmbäume, welche in der Spezialkarte an der Ostseite der Innen- 
rhede verzeichnet und als die einzigen dort vorhandenen Bäume leicht kenntlich 
sind, in 0128 peilt; zugleich suche man die Englische Flaggenstange in SO*/4S 
zu bringen. Von hier aus steuert man 0ON0*/40 und geht in 6 bis 7 m (3'/ bis 
4 Fad.) Tiefe zu Anker. Wenn man längere Zeit auf der Rhede zu verbleiben 
gedenkt, ist es rathsam, das Schiff möglichst weit nach Osten zu legen; be- 
sonders im Winter, da man dann hier den meisten Schutz gegen die vor- 
herrschenden Winde hat. Doch sollte man nicht östlicher gehen, als dafs die 
Englische Flaggenstange Sz0!40 peilt, weil man hier schon weniger Wasser 
erhält. Dampfer, die nur wenige Tage bleiben, liegen besser etwas westlicher, 
wo auch der Verkehr mit dem Lande leichter ist. Die Kreuzpeilung für die
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.