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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 15 (1887)

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Die Juba-Mündung; Ostküste von Afrika. 
bestimmten Jolle entsendet, um die Verhältnisse in der Nähe zu betrachten und 
eventuell mit aller Vorsicht den Versuch zu machen, die Barre zu passiren. 
Dieser Offizier berichtet darüber: 
„Vom Grofstopp des querab von der Mündung des Juba liegenden 
Schiffes schien am 18. April die auf der vor der Flufsmündung liegenden Barre 
stehende Brandung in der Mitte weniger stark zu sein, wie zu beiden Seiten, 
und lag daher die Annahme nahe, dafs sich daselbst etwas tieferes Wasser 
befinden würde. Für die Richtung dieses Mittelfahrwassers wurde eine gute 
Landmarke gefunden, da der von Norden nach Süden laufende weifse Sand- 
strand hier scharf abschneidet und von hier ab das innere Ufer des Flusses, dem 
Seegange von Aufsen ausgesetzt, einen etwa 1m hohen Abfall bildet, welcher 
sich als gut abhebender schwarzer Streifen eine kurze Strecke nach Süden 
hinzieht. Vereinzelte niedere Baumgruppen, die sich an das nach Süden hin 
stehende Ufergestrüpp anschliefsen, heben diese Ansteuerungsmarke noch mehr 
hervor. 
Die Witterungsverhältnisse waren am 18. April günstig. Der südöstliche 
Wind hatte über Nacht in Stärke 2—3, am Vormittag in Stärke 5—1 gewoht 
und war die Dünung eine dem entsprechende. Hochwasser war um 1* 4” p. m. 
Um 1% 15” p. m. fuhr ich mit Kutter und Jolle von Bord, um dem er- 
haltenen Befehle gemäfs festzustellen, ob eine Fahrt durch die Brandung der 
Barre ohne zu grofse Schwierigkeiten zu ermöglichen sei. Der Kutter war mit 
zwei Bootsankern und 375m Leine versehen, um sich über die Barre zu fieren. 
Zur Erhöhung seiner Schwimmfähigkeit waren leere Bootsfässer unter den 
Duchten befestigt, während für die Sicherheit der Bootsgäste durch Korkwesten, 
Rettungsbojen und an den Duchten befestigte Euden mit losen Tampen Sorge 
getragen war. Die Jolle folgte, um nöthigenfalls Hülfe leisten zu können, und 
sollte zunächst aufserhalb der Brandung bleiben, 
Auf die vorerwähnte Landmarke zuhaltend, hatte ich bald, etwa 1000 m 
vom Lande ab, rechts und links Brandung, während sich die See auch schon 
voraus in der Fahrstrafse brach. Die Ausdehnung der Brandung war demnach 
eine so grofse, dafs die Fahrt durch dieselbe mit zu Anker gebrachtem Boote 
ohne Aussicht auf Erfolg war, und entschlofs ich mich daher, die Durchfahrt 
sofort zu wagen, ohne zu Anker zu gehen. Die Jolle, etwa 300 m achteraus, 
schlug, von einer höheren brechenden See erfafst, quer, und gab ich ihr den 
Befehl, in ruhiges Wasser zurückzugehen. Der Kutter, nun schon nahe der 
Brandung, ruderte weiter und befand sich, von einigen Brechern getragen, 
nach kurzer Zeit in dem ruhigen Wasser des Juba, als erstes Boot eines Kriegs- 
schiffes, welches die Barre glücklich durchfuhr., 
Obgleich der Wind etwas frischer geworden war, ging die Rückfahrt 
leichter, wenn auch langsamer von statten, und gelang es fast stets, die auf- 
laufenden Brecher zu vermeiden, 
Um 2* 30° p. m. befanden sich Kutter und Jolle wieder an Bord. 
Die auf der Barre vorgenommenen Lothungen ergaben Tiefen von 3 bis 
1,5m auf einer Strecke von etwa 600 m.“ 
Nachdem somit die Möglichkeit dargethan war, die Barre unter den be- 
stehenden Verhältnissen zu passiren, wurde am nächsten Tage eine Expedition 
in den Flufs unter Führung des Kommandanten ausgerüstet; an derselben 
nahmen noch 2 Offiziere, 1 Arzt, 5 Unteroffziere, 19 Matrosen, Herr Gustav 
Denhardt und 1 Dolmetscher, im Ganzen also 30 Mann, Theil, welche in den 
Dampf- und Ruderkutter S. M. Kr. „Möwe“ vertheilt wurden. Der Kommandant 
berichtet: 
„Von Bord aus hatte die Barre das nämliche Ansehen, wie am Tage 
vorher geboten; an Ort und Stelle war selbstredend eine Uebersicht nicht 
möglich, ich darf aber wohl gleich anführen, dafs die Verhältnisse nicht so 
günstig Jagen, als am Tage vorher. Der Dampfkutter, als das schnellere Boot 
unter Lieut. z. See Deubel, trat zuerst, und zwar ziemlich in der Mitte, auf 
die Barre. Ich mufs anerkennen, dafs die Geschwindigkeit des Bootes mit 
großem Geschick ausgenutzt wurde, um der Einwirkung der nach der Sand- 
zunge des südlichen Ufers setzenden Brandung entgegenzuarbeiten, dennoch lief 
derselbe, glücklicherweise am innern Rande der Barre, fest, konnte indefs, Dank 
dem steigenden Wasser und den Anstrengungen beider Bootsmannschaften, sehr
	        
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