Bericht über Häfen am Golf von Persien.
Bericht über Häfen am Golf von Persien.
Von R. Wolkowitz, Führer des Persischen Dampfers „Persepolis,“
(Mittheilung von der Deutschen Seewarte.)
Alle Winde, Peilungen u, 8, w. sind rechtweisend.
Von Kapt. R. Wolkowitz, welcher als Führer des für Rechnung der
Persischen Regierung in Bremen erbauten Dampfors „Persepolis“ im März des
Jahres 1885 nach dem Golf von Persien hinausging und dort im Dienste des
Schah bis zu seinem im Mai 1886 leider erfolgten Tode verweilte, wurden der
Seewarte, zugleich mit seinem mit grofsor Sorgfalt ununterbrochen geführten
meteorologischen Journal, die folgenden werthvollen Bemerkungen über die
hydrographischen, kommerziellen und klimatologischen Verhältnisse der von ihm
besuchten Häfen zugestellt.
1. Buschehr.
Buschehr ist im nordwestlichen Theile des Persischen Golfs, an dessen
Ostküste, auf einer Halbinsel gelegen. Theile dieser Halbinsel werden bei sehr
hohen Fluthen, die jedoch nur selten eintreten, überschwemmt. Die Stadt liegt
auf dem Nordende der Halbinsel; ihre geographische Position (Englische
Flaggenstange) ist nach der Angabe in der Spezialkarte der Britischen Admiralität
28° 59‘ 7“ N-Br und 50° 50‘ 3“ O-Lg.
Die nördlich von der Stadt gelegene Bucht wird durch eine Bank, auf
welcher die gröfste Tiefe 3,5 m (2 Fad.) ist, von der See getrennt und so durch
diese Bank — Rachat el Alk — zu einer ganz geschützten Rhede gemacht, die
die Innenrhede genannt wird, Dieselbe kann nur von Schiffen von weniger als
19 Fuß Tiefgang benutzt werden. Tiefer gehende Schiffe müssen auf der
Aufsenrhede ankern und thun dies, der Bequemlichkeit des Verkehrs mit dem
Lande wegen, am besten in 7 bis 9m (4 bis 5 Fad.) Wasser, das Nordende der
Stadt in etwa ONO!40 peilend. Die Aufsenrhede ist allen Winden von Nord-
west durch West bis Südsüdost ausgesetzt, aber selbst bei stürmischem Wetter
ist die See hier nicht sehr hoch, und kann deshalb die Rhede als verhältnifs-
mäfsig sicher angesehen werden, umsomehr als überall guter Ankergrund, Thon,
vorhanden ist. .
Die Innenrhede ist fast gegen alle Winde geschützt, besonders wenn man
auf derselben so weit östlich liegt, dafs man die Englische Flaggenstange in
3z0!/40 peilt. Nur Winde aus Südwest zu Süd bis Westsüdwest könnten einigen
Seegang auf der Rhede hervorrufen. Diese Winde scheinen jedoch sehr selten
aufzutreten. Während unseres Aufenthaltes im Golfe, ein Jahr fast, wehten
beinahe gar keine Winde von bedeutender Stärke aus jenen Richtungen. Die
Hauptrichtung des Windes scheint das ganze Jahr hindurch nördlich und west-
lich zu sein.
In den Monaten Juni bis September sind andere Winde als solche
zwischen Nordnordost und Westnordwest während der Stunden 10* a. m. bis
6% p. m. die gröfste Seltenheit. In den Wintermonaten treten Südwinde ziemlich
häufig auf, halten aber selten länger als zwei Tage an und gehen fast regel-
mäfsig durch West nach Nord. Die heftigsten Winde scheinen aus Nordwest
and Nordnordwest sowie aus Südsüdost bis Südsüdwest zu wehen. Stürme
sind jedoch nicht häufig und kommen auch wohl nur in den Wintermonaten
vor. Nachts wehen ziemlich oft Landwinde aus den Richtungen Nordnordost
durch Ost bis Südost, Sie beginnen meistens nach Mitternacht und halten in
len seltensten Fällen länger als bis 10* a. m. an; auch erreichen sie selten eine
zröfßsere Stärke als 4, Am regelmäfßigsten und kräftigsten scheinen diese Land-
winde in den Monaten September bis Dezember und März bis Juni zu wehen;
wir beobachteten sie jedoch auch in den übrigen Monaten, wenn auch nicht mit
solcher Regelmäfsigkeit wie sonst.
Bemerkenswerth ist die vorherrschende obere Luftströmung aus nord-
westlicher Richtung. Bei den allerverschiedensten Windrichtungen und Zug-
richtungen in den unteren Luftschichten ziehen die oberen Wolken fast immer
aus einer Richtung zwischen Nord und West, Diese Thatsache ist so augen-
fällig, dafs ich dieselbe schon in den ersten Monaten meines Aufenthaltes im
Persischen Golf bemerkte und während des ganzen Jahres bestätigt fand.
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